Das besondere G-Modell: Der Weiße Riese – kurz und gut!

Mercedes Youngtimer als Rallye-Replika: „Jacky Ickx“ Mercedes - Benz 280GE Paris - Dakar 1983

Das besondere G-Modell: Der Weiße Riese – kurz und gut!: Mercedes Youngtimer als Rallye-Replika:  „Jacky Ickx“ Mercedes - Benz 280GE Paris - Dakar 1983
Erstellt am 4. Mai 2009

Die Mercedes G-Klasse war erst vier Jahre auf dem Markt als Ihr die größte Ehre beschert wurde, die ein Geländewagen erreichen kann. Ein Sieg bei der Mutter aller Rallyes, der Paris-Dakar Rallye. Um diesen Sieg in Erinnerung zu halten wurde nun dieses Fahrzeug repliziert, da das Original Rennfahrzeug ist leider verschollen ist.

Mit der Erstellung der „Kopie“ befasste sich der Mercedes G Experte Jörg Sand (Autor des Mercedes G-Klasse Buches), in Zusammenarbeit mit der Daimler Presseabteilung, Texaco Deutschland, Michelin und Hella entstand dann eine 100% originalgetreue Kopie des Dakar Mercedes G.

Als Ausgangsprodukt diente wie beim Original ein Mercedes 280 GE Station kurz Baujahr 1982. In der Schweiz wurde noch ein seltenes rostfreies Exemplar dieses Mercedes Youngtimer gefunden. Der Wagen war wie das Original weiß, zunächst wurde das Fahrzeug komplett ausgeräumt und lackiert. Dann folgte der Einbau der rennsportlichen Veränderungen. Das Fahrwerk und der Antriebsstrang wurden überholt und am Schluss stand die Rekonstruktion der originalen Beklebung.

Ehemalige Mitarbeiter von Daimler standen beim Umbau mit Rat und Tat zur Seite und lieferten wichtige Informationen über das Fahrzeug.

Der belgische Profirennfahrer Jacky Ickx gewann 1983 mit dem original Mercedes - Benz 280GE die 5. legendäre Paris – Dakar Rallye. Dabei vertraute er auf die Ansagen seines Navigators, dem französischen Filmstar Claude Brasseur. Das eingesetzte Fahrzeug ist im Vergleich zu den Fahrzeugen, die heute bei der Rallye Dakar eingesetzt werden, weitgehend seriennah.

Der (M 110) Sechszylinder Motor wurde im Mercedes Benz Werk Untertürkkeim auf 220 PS getunt. Dafür wurden andere Nockenwellen verbaut, der Zylinderkopf bearbeitet und die Kolben und Pleuel fein gewuchtet. Auch die Luftansaugung und der Abgaskrümmer wurden geändert, dabei fanden auch Teile des W 116 Verwendung. Unüberhörbar auch die ungedämpfte Gruppe A-Auspuffanlage. Weitere motorsportliche Änderungen wie eine spezielle Motorhaube, Türen und Kotflügel vorne aus leichtem GFK kamen ebenso zum Einsatz wie Spezialanfertigungen aus Aluminium für die Aerodynamikanbauten an Front und Heck, der Motorunterfahrschutz und die Heckklappe.

Hella Rally 3000 Zusatzscheinwerfer sorgen für Erhellung

Auf Grund der extremen Belastungen der Rallye verfügt das Fahrzeug über eine verstärkte Vorderachse. Zur Sicherheit wurden Recaro Rallye Sitze mit Schroth Motorsportsicherheitsgurten verbaut. Michelin XS spezial Sandreifen sorgten für Vortrieb in der Wüste. Außer der Frontscheibe sind alle Fenster aus extrem leichtem Plexiglas. Im Inneren des Autos befindet sich ein stabiler Überrollkäfig. Das Fahrzeug hat ein speziell abgestimmtes Fahrwerk mit Bilstein-Stoßdämpfern und Eibach-Federn.

Für gute Sicht bei den Nachtetappen wurden Hella Rally 3000 Zusatzscheinwerfer montiert. Die Schmierstoffe für das Rallyefahrzeug steuerte Hauptsponsor Texaco bei.

1983: der Mercedes G siegt bei der Paris-Dakar

Bereits 1982 belegt das Team Ickx / Brasseur in einem ähnlichen Fahrzeug den 5. Platz bei der Marathonrallye.

1983 folgte dann der Sieg nach beschwerlichen 21 Tagen und 14.000 km durch Wüste, Steppen, Gebirge und Dschungel. Es ist bis heute der größte sportliche Erfolg der Mercedes G-Klasse. Gegenwärtig treten die Werksteams in Prototypen bei der Dakarrallye an. Der Mercedes G Modell ist somit das weltweit einzige unverändert produzierte Serienfahrzeug das die Dakarrallye gewonnen hat.

Auch für Jacky Ickx blieb der Sieg mit dem Mercedes der einzige Dakarsieg, obwohl er danach mit Porsche und Peugeot mehrere Werkseinsätze bei der Wüstenrallye fuhr.

Wie sich der Bolide fährt...

...erfahren Sie auf der nächsten Seite.


Doch wie fährt sich der Bolide der 80er Jahre?

Nun zu den Fahreindrücken mit dem nachgebauten Rallye Boliden, das Einsteigen über den Überrollkäfig in die engen Recaro Schalen ist noch etwas mühsam, vor allem weil man sich an den leichten GFK-Türen nicht abstützen darf. Sitzt man erst mal, ist es auch recht bequem, nach der Anschnallprozedur mit den Sechspunktgurten die Drehung am Zündschlüssel. Nach zwei Versuchen springt der Reihensechszylinder etwas widerwillig an, um dann unter höllischem Lärm in einen unruhigen Leerlauf zu verfallen. Ein behutsamer Tritt aufs Gaspedal erweckt das Doppelnockenwellen-Aggregat erst richtig zum Leben.

Von dem infernalischen Brüllen des Sportauspuffs werden Kamele und Hyänen auch noch kilometerweit gewarnt, hier kommt der Dakar-Sieger. Erster Gang, rein und los! Die Beschleunigung von 0-100 liegt bei 12 Sekunden, die Geräuschkulisse schreit nach einer Wiederholung. Alle Gänge durchgeschaltet landet man im Vierten Gang, mehr gibt es nicht, ausgedreht geht der G bei 6.500 U/min 185 Km/h (was ohne Gehörschutz kaum auszuhalten ist). Die Höchstgeschwindigkeit erreicht der G nur auf Grund des Aerodynamikanbau am Heck, der nebenbei auch den Verbrauch um gut 2 Liter/100 km senkt. Um dem Unmut von Anwohnern und Gesetzeshütern zu entgehen, verziehen wir uns erstmal ins Gelände. Der Wagen bewegt sich sicher mit 80-90 Km/h auf unwegsamen Feldwegen und ist auch bei tiefen Löchern unempfindlich. Dann eine Senke, mit einem mächtigen Sprung landen wir wieder souverän auf der Piste, Dakar Feeling live! Das macht soviel Spaß, dass man gar nicht mehr aufhören mag. Das stabile Fahrwerk mit zwei Starrachsen an massiven Längslenkern, Schraubfedern und Teleskopdämpfern meistert jedes Gelände.

Reifenwahl – nur nichts dem Zufall überlassen

Der Mercedes G (W 460/461) bis 1999 verfügt noch über einen zuschaltbaren Allradantrieb, das heißt bei normaler Fahrt ist man mit Heckantrieb unterwegs. Der G ist also auch eine Driftmaschine und für publikumswirksame Auftritte geeignet. Bei unserer Testfahrt im Gelände driftete der G mehr als uns lieb war, was an der Straßenbereifung lag, die bei unserem Test montiert war. Michelin hat dem Fahrzeug drei Satz Reifen spendiert, Straßenreifen in 235/70/16 für Überführungsfahrten, Geländereifen in 235/85/16 für Geländefahrten und die originalen Sandreifen in 7.50/16 für Ausstellungen. beim Bremsen legt sich der G wegen seines verhältnismäßig geringen Gewichts von nur 1850 Kg ebenfalls ziemlich ins Zeug!

Die Serienbremse (Scheiben vorn und Trommel hinten) ist für 2800 kg ausgelegt. Sie zeigt aber bei starker Beanspruchung deutliche Ermüdungserscheinungen. Bereits 2007 wurde das Fahrzeug bei verschiedenen Anlässen von Daimler präsentiert. 2008 war das 25-jährige Jubiläum des Mercedes Dakar Sieges!

2009 gibt es dann 30 Jahre G-Klasse zu feiern, auch da wird sich der eine oder andere Auftritt für den Weißen Riesen finden. Weitere Infos unter: www.sand-medien.de, www.jacky-ickx-fan.net





Text und Fotos: Hans Jörg Schekahn



Lesetipps:



Jörg Sand „Das Neue Große Mercedes G-Klasse Buch“ (Heel), Jörg Sand „Das Mercedes G-Klasse Schrauber Handbuch“ (Heel)

Mercedes-Fans Facts

Hersteller: Daimler AG

Typ: Mercedes-Benz 280GE Kasten Kurz (W 460)

Baujahr: 1982

Motor: M 110

Zylinder: 6 Reihe

Hubraum: 2746ccm

Leistung: 220 PS bei 6000 U/min

Max. Drehmoment: 250 Nm bei 4500 U/min

Kraftstoffanlage: Bosch K-Jet.

Kraftübertragung: 4 Gang Schaltgetriebe

Beschleunigung 0-100: 12 Sekunden

Bremsweg 100-0: 40 Meter

Höchstgeschwindigkeit: 185 Km/h

Gewicht Fahrfertig: 1850 Kg

Verbrauch: 18 Liter/Straße, 24 Liter/Gelände

Bereifung: 235/85/16

Länge: 430 cm

Höhe: 200 cm

Breite: 170 cm

Neupreis 1982: 150.000 DM

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