Ob der Mensch biologisch gesehen monogam veranlagt ist, lassen wir mal dahin gestellt sein. Wenn er aber seinen Mercedes mit zwei anderen Fortbewegungsmitteln teilt, lässt das nur zweierlei Rückschlüsse zu: Entweder er ist bekennender Entscheidungsneurotiker oder aber er hat sich in mühevoller Detailarbeit ein Kleinod aufgebaut, welches er nicht ganzjährig auf der Strasse sehen will.

Im Fall von Markus Kurka ist eindeutig letzteres der Fall. Obwohl er ihn sommers als Alltagsauto bewegt, verbringt er die Monate Oktober bis März eingemümmelt in der warmen Garage. Der ältere Vorbesitzer hat das weniger eng gesehen. In den sieben Jahren Erstbesitz machte der gute Herr vor geräusch- und dellenhaltigem Kontakt mit seiner Umgebung keinen Halt. Trotz öfterer Aufenthalte in den benachbarten Alpenrepubliken (zahlreiche abgelaufene Autobahnvignetten an der Windschutzscheibe bezeugten dies) zeigte der Tacho des silberfarbenen Coupés gerade einmal 89.000 km an.

Konsequenz ist alles

Es heisst zwar immer, Schuster sollen bei ihren Leisten bleiben und dass sie die löchrigsten Schuhe hätten, bei Markus trifft das (auch im übertragenen Sinne) nicht zu.

Als der den gerade frisch in Zahlung genommenen Stern auf dem Hof seines Arbeitgebers, Autohaus Halm in Hannover, in Augenschein nahm, verzichtete er sogar auf eine Probefahrt. DEN wollte Markus haben. Und damit ihm DEN keiner vor der Nase wegschnappte, trocknete die Tinte unter dem Kaufvertrag noch ehe Markus seinen Arbeitsoverall übergestülpt hatte.



Auch der Himmel bekam feines Alcantara übergezogen.

Es gab viel zu tun

Nachdem die Basis gesichert war, galt es, die ganzen optischen und mechanischen Unzulänglichkeiten des „Opa“-Wagens auszumerzen. Gut, dass Markus als Karosseriebauer praktisch direkt an der Ersatzteilquelle sitzt und sich zu helfen weiss. Allein die Erneuerung, respektive Instandsetzung der Achsteile, Lenkung und des Automatikgetriebes hätte schon ein kleines Vermögen verschlungen. Das heisst aber nicht, dass Markus das Geld aufs Sparbuch gepackt hat.

Vielmehr hat er es in allerlei schöne Tuningteile gesteckt. Ein schöner Batzen Euros dürfte für die zweiteiligen RH-Aluräder vom Typ „RAT Exclusiv“ draufgegangen sein. Die etwas seltsame Typbezeichnung der Rundlinge aus dem Hause Höffken hat übrigens nicht im entferntesten etwas mit den kleinen grauen Nagetieren zu tun.

Vielmehr bekam der Felgenstern einen Schuss „Kosmosschwarz“ ab, während die Betten dank eines Besuchs bei der Firma Chromewheel in glänzender Form scheinen. Kosmosschwarz kommt auch das Dach daher, genau wie die Aussenspiegel. Bei denen handelt es sich übrigens, genau wie auch um beide Stossfänger und Seitenschweller um sogenannte „Mopf“-Teile, ein in der Szene üblicher Begriff für Facelift oder eben „Modellpflege“.

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Grosse Radhäuser bringt der CLK ja von Haus aus mit. Sollen sich aber die eingangs erwähnten RH Räder vor den Zimmermann-Bremsen mitsamt 225/35 R19 und an der Hinterachse gar 255/30ern in Kombination mit einem H&R-Fahrwerk (welches die Karosserie gute sechs Zentimeter gen Boden holt) kollisionsfrei drehen können, bedarf es einiger Massnahmen an den Radkästen.

Kein Problem für unseren Karosseriebauer Markus, der überhaupt null Berührungsängste im Umgang mit dem Mercedes-Blech kennt. Etwas Feinarbeit gab es noch zwischendurch bei den Details zu erledigen. So stammt die vordere Stossleiste vom US-Modell und verfügt über die chrakteristischen Sidemarker. Klarglas schmückt Nebelleuchten und Seitenblinker, während die amerikanischen Rückleuchten mittels Lasur auf Avantgarde-Optik getrimmt wurden.



Markus arbeitete Luftschlitze vom Sprinter in den rechten Kotflügel ein

Sechs im Benz - was will man mehr?



Der 3199 cm³-V6 sorgt mit seinen 218 Pferdestärken in jeder Fahrsituation für reichlich Leistungsreserven. Um das Klangbild etwas zu „schärfen“, spendierte Markus dem Ansaugtrakt einen K&N-Sportluftfilter und eine Eisenmann Auspuffanlage. Lackierte Kunststoffteile und zahllose verchromte Kleinteile zeugen von der Detailverliebtheit, mit der Markus zu Werke gegangen ist.

Last but very not least

Im Innenraum gibt es bei so einem Wagen naturgemäss nur wenig zu tun. Die orthopädischen Sitze mit Memoryfunktion weiss Markus trotz seiner 23 Jahre zu schätzen. Das originale Lenkrad tauschte er gegen ein 340mm Raid Silberpfeil mit Airbag. Die A-, B- und C-Säule erhielten einen frischen Überzug aus Alcantara, genau wie der Himmel übrigens, bei dem das Projekt in eine grössere Fummelarbeit ausartete.

Nachdem auch dieser Punkt auf der „To-Do“-Liste abgehakt war, widmete sich unser Sternfreund den Wohlklängen, von Membranen erzeugt. Helix- und MacAudio-Lautsprecher bewegen die Luft im Takt der Musik, welche wiederum aus einem Kenwood DDX6029 Doppel-DIN Receiver stammt. Aufbereitet werden die Klänge von einem Blaupunkt Verstärker, welcher sich in Begleitung eines Subwoofers showtauglich im Kofferraum eingenistet hat.

Markus' Dreiecksbeziehung hat nur im Winter Bestand. In den schönen Monaten des Jahres sitzt er exklusiv am Steuer des CLK, wird das Wetter unbeständiger, darf es auch mal ein Nissan oder ein BMW Motorrad sein. Von den beiden würde er sich auch - ohne mit der Wimper zu zucken – trennen. Was für seinen Benz nicht gilt. Markus und er sind unzertrennlich. Ist der Mensch also am Ende doch ganz zahm und monogam..?



Text & Fotos: Igor Vucinic

Mercedes-Fans Facts

Fahrzeugtyp: Mercedes CLK 320, W208

Baujahr: 1999

Karosserie: Front- und Heckstosstange, Seitenschweller und Aussenspiegel vom Facelift-Modell, US-Stossleiste vorn mit Klarglas-Begrenzungsleuchten, Klarglas Nebelleuchten, Dach und Spiegel in Kosmosschwarz lackiert, Mercedes-Embleme entfernt, US-Rückleuchten in Avantgarde-Optik lasiert, Sprinter Lufteinlass im vorderen rechten Kotflügel, Anbauteile in Wagenfarbe (Brilliantsilber metallic) lackiert, Radläufe gezogen

Räder: 2tlg. RH Typ „RAT“ Exclusiv, Betten Edelstahl poliert, Stern schwarz lackiert, vorne 8,5x19 ET61, hinten 9,5x19 ET61

Reifen: Hankook EVO S1, vorne in 225/35 ZR19, hinten in 255/30 ZR19

Fahrwerk: H&R Cup Kit mit gekürzten Gasdruckdämpfern, Tieferlegung ca. 60/45mm, RH-Spurverbreiterung vorne 50mm/Achse, hinten 80mm/Achse

Motor: 3199 cm³-V6 mit 218 PS, diverse Motorteile lackiert, Chromteile

Getriebe: 5-Gang-Automatik

Bremsen: Zimmermann-Sportbremsen vorne, Bremssättel in Wagenfarbe lackiert

Innenraum: Innendekor in Wagenfarbe lackiert, SLK-Pedalauflagenm Chromringe im Tacho, Raid 340mm Silberpfeil-Lenkrad, Chrom-Schaltkulisse, Schaltknauf in Wagenfarbe lackiert, Veloursfussmatten mit CLK-Logo und Silberkeder, Mittelarmlehne und Türgriffe mit Leder bezogen und mit Silbernaht verziert, Chrom-Türpins, blau beleuchtete Einstiegsleisten aus Edelstahl, A-, B-, und C-Säulen und Himmel mit Alcantara bezogen, LED-Innenleuchten und Einstiegsbeleuchtung

ICE: Kenwood DDX6029 DoppelDIN DVD Receiver mit Navi und TMC, DVB-T Tuner, MacAudio Fireball 300 Bassbox, Blaupunkt GTA 400 Flash Endstufe, Hifonics DVD Monitor, Helix Dark Blue 2-Wege Soundsystem vorn und hinten, Heckausbau mit Alcantara bezogen

60 Bilder Fotostrecke | Dreiecksbeziehung - CLK 320: Mercedes Tuning: Geschmackvoll veredelter CLK 320 #01 #02