Vom Aussterben bedroht, befindet sich diese 230er SL Pagode in einem teuflisch guten Zustand. Und das hat ihr jetziger Besitzer einem großen Leinwandhelden zu verdanken, denn der Mercedes Klassiker stammt aus dem Besitz von Schauspieler Paul Hubschmid.
Von 1963 bis 1971 baute Mercedes knapp 20.000 Exemplare, davon gingen über die Hälfte in den Export, die meisten in die USA. Aktuelle Schätzungen - so auch unter anderem vom Pagodentreff-Verantwortlichen Detlef Hahn - belaufen sich auf ca. 4.000 Pagoden in Deutschland. Eine davon ist nun unser Auto der Woche. Und das ist eine ganz besondere.
Unser hier vorgestellter silbergrauer Mercedes Klassiker stammt aus dem Jahr 1965 und ist genauso attraktiv wie die Damenwelt wohl seinen damaligen Besitzer Paul Hubschmid empfunden haben dürfte.
Dieser war seiner Zeit - so die zeitgenössische Presse - der schönste Mann im deutschen Fernsehen. Bevor Paul nach Hollywood ging, drehte er Filme mit Marlene Dietrich und Romy Schneider. Unvergessen seine Hauptrolle in Der Tiger von Eschnapur oder in "Die Diamantenhölle am Mekong"!. Neben der Film-Schauspielerei war Hubschmid auch am Theater. Im Januar 2002 verstarb der Schauspieler Paul Hubschmid nach langer Krankheit.
Das Erbe eines Hollywood-Stars
Doch ein Teil von Paul Hubschmid lebt gewissermaßen weiter, denn in Ehren pflegt der neue Besitzer die Pagode aus prominentem Vorbesitz. Aber bei aller Prominenz: die Probleme waren und sind die gleichen wie bei den Pagoden der Normalsterblichen auch.
Im Grunde war die Substanz des Mercedes Oldtimers äußerlich ausgezeichnet, nur in die hinteren Radläufe verborgen knabberte der Rost. kenner wissen - ganz rostfrei ist eine alte Pagode nie (Also so gut wie nie!) Diese Weisheit bestätigte sich auch beim genaueren Betrachten der Ex-Hubschmid Pagode. Es sollte doch mehr Arbeit auf den Karosseriebauer zukommen als befürchtet. Beide hinteren Seitenteile mussten durch neue Bleche ersetzt werden. Der jetzige Besitzer ließ dies fachgerecht in einer Stuttgarter Werkstatt erledigen.
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auf Seite 2! Die Pagode von Paul Hubschmid
Der kleine Sechszylinder ist eher ein Gleiter
Der 2.306 ccm große Sechszylinder leistet zuverlässige 150 PS bei 5.500 U/min. Wer es nun mal eilig hatte, erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h, wohl aber eher selten verspürten Besitzer eines solchen Cabrios das Bedürfnis, die linke Autobahnspur in diesem Tempo zu befahren. Lieber schnurrte der Sechszylinder gediegen die Schwarzwald Hochstraße entlang oder genoss idyllische Landstraßen am Rande der Alpen. Ein echter Motorsportler war die Pagode nicht - trotz zahlreicher Versuche - auch wenn uns dass als Kinder die Carrera-Bahn weismachen wollte: da trat eine rote Pagode bei der Targa Florio gegen den Porsche 911 an.
Breitere Reifen als persönliche Note
Das solide Fahrwerk aus der Heckflossen S-Klasse (W111) ist auch der Pagode eine stabile Basis gewesen. Und bei der Restauration hatte das Streben nach Originalität höchste Priorität. Lediglich breitere Reifen gönnte man sich vor kurzer Zeit. Die auf den Stahlfelgen montierten 185er Pneus hatten ausgedient, jetzt stellen Fulda 205/70R14 mit verchromten Radkappen und Zierringen den Kontakt zur Straße her. Eine wohl akzeptable Änderung gegenüber dem Original. Und außerdem: ein bisschen mehr Sport tut uns allen gut!
Die Pagode bietet eine üppige Ausstattung
Für ein 65er Cabrio beachtenswert, die hohen Sicherheitsanforderungen mit Knautschzone und steifer Fahrgastzelle. Sicherheitsgurte erwarb man nur gegen Aufpreis in der Sonderausstattung. Schwarze Ledersitze harmonieren mit Echtholz Applikationen, die VDO Instrumente besaßen noch senkrecht angeordnete Analogzeiger. Nostalgisch wirkt das alte Autoradio, aber wenn einem der Wind um die Ohren streichelt, verzichtet man freiwillig auf sämtliche Rundfunkwellen.
Text & Fotos: Patrick Meinhold
Über 60 Pagoden Bilder mit vielen Details in unserer Galerie
Mercedes-Fans Facts
Mercedes 230 SL Pagode (W113), Baujahr 1965
Motor: 2.306 ccm, 6-Zylinder 4-Takt-Ottomotor (M127) mit 110 kW/ 150PS bei 5.500 U/min, Verdichtung 9,5:1, eine oben liegende Nockenwelle, Höchstdrehzahl 6.300 U/min, Höchstgeschwindigkeit 200km/h, Serienauspuff mit Doppelendrohr
Getriebe: 4-Gang Schalter mit Hinterradantrieb
Bremsen: Zweikreis-Bremssystem mit Scheiben vorn, Trommeln hinten
Räder: Stahlfelgen 6Hx14 mit verchromten Radkappen und Zierringe, und Fulda Carat 205/70R14
Extras: Faltverdeck, Lackierung silbergrau
Maße: Länge 4.282 mm / Breite 1.760 mm / Höhe 1.305 1.320 mm, Leergewicht: 1.295 kg
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