Wenn Autos reden könnten, sie könnten sicherlich uns allen Geschichten erzählen, die uns wie Kleinkinder, denen die (Groß-)Eltern am Bett vorgelesen haben, bezaubern würden. Zum Glück lassen sich viele Geschichten von Autos rekapitulieren und nachrecherchieren, so wie bei der hiergezeigten Mercedes-Benz S-Klasse aus dem Jahr 1972, die in diesem Jahr erneut an der Carrera Panamericana teilnimmt.
Die Carrera Panamericana eines der härtesten Rennen der Neuzeit ist sicherlich vielen Autofans ein Begriff. Das Straßenrennen wurde in seiner ursprünglichen Form in den Jahren 1950 bis 1954 ausgetragen. Damals war das Rennen als einmalige Veranstaltung zur Einweihung des mexikanischen Teilstücks der riesenlangen Carrera Panamericana gedacht. Das 3436 km lange Carrera Panamericana Rennen verläuft in neun Etappen quer oder besser längs durch Mexiko.
Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz waren schon seit dem Engagement der Daimler AG im Jahr 1952 dabei, im Premierenjahr konnte der Hersteller sogar mit seinem 300SL Flügeltürer gleich den Sieg holen. Erst 1988 wurde das Rennen wiederbelebt, seitdem nehmen Jahr für Jahr zahlreiche Oldtimer und auch Mercedes-Benz Klassiker an der Carrera Panamericana teil, wie auch der hier gezeigte Mercedes-Benz W108.
Dass sie einmal die Welt bereisen würde und bei der La Carrera Panamericana teilnimmt, hätte sich die1972er Mercedes-Benz S-Klasse bei der Erstzulassung als Vorstandswagen eines Münchener Bankhauses sicherlich nicht gedacht, auch nicht als sie 1976 von einem älteren Ehepaar als Sonntagsfahrzeug gekauft wurde.
Erfolgreiche Premiere in 2009
Doch seit dem Erwerb im Jahr 2008 ist der W108 mit den Piloten Thomas L. und Tino S. bereits zwei Mal auf der Carrera Panamericana unterwegs gewesen. Im Jahr 2009 erlangte das Team 382 den fünften Platz in der Gruppe von 19 Fahrzeugen in der Historik C Klasse, bei der Fahrzeuge mit V8 Motoren mitfahren und in der Gesamtwertung immerhin die Platzierung 33 von 100 teilnehmenden Fahrzeugen.
Im letzten Jahr haben die beiden Bayern ebenfalls erfolgreich an der Carrera Panamericana teilgenommen und belegten Platz 8 von 30 Fahrzeugen in der Historik C Klasse und Platz 42 von 120 teilnehmenden Fahrzeugen in der Gesamtwertung. Für das diesjährige Rennen hat das Team 382 umfangreiche Fahrwerksoptimierungen durch Mechatronik, einen der Sponsoren 2011 durchgeführt und die S-Klasse weiter optimiert.
Live-Blog auf Mercedes-Fans.de
Die Carrera Panamericana 2011 findet vom 21. Bis 27. Oktober statt, es geht an sieben Tagen über 3200 km durch Mexico, davon sind 650 km schnell gefahren auf geschlossenen Straßen ein Abenteuer auf vier Rädern mit Strapazen für Team und Auto bei heißem Wüstenklima und klirrender Kälte. Mercedes-Fans.de begleitet das Team 382 mit Thomas L. und Tino S. und ihrer Mercedes-Benz S-Klasse der Baureihe W108 (280 SE 3.5) und berichtet täglich von der Carrera Panamericana.
Das härteste Rennen der Welt
Bereits früh um 7:00 erfolgt am 21. Oktober in Huatulco an der Pazifik-Küste der Start zur legendären Carrera Panamericana. Die Startreihenfolge am Tag Eins der siebentägigen Hetzjagd mit farbenfrohen, historischen Automobilen durch Mexico wird bereits am Vortag beim sogenannten Prolog festgelegt. Bereits hier entscheidet die unbestechliche Uhr: Der schnellste startet als Erster, dann der Zweite, Dritte usw. Dies macht natürlich Sinn, denn dadurch werden unnötige Behinderungen und Überholvorgänge vermieden, was natürlich auch der Sicherheit der Teilnehmer dient, erklärt Thomas.
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Unfälle gibt es dennoch jedes Jahr genug, da die Carrera ein Rennen auf öffentlichen Straßen über ca. 3.200 km ist. Die Wertungsprüfungen -von denen pro Tag zwischen 9 und 12 zu bewältigen sind, werden hierzu zwar abgesperrt, dennoch bietet die Streckenführung und die unterschiedlichen Fahrbahnbeläge, Sonne, Wind und Wetter genügend Überraschungen, wenn man volles Rohr bergab durch eine Links-Rechts-Links-macht-zu Kurvenkombination fliegt, berichtet Thomas, der im Team mit Tino zum dritten Mal in Folge bei der legendären Carrera dabei ist die beiden wissen also, was sie im tropischen Huatulco und im Hochland Mexicos bei einer Streckenführung auf bis zu 2.500 Metern Höhe erwartet.
Team 382 startet in Klasse Historic C
Die startberechtigten Fahrzeuge der Baujahre 1940 bis 1965, bzw. teilweise erweitert bis 1972 werden in neun Klassen eingeteilt. Der 200 PS starke Mercedes-Benz 280 SE 3.5 startet in der Klasse Historic C, für Fahrzeuge mit V8 Motor. Unsere Gegner in dieser Kategorie sind die Ford Falcon, Mustang und Co., welche in der Regel deutlich mehr Leistung als unser Sternenkreuzer haben. Jedoch auch hier gilt das alte, britische Sprichwort: to finish first, first you have to finish!, meint Thomas. Das Salz in Carrera-Suppe der ca. 120 Starter sind jedoch die superschnellen Fahrzeuge der Tourismo Mayor. Hier ist technisch fast alles erlaubt, und so fahren hier die Studebaker, Buick und Lincoln oder Corvette mit getunten Big Block Chevy-V8 Motoren mit bis zu 600 PS dem restlichen Teilnehmerfeld regelrecht um die Ohren.
Sicherheit wird groß geschrieben
Das Roadbook, in dem die komplette Wegstrecke mittels sogenannter Chinesen, sowie die Wertungsprüfungen mit allen Kurvenradien und den zu erwartenden Gefahrenpunkte enthalten sind, ist in englisch und in spanisch verfasst. Wir nehmen die englische Variante, sagen die Kurven durch unsere Intercom aber in deutsch an, erklärt das Team 382.
Natürlich gilt die alte Weisheit: Motorsport is dangerous auch für die Panamericana. Vom mexikanischen Veranstalter wird jedoch ein hoher Sicherheitsstandard gefordert, welcher für Oldtimerveranstaltungen eher ungewöhnlich ist. Die Fahrzeuge werden nach dem jeweils geltenden Carrera-Reglement vorbereitet und haben genau definierte Überroll- und Versteifungskäfige eingebaut. Die Rennsitze in den Fahrzeugen entsprechen der aktuellen FIA-Norm.
Wir Fahrer haben feuerfeste Overalls, ebenfalls der FIA Norm (Federation International de L`Automobile) entsprechende Helme, ausgelegt für das so-genannte Head-and-neck-support-(HANS)-System, sowie NASCAR-Netze an den Seitenscheiben, erklärt Thomas. Diese Netze sollen bei einem Unfall oder Überschlag verhindern, dass Hände oder Arme bei geöffneten Seitenscheiben verletzt werden.
Abenteuer Mexiko: Eine Rallye mit begeisterten Menschen
Bei allen diesen Vorschriften und Regeln soll bei dieser exotischen und einzigartigen Veranstaltung eines nicht in den Hintergrund treten, und dies sind die legendären Events am Tagesziel der jeweiligen Etappe. Meist ist das Finish auf dem Zocalo, dem zentralen Marktplatz der alten, historischen Kolonialstädte. Hier ist die Zieleinfahrt ein ganz besonderes, emotionales Erlebnis.
Lange vor dem eigentlichen Zielbogen säumen riesige Zuschauermassen die Straßen, winken, rufen und feiern mit den Teilnehmern, die das Tagesziel erreicht haben. Auf dem Platz werden die Fahrzeuge geparkt und die Teilnehmer werden von den begeisterten einheimischen Fans umlagert. Eine, am besten mit persönlicher Widmung unterschriebene Autogrammkarte der Fahrer ist dabei ein willkommenes Souvenir, das gerne mit nach Hause genommen wird.
Der Mercedes und das Team 382 sind bereist unterwegs!
Der gewählte Anreiseweg nach Mexiko ist dieses Jahr ein anderer, als die Jahre zuvor, erklärt Thomas. Der Mercedes W108 dieses Jahr in neuem Design - ging nicht per Container direkt nach Mexiko, sondern per RoRo (Roll on -Roll off) mit einem Autotransportschiff nach Houston, Texas (USA). Wir fahren von Houston nach Huatulco zum Start der Panamericana, erzählt Thomas. Die Carrera Panamericana verläuft in diesem Jahr nach dem Start in Huatulco über Oaxaca, Puebla, Queretaro, Morelia, Guanajuato und Aguascalientes bis nach Zacatecas.
Die Erlebnisse des Mercedes-Benz Teams 382 gibt es täglich hier auf Mercedes-Fans.de in einem Blog, quasi live von der anderen Seite des Atlantiks. Freuen Sie sich auf ein spannendes Rennen und die Berichte von Thomas & Tino
Text: Team 382, Thomas Frankenstein
Fotos: Team 382 (www.LCP-Mex.de)
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