Fast verschrottet: 1969 Mercedes-Benz „Pagode“ 280 SL (W113)

2013 feiert die SL Pagode 50. Geburtstag - Mercedes-Fans.de zeigt Mercedes-Oldtimer als rollende Hobby-Restauration

Fast verschrottet: 1969 Mercedes-Benz „Pagode“ 280 SL (W113): 2013 feiert die SL Pagode 50. Geburtstag - Mercedes-Fans.de zeigt Mercedes-Oldtimer als rollende Hobby-Restauration
Erstellt am 5. Februar 2013

Unglaublich aber wahr! Die meisten Klassiker von heute sind Gebrauchswagen von damals! Heute werden viele Oldtimer gehegt und gepflegt. Ein Wölkchen am Himmel – und schon bleibt das geliebte Altmetall in der Garage. Seinerzeit hat sich wohl kaum jemand einen Kopf um Regen oder Schnee gekümmert und ist mit seinem schönen Stern gefahren – mal abgesehen von Zweitwagen oder Cabriolet bzw. Roadstern, wie bei dem hier gezeigten 1969er Mercedes-Benz 280 SL.

Die Pagode, die wir Ihnen dieses Mal auf Mercedes-Fans.de präsentieren, wurde allerdings gar nicht mal so sehr geschont. Ihre Geschichte hätte beinahe abrupt ein jähes Ende gefunden, denn der heutige Klassiker sollte nach 25 Jahren der normalen Nutzung verschrottet werden. Zum Glück für die heutigen Besitzer Dr. Gabriele Kischel-Augart und Johannes Lietz, die ihre Pagode im Jahre 2004 erstanden. Einer der Vorbesitzer hatte das Schicksal des heutigen gefragten Mercedes-Oldtimer gedreht und den 280 SL in den Jahren 1996/'97 gründlich restauriert.

Vor 25 Jahren war der SL "nur" ein altes Auto - heute ein gefragter Mercedes-Oldtimer

Die Restauration sah nicht nur die Komplett-Überholung der Karosse inklusive einer Neulackierung im originalen Anthrazit-Metallic (Farb-Nr. 172) vor, sondern auch den Austausch des Motors.

Austauschmotor garantiert weiterhin viel Spaß mit der Pagode

Anstelle des originalen Motors, der dank seines Alltagseinsatzes schon viele Kilometer auf dem Buckel hatte, implantierte der Vorbesitzer einen baugleichen Austauschmotor mit 2,8-Liter Hubraum unter die lange Haube der Pagode. So hat der Kilometerzähler zwar eine Laufleistung von über 250.000 km abgespult, die Technik ist aber überholt.

Nach rund einem Jahr auf der Suche nach einer Pagode fanden Dr. Gabriele Kischel-Augart und Johannes Lietz diese Pagode: „Über den sogenannten Buschfunk wurde uns zugetragen, dass jemand in Marl seine Pagode verkaufen wollte, da er in den letzten Jahren kaum mehr als 250 km gefahren war“, erklärt Johannes Lietz.

Allerdings klang das am Telefon nicht besonders attraktiv: „Preis zu hoch, Zustand schlecht. Farbe, nie gehört! Trotzdem haben wir uns das Auto angesehen“, berichtet der Unternehmensberater, der mit seinem Bruder den Wagen in Augenschein nahm: „Der Zustand war eher bescheiden: Fahrzeug nicht sauber, sprang schlecht an, Ölflecken, Teppich schlecht verarbeitet, Verdeck grausam! Aber: Die Karosseriearbeiten und der Lack waren gut.“

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Nach langem hin und her kam es Ostern 2004 zu einer Probefahrt. „Das Auto ruckelte, rußte, der Wind pfiff durch das Verdeck“, meint der Essener. Doch die beiden Mercedes-Fans kauften die Pagode nach den üblichen Feilschereien und erhielten noch ein umfangreiches Ersatzteilpaket inkl. überholten Motorblocks, neuen Verdeckstoffs und etlicher großer Dosen mit Schrauben.

Diese Schrauben fanden in der folgenden rollenden Restaurierung, die rund 12 Monate dauerte, fast alle wieder ihren Platz in der Pagode wieder! Dazu wurden viele mechanische Teile darunter auch die Heizungsanlage, Zündanlage (jetzt 123-Ignition), Einspritzpumpe überholt - teilweise in Eigenleistung, teilweise durch Fachwerkstätten. Auch das Getriebe wurde wegen defekter Synchronisierung ausgetauscht.

Die selbst durchgeführten Arbeiten erledigte Johannes Lietz zusammen mit seiner Frau auf einem Bauernhof, wo der Wagen den Winter über verbleibt. „Meine Frau und ich betrieben das Hobby gemeinsam. Wir schrauben beide. Gelegentlich helfen Clubfreunde aus dem Mercedes-Benz SL-Club Pagode, in dem wir beide Mitglied sind“, erklärt der Mercedes-Fan, der schon Anfang der 1980er Jahren Strich-Acht gefahren ist.

Die Besitzer sind aktive Mitglieder im SL-Club Pagode

Des weiteren wurden die sichtbaren Teile im Motorraum chromatiert, die Bodenbleche gereinigt, entrostet und neu isoliert sowie der Unterboden ist trockeneisgestrahlt und gewachst. Auch das auf der Probefahrt zugige Verdeck ist ausgetauscht.

Neuer Innenraum für den Mercedes-Oldtimer

Überholt wurde auch das Interieur – allerdings erst 2008/09 – als die Pagode schon in den Händen der heutigen Besitzer Gabriele und Johannes war. So sind u.a. die Sitze und die Türverkleidungen aus Leder im originalen Farbton Hellrot 3001 gepolstert und bezogen worden.

Mercedes-Fans durch und durch...

Mittlerweile hat der Mercedes Pagode in den letzten 8 Jahren ca. 70.000 km gefahren. „Da wir in unserem Verein aktiv sind, nehmen wir regelmäßig an Treffen und Veranstaltungen teil“, erklärt Johannes, „im Alltag fahren wir eine E-Klasse E220 CDI T-Modell (W212) und einen SLK 230 Kompressor (R170).“ - die beiden sind also Mercedes-Fans durch und durch...



Text & Fotos: Thomas Frankenstein

Mercedes-Fans-Facts

1969 Mercedes-Benz „Pagode“ 280 SL (W113)



Antrieb: Reihensechszylinder, 2778 ccm, 170 PS bei 5750 U/min, Bosch-Einspritzanlage, Viergang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Doppel-Querlenker, Schraubenfedern, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, Drehstab-Stabilisator, Scheibenbremsen; Hinten Eingelenk-Pendelachse mit Ausgleichfeder, Schraubenfedern, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, Scheibenbremsen

Räder: Stahlfelgen 6 J x 14 HB mit Radkappe, Vredestein Classic Sprint 185 R 14

Sonstiges: Sitzbänke und Türverkleidungen (hellrot, 3001) neu gepolstert, Becker Mexico Radio, Farbe: Anthrazit-Metallic (172)

35 Bilder Fotostrecke | Fast verschrottet: 1969 Mercedes-Benz „Pagode“ 280 SL (W113): 2013 feiert die SL Pagode 50. Geburtstag - Mercedes-Fans.de zeigt Mercedes-Oldtimer als rollende Hobby-Restauration #01 #02

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