Neben dem noch heute legendären und unter anderem in diversen Fernsehserien der 1970er und 1980er Jahre häufig zu sehenden SL der Baureihe R107 fristeten die von Februar 1972 bis September 1982 gebauten SLC-Coupes bei den mercedes Youngtimern eher ein Schattendasein. Erst in den letzten Jahren besonnen sich die Mercedes-Benz-Freunde und würdigen den C107 seitdem mit stetig zunehmendem Respekt was sich auch in den steigenden Marktpreisen für diesen Mercedes Youngtimer niederschlägt.
Während sich der SLC aus Front- und Heckansicht kaum vom Cabriolet unterscheidet, macht ein Blick von der Seite klar, dass das Coupé weit mehr ist, als ein SL mit festem Dach oder gar aufgesetztem Hardtop: Bis zur Vordersitzlehne sind beide Fahrzeuge beinahe identisch, dahinter trennen sie Welten.
Der SLC ist ein echter Viersitzer und verfügt daher über einen gegenüber dem 2+2-sitzigen Roadster um satte 36 Zentimeter verlängerten Radstand. Trotz dieser Überlänge wirkt der SLC sportlich-kompakt, was mit Sicherheit nicht zuletzt ein Verdienst der extrem schräg stehenden Heckscheibe sowie der charakteristischen, in die hinteren Seitenscheiben eingearbeiteten Kunststoff-Lamellen ist.
Das Leichtmetall-Coupé
Auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt präsentierte Mercedes-Benz im September 1977 voller Stolz das neue Topmodell der C107-Baureihe, den 450 SLC 5.0, der nur so vor Innovationsreichtum strotzte und bis heute das mit Abstand interessanteste Exemplar der C107-Baureihe darstellt.
In der Fachpresse überspitzt als Leichtmetall-Coupé tituliert, bestand das Fahrzeug selbstredend nicht komplett aus Leichtmetall. Doch immerhin waren der Motorblock des Fünfliter-Achtzylinders, die Motorhaube, die Heckklappe und die geschmiedeten Fuchs-Felgen aus Aluminium gefertigt, was dem 5.0 gegenüber dem Standard-450 SLC einen Gewichtsvorteil von mehr als 100 Kilogramm einbrachte. Ebenfalls völlig neu und entsprechend sensationell waren die aerodynamischen Hilfsmittel in Form eines Frontspoilers und einer Kunststoff-Abrisskante auf dem Kofferraumdeckel, die Mercedes im Serienautobau erstmals einsetzte.
Seine bei niedrigen 5.000 Umdrehungen pro Minute entwickelte Maximalleistung von 240 PS machte den 5.0 zu einem für die damalige Zeit außerordentlich antriebsstarken Tourensportwagen. Dass das Coupé nur über ein Dreigang-Automatikgetriebe verfügte es gab im Mercedes-Portfolio damals kein Schaltgetriebe, das dem mächtigen Drehmoment des V8 hätte Stand halten können behinderte es kaum: Fachzeitschriften maßen Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 230 km/h und protokollierten den 0-100 km/h-Sprint mit 8,5 Sekunden. Dazu begeisterte der SLC mit einem zwar extrem dynamischen, gleichzeitig aber sehr sicheren und auch komfortablen Fahrverhalten.
Bewegte Rennsport-Historie
Der Gedanke, dieses außergewöhnliche Fahrzeug auch im Motorsport einzusetzen, war folglich nahe liegend. Neben einigen furiosen 450 SLC-Rundstrecken-Prototypen mit einem solchen unterbot Dieter Glemser im Herbst 1973 beinahe beiläufig den seinerzeit gültigen Rundenrekord für Tourenwagen auf der anspruchsvollen Nürburgring-Nordschleife und ein paar recht erfolgreichen Langstrecken-Einsätzen eines von der damals noch jungen Firma AMG aus Affalterbach ohne Werksunterstützung aufgebauten Gruppe-5-450 SLCs konzentrierte sich Mercedes-Benz auf den internationalen Rallye-Rennsport.
So konnten 450 SLC 5.0 beispielsweise die mehr als 28.000 Kilometer lange Südamerika-Rallye Vuelta a la America Sud und die Bandama Rallye durch die Elfenbeinküste gewinnen sowie einen zweiten Platz bei der East African Safari erringen. Darüber hinaus nahm Mercedes-Benz an der Akropolis-Rallye, der Rallye-Codasur (mit 500 SLC) und der Neuseeland-Rallye teil. In den Autos saßen so klangvolle Namen wie Timo Mäkinen, Jean Todt, Björn Waldegaard oder Hannu Mikkola.
Rüstiger Rallye-Rentner
Der hier gezeigte 450 SLC 5.0 ist nicht nur als optische Reminiszenz an die historischen SLC-Rennfahrzeuge zu verstehen, sondern wurde vom Oldtimer-Service Pickel (kurz OSP) aus Uehlfeld bei Erlangen für die Teilnahme an nationalen und internationalen Oldtimer-Rallyes vorbereitet. Der OSP ist auf Arbeiten an und die Restaurierung von klassischen Mercedes-Benz-Fahrzeugen, besonders der Baujahre nach 1959 und bis 1985, spezialisiert und beschäftigt ausschließlich hoch-spezialisierte Fachkräfte mit reichlich Old- und Youngtimer-Erfahrung. Geht der Wagen an den Start, um sich mit Gegnern wie Porsche 911, BMW 02 und 6er-Coupés sowie Renault Alpine und verschiedenen Abarth-Fahrzeugen zu messen, greift Geschäftsführer Franz Pickel persönlich ins Lenkrad. Pickel ist in der Rennsport-Szene kein Unbekannter, war er doch in den 1970er Jahren mit verschiedenen Mercedes-Benz Fahrzeugen (u.a. 220 SE Heckflosse, 250 CE mit Mittelmotor, 300 SEL 6.3) im Auto- und Rallye-Cross aktiv und erfolgreich.
Den 5.0er erwarb Pickel im Serienzustand von einem Sammler, der sich von dem in recht gutem, wenn auch nicht erstklassigen Zustand befindlichen Fahrzeug trennen wollte, und machte sich mit seinem Team sofort an die für den motorsportlichen Einsatz nötigen Modifikationen. An der Fahrzeugfront wurden für eine perfekte Fahrbahnausleuchtung zwei Cibié Super Bi-Oscar-Zusatzscheinwerfer installiert, die Fahr- und Nebellicht kombinieren.
Die Hinterachse wurde für eine bessere Traktion mit einer Differenzialsperre ausgerüstet. Der Rennsportauspuff ohne Vorschalldämpfer ist erstaunlicherweise ein Mercedes-Benz-Originalteil, wie es auch bei den historischen Werks-Rallyefahrzeugen installiert war. Er verleiht dem hubraumstarken Achtzylinder einen Ehrfurcht gebietenden Sound, ohne dabei sonderlich laut zu sein. Weiteres Rallye-Equipment findet sich im Innenraum: Fahrer und Beifahrer werden mit Schroth-Mehrpunktgurten in Recaro-Sportsitzen fixiert sicher von einem geschweißten Heigo-Überrollkäfig umschlossen. Während der Pilot am Sportlenkrad dreht, bedient der zweite Mann den Wegstreckenzähler und navigiert mittels Karte und Gebetbuch.
Mehr Informationen zum den Leistungen des Oldtimer-Service Pickel sowie zum Rallye-SLC gibt es bei:
www.oldtimer-service-pickel.de
Mercedes-Fans-Facts
Fahrzeug: Mercedes-Benz 450 SLC 5.0, C107 E50
Antrieb: M117-V8-Leichtmetallmotor, 2 obenliegende Nockenwellen, mechan. Bosch K-Jetronic-Einspritzung, Hubraum: 5.025 ccm, Verdichtung: 8,8 : 1, Leistung: 240 PS bei 5.000 U/min; Kraftübertragung: Dreistufen-Automatik
Räder: 6,5x14 Zoll-Felgen mit 205/70R14er Bereifung
Sonstiges: Cibié Super Bi-Oscar-Zusatzscheinwerfer, Hinterachse mit selbstsperrendem Ausgleich, Recaro-Sportsitze, Schroth-Sicherheitsgurte, Heigo-Überrollkäfig, Sportlenkrad, Wegstreckenzähler, Schwanenhals-Leuchte, Werks-Rennsportauspuff ohne Vorschalldämpfer für Rallye-Einsatz
15 Bilder Fotostrecke | 450 SLC 5.0 Rallye-Coupé mit reicher Historie: Klassiker mit Rennsport-History
2 Kommentare
HerrLehmann
5. Mai 2009 20:10 (vor über 15 Jahren)
Sterninator
3. Mai 2009 11:14 (vor über 15 Jahren)
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