28. Februar 2010 11:55 (vor über 14 Jahren)
20.000 km mit unserem 560 SE
Zugegeben, eigentlich wollten wir schon viel früher einen kleinen Einblick in den Alltag mit unserer W126 S-Klasse geben, aber wie so oft, bleibt das Naheliegendste immer bis zum Schluss liegen. Jetzt hat unser kommoder Silberpfeil 20.000 km absolviert und hier der erste längere Zwischenbericht.
Als wir uns nach einem geeigneten Redaktions-Mercedes umgeschaut hatten, war der W126 gar nicht ganz oben auf der Watchlist. Dort standen vielmehr ein W140, der Baby-Benz (W201) und der W124. Also alles Mercedes-Modelle, die derzeit im Ruf stehen, nicht nur besonders zuverlässig zu sein, sondern auch mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis aufwarten.
Weil ein Redakteur oft unterwegs ist, sollte der Redaktions-Mercedes ausgesprochene Langstrecken-Qualitäten mitbringen , Fahrspaß bieten und den Alltagsbelastungen gewachsen sein. Ein Oldtimer war somit ausgeschlossen, dem Redaktions- Stress wollten wir einen W108 zu Beispiel nicht aussetzen. Als nächster Wunsch-Kandidat schied der W201 aus, weil der knapp 2 m lange Kollege Frankenstein in dem Auto keine Sitzposition fand, die er als langstreckenerträglich durchgehen ließ. Also schauten wir uns am anderen Ende um. Der W140 bot alles, was das Herz begehrte, vor allem an Platz. Kollege Ebeling liebäugelte mit einem 600 V12 und wir alle staunten über das vergleichsweise niedrige Preisniveau dieser Oberklasse-Ikone. Das Problem der von uns inspizierten W140 Modelle (insgesamt 4 Stück) lag meistens in kleineren Elektronik- Fehlern. Bei dem einen funktionierte ein Fensterheber nicht, bei einem anderen wollte sich der Tempomat nicht schalten lassen. Mitten in die Überlegungsphase, ob wir einen S 420 für 7.000 mit ganz wenig Kilometern aus erster Hand kaufen sollten, platzte dann das Angebot des W126 560 SE.
Kein schlechtes Auto! wie wir aus eigener Erfahrung und aus dem Erstellen von Kaufberatungen über diese Baureihe wussten. Also den schauen wir uns noch an, sonst nehmen wir den S 420!, lautete der Redaktionsbeschluss im April 2009. Beim Ortstermin entdeckten wir sofort die Spuren kleinerer Parkrempler und die Spuren kleinerer harmloser Unterrostungen an den vorderen Kotflügeln, aber bis auf das Ticken in der linken Zylinderbank des 279 PS starken Achtzylinders zeigten sich keine weiteren Probleme. Auch die gefürchteten Unterrostungen an dem hinteren Windschutzscheibenrahmen glänzten hier durch Abwesenheit. Das Interieur war mit schwarzem Leder ausgekleidet und sah wirklich nicht nach knapp 200.000 km aus. Und eine grüne Umweltplakette hatte der W126 560 SE auch. Die Entscheidung für die S-Klasse von 1989 war gefallen. Wir konnten noch ein bisschen handeln, weil wir monierten, dass es nur ein 560 SE mit kurzem Radstand war. Wir haben dann 5.500 für einen Mercedes bezahlt, der in dieser Ausstattung neu deutlich mehr als 150.000 DM - also rund 75.000 Euro - gekostete hatte.
Erst nach dem Kauf begriffen wir, dass wir mit dem 560 SE eine rechte Rarität an Land gezogen hatten. Nur 1.252 Exemplare der leistungsstärksten S-Klasse wurden mit kurzem Radstand ausgeliefert. Kleiner aber feiner Unterschied gegenüber den anderen kurzen Karossen, sind die leicht verbreiterten Vorderkotflügel, damit die 215/55 16 da hineinpassen.
Jetzt hatten wir statt einem belastbaren Redaktions-Mercedes eine Redaktions-Rarität, aber wir beschlossen, den 560 SE dennoch zu nutzen und Zug um Zug die kleineren Probleme abzustellen, damit unsere S-Klasse wieder proper auf den Rädern stand. Der Lack macht auch nach über 20 Jahren einen guten Eindruck, dennoch wollen in Kürze an ihm diverse hochwertige Pflegemittel ausprobieren und mal schauen, was das für ergebnisse bringt.
Als erstes wurde das Tickern des V8 beseitigt. Wir ließen uns unsere Vermutung der eingelaufenen Nockenwelle u.a. bei Brabus bestätigen. Die Reparatur nahm dann in Essen die Werkstatt Sigmar Gugitsch vor, die speziell in Youngtimerkreisen einen exzellenten Ruf hat. Die komplette Reparatur inkl. Welle kostete uns knapp 1.500 Euro. Und nach rund 12.000 km kann man sagen, gute Arbeit.
Ein Sparfuchs ist unsere S-Klasse in punkto Verbrauch leider nicht. Unter 16 Liter Super geht mit dem V8 gar nichts. Dafür aber tröstet er uns mit hohem Reisekomfort und einer hohen Zuverlässigkeit. Die Unterhaltskosten beschränken sich abgesehen von der Nockenwellen-Reparatur bislang auf Benzin und Öl, von letzterem aber knapp 1 Liter auf 1000 km. Ein Umbau auf Gas kommt wegen dem Raritätenstatus aber nicht in Frage. Ärgerlich ist nur, dass irgendjemand eine Zierstrebe aus dem Kühler gebrochen hat, Das werden wir im Rahmen der Karosserie-Kosmetik in diesem Jahr noch nachholen. Schließlich soll unser Mercedes 560 SE auf dem Mercedes treffen Schöne Sterne 2010 eine gute Figur machen.
Weiteres in Kürze!