Fahrbericht: Mercedes-Benz S 63 AMG 4MATIC

Das Machtinstrument: Nadelstreifen mit Biss - AMG macht die neue S-Klasse scharf!!

Fahrbericht: Mercedes-Benz S 63 AMG 4MATIC: Das Machtinstrument: Nadelstreifen mit Biss - AMG macht die neue S-Klasse scharf!!
Erstellt am 9. Oktober 2013

Länger, breiter, stärker aber auch leichter und kaum teurer: speziell der lange S 63 AMG ist gegenüber dem Vorgängermodell spürbar im Vorteil!



„Der schönste Platz in der S-Klasse ist hinten rechts!“ Ein Standpunkt, den nicht gerade wenige Zeitgenossen vertreten. Bei dem von AMG aufgemöbelten S 63 AMG ist das aber gerademal der zweitschönste Platz. Denn bei dem 585 PS starken Edelstern nimmt man das Steuer am liebsten doch selbst in die Hand. Zumindest die meiste Zeit…..



...und warum nur die meiste Zeit? Weil natürlich auch der S 63 AMG das kann, was alle anderen Mercedes S-Klassen (W222) auch können. Wie beispielsweise teilautonom Autofahren. Zum Beispiel morgens im Stau. Mit dem Einschalten der DISTRONIC PLUS und dem Aktivieren des Lenkassistenten ist auch der S 63 AMG in der Lage, seinen Herrn und Meister (Es darf auch eine Herrin und Meisterin sein, da ist der Nobel-Bolide ganz emanzipiert.) fast wie von selbst durch den Stau zu chauffieren. So kann der Herr Generaldirektor schnell noch die Börsenkurse studieren oder der Fußballprofi seine Benotung im Kicker oder Don Balon.

Endlos viel Kraft - elegant-luxuriös verpackt: 585 PS und 900 Nm machen nicht nur die Straße frei!

Aber teilautonomes Fahren ist beim S 63 AMG zwar möglich, ehrlich gesagt dann wirklich nur der halbe Spaß. Denn auch wenn sich der S 63 AMG äußerlich vergleichsweise nur dezent von der normalen Mercedes S-Klasse unterscheidet, so steckt unter der Aluminium-Karosse schließlich doch eine echte Fahrmaschine.



Ein bisschen „La Belle et la Bête“, ein bisschen „Dr. Jeckyl and Mr. Hyde“, ein wenig „Armani Nadelstreifen und Pumphosen“. Denn wen der rechte Fuß juckt, der kann die 5,28 m lange Limousine in 4 Sekunden auf 100 km/h-Marke katapultieren. Wir sprechen von der Langversion. Wer die 5,15 m lange Basisvariante ohne 4MATIC wählt, muss sich eine halbe Sekunde länger gedulden. Schluss ist bei 250 km/h, oder gegen 3.000 Aufpreis bei 300 km/h.

Wobei wir uns dabei ertappt haben, die Leistungsgrenzen kaum auszuloten. Denn die Domäne des S 63 AMG ist nicht hecktische Raserei und wilde Kurvenhatz, - wobei wir festhalten, dass seine Grenzbereiche weit in jene Sphären entrückt sind, die wir im Straßenalltag kaum erreichen – sondern vielmehr diese unglaubliche lockere Souveränität, die der S 63 AMG fast schon beiläufig aus den Hosenrohren schüttelt.

900 Nm Drehmoment sind eben schon eine Macht! Egal ob Ampelstart oder Überholmanöver, noch nie haben sich knapp 2 Tonnen Lebendgewicht leichter angefühlt als in diesem S 63 AMG 4MATIC. Und dabei spielt es fast kaum eine Rolle, ob die Straße pulvertrocken oder wie nach dem einsetzenden Regen etwas „slippery“ war. Der über eine Lamellenkupplung gesteuerte Allradantrieb verteilt die Kräfte zu 67 % auf die Hinter- sowie zu 33 % auf die Vorderachse und schaltet sich in Bruchteilen einer Sekunde zu.

Selbst im Haftungsfall kann der Fahrer dieses Kraftpaket mit fast schon provokanter Gelassenheit pilotieren, ohne die entspannte Sitzhaltung verlassen zu müssen. Das ist – um es mit wenigen Worten zu sagen –phänomenal. Und der Autotester fragt sich, wie wollen die in Affalterbach das in Zukunft denn noch toppen? Ah ja, der S 65 steht ja vor der Tür!

Wir fragen uns: Wie will AMG das noch toppen?

Wie viel Potenzial unter dem feinen Zwirn nun wirklich steckt, sieht man der S 63 AMG-Limousine im Stand dabei kaum an. Gewandet in ein dezentes Silbermetallic schaut der S 63 AMG auf den ersten Blick für Auto-Normalverbraucher doch sehr nach typischer S-Klasse aus. Allein die 20“-Felgen und die Abgas-Quadrophonie im Heck lassen erahnen, dass das hier ein Bolide aus Affalterbach ist. Die Frontschürze unterscheidet sich zwar ebenfalls vom Serienmodell, aber wer leitet von diesem Unterschied schon ab, dass hinter den großen Nüstern ein hochpotenter Bi-Turbo mit 585 PS steckt? Wie deutlich anders ist doch der Auftritt, wenn die gewählte Farbe z.B. weiß ist und in den Radhäusern mattschwarze Felgen stecken. Was Farben doch so ausmachen…!

Solange Modus „C“ gewählt ist, wird auch das verwöhnte Ohr kaum etwas von der rauen Seite der Macht spüren. Weder akustisch, noch in punkto Fahrkomfort. Das ändert sich erst unter Volllast, dann wird der Ton ein wenig kehliger. Oder wenn das Wählrad auf „S“ wie Sport gedreht wird. Ja, dann ist die Straße eine Spur spürbarer! Ja, dann ist der Affalterbacher Marsch im Ohr präsenter. Eine Klappensteuerung macht es möglich. Aber aufdringlich ist das alles noch nicht. Allerdings verzichtet die die Langversion auf die jüngst vorgestellte Magic Body Control, da diese nicht mit der 4MATIC kombinierbar ist.

Runter mit den Pfunden: die 100 kg-weniger-Kur!

Im fast Verborgenen wirken die anderen AMG-Maßnahmen, die dem Kunden die Gewissheit schenken, doch etwas ganz Besonderes zu fahren. Trotz 4MATIC-Antrieb haben es die AMG-Ingenieure geschafft, gegenüber dem S 63-Vormodell rund 100 kg abzuspecken. Eine Lithium-Ionen Batterie spart allein 20 kg, die geschmiedeten Leichtmetallräder hobeln auch ein paar Pfunde runter. Die Krönung aber ist die Kofferraummulde aus GFK. Dabei geht es nicht immer um die Frage, ob der Aufwand das Ergebnis rechtfertigt, wichtiger ist doch zu wissen, dass sich der S63 AMG die Exklusivität dieser Lösung gönnt. Oder etwa nicht? Und wir fragen uns, welche Teile wird AMG in Zukunft noch durch GFK ersetzen?

Schöner wohnen? Freudiger fahren? Besser leben!

Das Bestreben, das laut internationaler Presse beste Auto der Welt ein wenig „affalterbacher“ zu machen, findet erwartungsgemäß im Innenraum seine Fortsetzung Auch hier ist nicht gediegene Sportlichkeit das Thema, sondern sportive Eleganz. Raumangebot und Sitzfreiheit sind verschwenderisch und das AMG-Wappen im Leder der Mittelkonsole erinnert daran, dass dieser Mercedes nicht nur ausgesprochen luxuriös, sondern mehr als nur ein bisschen „special“ ist.





Im Vergleich zur "normalen" S-Klasse hat AMG das Interieur weiter verfeinert. Zum Vergleich bitte hier klicken: neue S-Klasse Interieur

Abends, wenn der Generaldirektor als Letzter geht und die Firmentore schließt, der Innenraum in den sanften Schein des Ambientelichts getaucht wird und die JWC-Uhr anzeigt, dass es wieder einmal ein viel zu langer Tag gewesen ist, dann erwächst die Erkenntnis, was für ein verflucht tolles Auto die S-Klasse im Allgemeinen und der S 63 AMG im Besonderen doch ist. Eigentlich sollte jeder einen S 63 AMG fahren dürfen, was sich bei Grundpreisen um 150.000 Euro vielleicht doch eher schwierig werden dürfte.

Dennoch: Der Weg ins Paradies führt über Autos wie den S 63 AMG, egal ob Sie selber fahren wollen, oder sich lieber gern fahren lassen. Ob Sie die Hot-Stone-Massage genießen wollen, oder den brachialen Bums bei Durchziehen der Gänge. Ach ja, fast vergessen: eine 9-Gang-Automatik haben wir bei diesem Biturbo nicht vermisst, das AMG Speedshift 7-Gang Getriebe macht seinen Job sehr ordentlich. Es kann unmerklich im Hintergrund die richtigen Zahnräder kombinieren, aber bolzt – wenn Sie es unbedingt wollen – auch einen trockenen humorlosen Kraftschluss rein.

Übrigens, am Ende zeigte der Computer einen Testverbrauch von 13,3 Liter an. Aber das kann hier nicht das Thema sein. Eher das die Langversion der vielleicht bessere Kauf ist, da gegenüber moderatem Aufpreis nicht nur mehr Raum, sondern dank 4MATIC auch mehr Rums an Bord ist. Der Lange wäre unsere Wahl!



Text: Thomas Ebeling

Fotos: Daimler AG, Thomas Ebeling

Technische Daten: Mercedes-Benz S 63 AMG 4MATIC

Typ: Mercedes-Benz S 63 AMG (langer Radstand)

Motor: V8, 4 Ventile pro Zylinder, 5461 ccm, Mikroprozessorgesteuerte Benzin-Direkteinspritzung, Biturbo-Aufladung

Leistung: 430/585 kW/PS bei 5500 U/min, 900 Nm bei 2250 U/min

Getriebe: AMG SPEEDSHIFT MCT 7-Gang Sportgetriebe (Automatik)

Fahrwerk: Vorderachse: Vierlenkerachse, aktive Fahrwerksregelung, Luftfederfahrwerk, AMG RIDE CONTROL Hinterachse: Raumlenkerachse, aktive Fahrwerksregelung, Luftfederfahrwerk, Active Body Control

Bremsanlage: hydraulische Verbund-Scheibenbremsen (vorn und hinten), vorn und hinten innen belüftet und gelocht, Bremsassistent, ABS, ESP

Räder: 8,5 x 19 (v) und 9,5 x 19 (h) geschmiedete Leichtmetallfelgen

Länge x Breite x Höhe in mm: 5287 mm x 1915 mm x 1499 mm

Leergewicht: 2070 kg

Fahrleistungen:

Beschleunigung 0-100 km/h (s): 4,0

Höchstgeschwindigkeit (km/h): 250 (elektr. abgeregelt)

Verbrauch: 10,3 l Herstellerangabe)

Basispreis: 149.880,50 Euro kurzer Radstand, 152.617,50 Euro langer Radstand inkl. 4MATIC

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4 Kommentare

  • LukasA250e

    LukasA250e

    Also, andere Kollegen hatten am Kitzbühler Horn bei 22,3% Steigung sehr viel Spaß. Einfach ein Mikro ans Heck gepappt, Kopfhörer auf und Sound genießen. Und sich bergab wundern das der Rennradfahrer auch mit fast 110 ins Tal gerollt ist... Gruß Christoph
  • 2FAST4YOU

    2FAST4YOU

    Auf der Grossglocknerhöhenstrasse war der S AMG sicher in seinem Element. Die Kurvenradien sind ja sogar für Busse ausgelegt. Auf der Kitzbühlerhorn Privatpassstrasse sicher weniger. Denn da ist es eng. Mir hat vor einigen Wochen mit meinem kleinen roten Engländer diese Grossglocknerhöhenstrasse sehr viel Spass gemacht. Ich meine sogar mehr als wenn ich den SLS dabei gehabt hätte. Warum ? Weil man diese AMG Autos nur mit Samtfuss fahren kann. Den 63er MG-B, den kann man da so richtig ausfahren und man hat jede Menge Platz, auch zum Ueberholen. Leider war an dem Tag kein AMG auf der Strecke, zum mitspielen. Nur jede Menge Audi's.
  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Stimmt Pano, der S 63 hat großen Spaß gemacht. Trotzdem achten wir darauf, dass wir fair bewerten und auch auf "Schwachstellen" hinweisen. Wenn da jetzt im Bericht vielleicht etwas Begeisterung durchscheint, dann vielleicht deswegen, weil der S 63 auch ein begeisterungswürdiges Auto ist. Natürlich könnten wir auch ein Ladevolumenvergleich anstellen, oder die Kopffreiheit messen. Das erschien dem Autor im Zusammenhang mit dem S 63 aber eher zweitrangig.
  • Pano

    Pano

    Beim Lesen könnte der Verdacht aufkommen, dass der Autor viel Spaß mit dem S 63 hatte... Da juckts mich in den Fingern wieder bei einer AMG Emotion-Tour mitzumachen. Aber es ist ja bald Weihnachten und Socken hab ich schon genug :-) Grüsse Pano

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