Die Furcht scheint groß beim Wettbewerb: spätestens seit der niedrige Einstiegspreis des neuen Mercedes Citan bekannt ist, der auch Platzhirsch VW Caddy unterbietet, scheint das Zähneklappern der Konkurrenten grösser als das Klappern ihrer Lieferwagen. Und das will bei einigen was heißen. Und so gelangt ein Filmchen in Umlauf, von dem der ein oder andere nun vielleicht denken mag, er hätte es besser nicht in Umlauf gebracht.

Inszenierter Shitstorm - wer steckt dahinter?

Jüngste „Opfer“ des harmlosen Filmchens sind die „Welt online" und "Focus online“, die verbreiteten, dass der Spott der sich Handwerker-Szene über den neuen Mercedes Citan sogar in einem kleinen YouTube Video manifestieren würde. Das Problem an dieser Feststellung: es gibt keinen Aufschrei in der Handwerker-Szene und besagtes Video ist gezielt lanciert. Vielleicht haben sich die die Initiatoren angesichts der Veröffentlichungen gar die Hände gerieben. Vielleicht ein wenig vorschnell, denn das Video wurde im Auftrag einer Agentur verbreitet. Und da hat sich jemand verplappert.

Danach hat sich der Fall wohl wie folgt abgespielt: So beauftragte ein Hersteller aus der Transporterbranche eine Agentur, die sich auf das virale Verbreiten von Nichtigkeiten spezialisiert hat, ein Video im Netz zu verbreiten. Das Video zeigt zwei Bauarbeiter, die sich über den neuen Mercedes ihres Vorarbeiters Kalle unterhalten, während die Kamera stur auf einem eingeblendeten Renault Kangoo blieb. Die Intention ist klar, Da dieser "ferngesteuerte" Gag eines "kontrovers im Netz diskutierten Videos" gar nicht diskutiert wurde, meinte der Auftraggeber mit Geld nachhelfen zu müssen. Und so rief eine freundlich plappernde Sheila von einer Hamburger Agentur im Auftrag des Videoproduzenten bei Seitenbetreibern, Internetpublishern und manchem Blogger noch einmal an und offerierte ein hübsches Sümmchen und einige davon griffen zu.

Ein „Shitstorm“ wurde daraus immer noch nicht, eher ein laues Lüftchen.

Und wer die mäßige Popularität des Videos im Netz mit den angeblichen Zugriffszahlen auf YouTube abglich, dem schien auch der Gedanke nicht fern, dass da clevere Programmierer ein Programm geschrieben haben könnten, welches in schöner Regelmäßigkeit besagtes Filmchen aufrief. Ein automatischer Klickgenerierer also. Gibt es nicht? Gibt es im Netz hundertausendfach.



Man hätte über diese insgesamt eher stümperhafte „virale Aktion“ nur schmunzeln können. Wenn nicht dieser ganze Unsinn unverhofft dadurch Relevanz erhalten hätte, als nun ein Beitrag auf „Welt online“, das schlecht gehypte Video zum Handwerker-Spot hochstilisierte. Und das ist in der Tat doppelt peinlich, weil der Autor Benjamin Bessinger, dies ohne Namensnennung auf "Focus online" gleich noch einmal verbraten hat. Nur am Rande sei angemerkt, dass auch der Name Benjamin Bessinger nicht mehr als ein Pseudonym ist. Statt nun ungeprüft zu konstatieren, die deutsche Handwerkerschaft spotte über den Stern, was völlig aus der Luft gegriffen ist, wäre besser ein wenig Recherche angebracht gewesen. Diese förderte nämlich Überraschendes zutage: Wie wir auf Nachfrage bei besagter Hamburger Agentur erfuhren, ist Auftraggeber für die „Sharing-Plattform“ niemand anders als die Agentur MediaCom. Und diese hat im Portfolio auch den Auftraggeber Volkswagen Nutzfahrzeuge. Sollte VW am Ende hinter dieser lauen Kampagne stecken? Dann wird es jetzt richtig peinlich für alle Beteiligten - nur für den Citan nicht.



Text: Thomas Ebeling

Wurde dieses Video von der Citan-Konkurrenz in Umlauf gebracht?

Mit diesem Video hat Mercedes-Benz neugierig auf den CITAN gemacht. Es war zugleich "Vorlage" für das Basher-Video!