In Budapest hatte das Mercedes-AMG DTM Team diesmal nicht den Hauch einer Chance auf einen Rennsieg. Sprichwörtlich zu schwer wog der Nachteil der Verteilung der Performance-Gewichte, die den Mercedes-AMG C 63 DTM zum mit Abstand schwersten Fahrzeug im Feld machte. Zu schlechter Letzt wurde auch noch Daniel Juncadella wegen einer nachträglichen Disqualifikation um sein sensationelles Jungfern-Podium gebracht.
Audi übermächtig!
Bereits in den Trainings war die Übermacht der Audis erdrückend! Alle acht Ingolstädter Autos belegten die acht ersten Plätze im Samstags-Qualifying. Und auch am Sonntag sah es nicht viel besser aus. Das lag zum großen Teil an dem deutlichen Gewichtsnachteil, den die C 63 DTM infolge der Performance-Gewichte mit sich herum schleppen mussten. Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass die meisten Mercedes-Piloten ebenfalls Probleme mit der Abstimmung auf dem neu asphaltierten Kurs in Ungarn hatten. So war von Anfang an ein Rennsieg außer Reichweite.
Juncadella endlich auf dem Podium - zunächst!
Durch viel Chaos in der ersten Runde des Sonntagsrennens - die beiden Titelkontrahenten Wittmann (BMW) und Mortara (Audi) kollidierten direkt am Start - konnte sich aber der Spanier Daniel Juncadella, sonst eher vom Renn-Pech verfolgt, diesmal durch einen Blitzstart und eine clevere Verhaltensweise im Chaos vom elften Startplatz bis auf den dritten Rang vorschieben und gab diesen auch nicht mehr her. Die Folge war das viel umjubelte erste Podium für den stillen Spanier in seinem bereits 54. DTM-Rennen.
Harte Starfen durch die Rennleitung!
Der Jubel legte sich allerdings sehr schnell, denn kurz darauf gab die Rennleitung die nachträgliche Disqualifikation des Mercedes-AMG DTM-Piloten mit der #12 bekannt. Der Grund war eine Unregelmäßigkeit an den so genannten Skid Pads am Unterboden. Diese Blöcke sind am Unterboden des Fahrzeuges verschraubt und sollen eine Mindest-Bodenfreiheit sicher stellen. Wenn die Fahrzeughöhe zu niedrig eingestellt ist, setzt der Skid Block zu oft auf und schleift sich ab. Das wird hinterher vermessen. Wenn der Block zu dünn geworden ist, gibt es eine Disqualifikation. Das selbe Schicksal ereilte übrigens auch Tabellenführer Marco Wittmann im selben Rennen, der dadurch seine deutliche Meisterschaftsführung empfindlich reduziert sah und nun um seinem Meistertitel fürchten muss.
Wenns funkt, dann schleifts! Zu geringe Bodenhöhe macht den Skid Pads zu schaffen!
Der Titel ist weg!
Der Titel ist indes kein Thema mehr für das Mercedes-AMG DTM Team. Der einzig noch mit geringen Chancen ausgestattete Robert Wickens ging im ersten Rennen am Samstag genauso unter wie seine Teamkollegen. Am Sonntag unterlief ihm zudem ein folgenschwerer Fehler in der Startaufstellung, als er sich auf den falschen Startplatz stellte, aufgrund dessen er von ganz hinten starten musste. Im Rennen kämpfte er sich zwar noch bis auf Platz 10 zurück, der Meisterschaftszug ist allerdings abgefahren. Nun gilt es, beim Saisonfinale in Hockenheim als Team nochmal eine gute Figur abzugeben. Zudem müssen sich die Fahrer noch in eine gute Ausgangspositionen für das Fahrer-Karussell für 2017 bringen, das so langsam ordentlich Fahrt aufnimmt. Dazu später mehr.
Sightseeing mal anders!
Ein absolutes Highlight war die "Stadtrundfahrt" durch Budapest im Vorfeld des Rennens, als die Piloten mit ihren DTM-Boliden die Innenstadt der Donau-Metropole unsicher machten. Hier zeigte die DTM absolute Fan-Nähe, die sicher noch den einen oder anderen Ungarn zur Rennstrecke gelockt hat. Solche Aktionen dürfen - auch und vor allem in Deutschland - gern wiederholt werden!
Stimmen zum Rennen (vor der Disqualifikation)
Daniel Juncadella (25 Jahre, Spanien):
- 3. Platz
- Startnummer: 12
- Team: SILBERPFEIL Energy Mercedes-AMG (Mercedes-AMG DTM Team HWA)
- Fahrzeug: Mercedes-AMG C 63 DTM
"Mein erstes Podium in der DTM - das war ganz sicher das schönste Rennen in meiner bisherigen Karriere. Damit hatte ich echt nicht gerechnet. Denn bis zum zweiten Rennen sah es an diesem Wochenende nicht danach aus. Ich hatte aber erneut einen Mega-Start. Diese gelingen mir seit einigen Rennen stets sehr gut. Nach der ersten Runde lag ich schon auf Platz drei. Das war unglaublich. Insgesamt war es ein sehr emotionales Rennen für mich. Angesichts der Umstände konnte ich wirklich nicht glauben, dass ich auf dem dritten Rang lag. Aber ich hatte ein perfektes Auto. Vielen Dank an meine Jungs, dieser Podestplatz ist genauso ihr Verdienst."
Robert Wickens (27 Jahre, Kanada):
- 12. Platz
- Startnummer: 6
- Team: SILBERPFEIL Energy Mercedes-AMG (Mercedes-AMG DTM Team HWA)
- Fahrzeug: SILBERPFEIL Energy Mercedes-AMG C 63 DTM
"So hatte ich mir den Tag heute sicher nicht vorgestellt. Ich bin am Start auf die falsche Startposition gefahren. Das war einfach ein dummer Fehler, der mir leider nicht aufgefallen ist. Danach musste ich als Letzter starten und konnte mich immerhin bis auf P12 nach vorne kämpfen. Unter normalen Umständen ist das in Budapest eine ordentliche Leistung. Aber heute habe ich durch einen blöden Fehler die mathematische Chance auf den Titel verspielt. Das tut mir im Herzen weh."
Felix Rosenqvist (24 Jahre, Schweden):
- 13. Platz
- Startnummer: 88
- Team: EURONICS / FREE MEN'S WORLD Mercedes-AMG (Mercedes-AMG DTM Team ART)
- Fahrzeug: FREE MEN'S WORLD Mercedes-AMG C 63 DTM
"Von so weit hinten hatte ich keine allzu großen Hoffnungen. So gesehen war es beinahe wie ein Testrennen für uns. Leider war mein Auto nach dem Qualifying leicht beschädigt. Umso wichtiger war es, dass wir im Rennen wieder die Pace zeigen konnten. Das Auto war in Ordnung und fühlte sich gut an. So konnte ich mich von P24 bis auf P13 nach vorne arbeiten. Das war eine ordentliche Leistung. Glückwunsch an Dani zu seinem ersten DTM-Podium. Das hat er sich in seinem vierten DTM-Jahr wirklich verdient und ich freue mich sehr für ihn."
Paul Di Resta (30 Jahre, Schottland):
- 15. Platz
- Startnummer: 3
- Team: Mercedes-AMG (Mercedes-AMG DTM Team HWA)
- Fahrzeug: Mercedes-AMG C 63 DTM
"Das war ein chaotisches Rennen. Ich hatte eine sehr gute erste Runde und versuchte dann eine etwas andere Strategie. Leider hat das nicht funktioniert. So kam ich auf dem 15. Platz ins Ziel - es hätte aber viel besser sein können. Ich hatte den Speed, um in die Top-10 zu kommen. Jetzt möchte ich die Saison in Hockenheim mit einem Erfolgserlebnis abschließen."
Christian Vietoris (27 Jahre, Deutschland):
- 16. Platz
- Startnummer: 8
- Team: BWT Mercedes-AMG (Mercedes-AMG DTM Team Mücke)
- Fahrzeug: BWT Mercedes-AMG C 63 DTM
"Ein relativ unspektakuläres Rennen für mich. Ich fuhr die ganze Zeit hinter Paul, konnte mich aber nicht nach vorne verbessern. Typisch Hungaroring eben. Jetzt richte ich meine Konzentration auf das Finale in Hockenheim."
Lucas Auer (22 Jahre, Österreich):
- 17. Platz
- Startnummer: 22
- Team: BWT Mercedes-AMG (Mercedes-AMG DTM Team Mücke)
- Fahrzeug: BWT Mercedes-AMG C 63 DTM
"Das war ein schwieriger Tag an einem schwierigen Wochenende. Leider haben wir uns etwas verlaufen. Das Rennen heute verlief eigentlich ganz gut. Aber ich steckte die ganze Zeit im Verkehr. Man kann sich einfach nicht viel verbessern, wenn man von hinten startet. Jetzt freue ich mich auf Hockenheim."
Gary Paffett (35 Jahre, England):
- 18. Platz
- Startnummer: 2
- Team: EURONICS / FREE MEN'S WORLD Mercedes-AMG (Mercedes-AMG DTM Team ART)
- Fahrzeug: EURONICS Mercedes-AMG C 63 DTM
"Wenn man von so weit hinten startet, bedeutet das immer harte Arbeit im Rennen. Ich hatte einen sehr guten Start und machte einige Positionen in der ersten Kurve gut. Danach wurde ich in Kurve zwei weit nach draußen gedrückt und verlor die gewonnenen Plätze dadurch wieder. Das war schade. Das Auto fühlte sich heute okay an, aber wir sind einfach von zu weit hinten gestartet, um mehr erreichen zu können."
Maximilian Götz (30 Jahre, Deutschland):
- 19. Platz
- Startnummer: 84
- Team: Mercedes-AMG (Mercedes-AMG DTM Team HWA)
- Fahrzeug: Mercedes-AMG C 63 DTM
"Das war ein enttäuschendes Wochenende für mich. Es ging schon im Training los, in dem wir uns schwer getan haben. Bis auf die heutige Racepace war ich von diesem Wochenende extrem enttäuscht. Heute war die Pace im Rennen gut, das stimmt mich positiv für das Saisonfinale in Hockenheim. Aber insgesamt war das Auto an diesem Wochenende sehr unruhig auf der Vorderachse. Das haben wir leider nie in den Griff bekommen. Wenn man dann von hinten startet, kann man im Rennen nichts weiter ausrichten. Ich freue mich jedoch für Dani, dem ich herzlich zu seinem ersten Podium gratulieren möchte."
Ulrich Fritz, Mercedes-AMG DTM Teamchef: "Um mit dem Positiven zu beginnen: Gratulation an Dani zu seinem ersten DTM-Podium. Er war schon oft nah dran, heute hat es endlich geklappt. Ansonsten fällt es mir schwer, dem Rennen viel Gutes abzugewinnen. Ich denke, über die Situation am Start gibt es nicht viel zu sagen. So etwas darf natürlich nicht passieren. Damit haben wir uns heute endgültig aus der Fahrermeisterschaft verabschiedet, das ist wirklich schade."
Fotostrecke vom Wochenende: 47 Bilder Fotostrecke | DTM in Budapest: Schwieriges Wochenende für das Mercedes-AMG DTMN Team
Fotos: Daimler
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