Vor ein paar Wochen konnten wir schon im schönen Spanien ein paar Runden mit dem neuen E-Coupé drehen, mit durchweg positiven Eindrücken! Nun hatten wir die Gelegenheit, das neue Mercedes-Benz E 400 4Matic Coupé ausgiebig zu testen und nachzuprüfen, ob unser erster Eindruck auch einem nachhaltigen Test übersteht. Ergebnis: Tut er!

Was kann der Schönling im Alltag?

Als wir in Spanien im Februar das erste Mal mit dem neuen E-Coupé in livehaftiger Schönheit konfrontiert wurden, kamen wir aus dem Schwärmen gar nicht mehr hinaus. Formal und technisch überzeugte die "Schönste Seite der E-Klasse", wie wir damals titelten, absolut. Zugegebenermaßen waren die Tage in Spanien sowohl von der Organisation als auch vom Wetter her traumhaft, so dass man sich gelegentlich auch mal täuschen lässt, was die tatsächlichen Qualitäten eines Fahrzeuges angeht. Nun rollte ein E 400 4matic Coupé auf unseren Redaktionsparkplatz, um auch im harten deutschen Alltagseinsatz seine Kompetenzen zu beweisen und unseren ersten Eindruck zu bestätigen.

Eine optische Offenbarung!

Über die optischen Qualitäten des C 238 genannten Coupé-Ablegers der W213-er E-Klasse braucht man kaum ein weiteres Wort zu verlieren. Anerkanntermaßen sind Linienführung und Proportionen so ziemlich das beste, was Chefdesigner Gordon Wagener bislang auf das digitale Reißbrett gebracht hat. Und da entstanden schon einige hoch dekorierte Designs! Gerade das bullige und trotzdem irgendwie filigrane Heck ist bildschön. Ebenso die Dachlinie, wo allerdings das kleine feststehende Seitenfenster die Optik doch empfindlich stört. Trotz aller technischen (darunter verläuft der Tankstutzen) und optischen (eine extrem schlanke C-Säule war ein MUSS) Erklärungen der Designer erwischt man sich doch immer wieder bei dem Gedanken, ob das nicht auch irgendwie anders gegangen wäre...

Design und Ergonomie auf Top-Niveau - wenn man genug Kreuzchen gemacht hat!

Solche Gedanken verschwinden schlagartig beim Entern des noblen Interieurs. Unser Testwagen war mit jeder Menge feiner Extras vollgestopft, was das Wohlgefühl noch deutlich steigerte. Neben dem unverzichtbaren Widescreen-Display war das weiße Coupé auch mit aktiven Multikontursitzen in schwarz-rot ausgestattet. Diese Farbkombination ist sicher Geschmacksache, setzt aber auf jeden Fall einen schönen Kontrast zum weißen Lack. Und ergonomisch sind diese Sitze das beste, was derzeit auf dem Markt zu bekommen ist. Anlässlich des Startes der Mille Miglia in Italien legten wir mit dem Coupé bei der Anreise extrem lange Tagesetappen zurück und stiegen trotzdem jedesmal entspannt und ohne die üblichen Rückenbeschwerden aus. Durch die Massagefunktion, die gegenüber den Vorgängermodellen nochmals deutlich aufgewertet wurde, werden solche langen Etappen eher zum Genuss als zur Last. Auch die Sitzposition und die Ergonomie stimmen perfekt. Auf den angesprochenen langen Etappen kann man bei zurück gestelltem Sitz und weit eingestellten Seitenwangen lässig lümmeln, während einen die Seitenwangen bei sportlicher Fahrweise bei Bedarf eng in die Zange nehmen und man nah ans Lenkrad rücken kann für ein direktes Feedback. Perfekt! Dies gilt in gleicher Weise für die Platzverhältnisse, die gerade vorn schon fast fürstlich sind. Aber auch hinten kann man selbst als Großgewachsener problemlos lange Strecken zurück legen. Nicht umsonst spricht Mercedes von "einzig wahren Viersitzer im Segment". Und wirklich: zwei jeweils 1,86m große Personen können problemlos hintereinander sitzen. Die Kopffreiheit passt - ungeachtet der flachen Dachlinie und des großen Panomaradaches - ebenso. Großartig!

Comand Online - Teilweise langsam und umständlich!

Das kann man leider nicht in vollem Umfang von der Bedienung der Displays und des Comand-Systems behaupten. Hier erschließt sich nicht sofort, welche Funktionen man nun über das KI der Instrumententafel oder mit dem Comandsystem regeln muss. Zudem geht die Bedienung mittels des Drehdrückstellers, des Touchpads und der beiden Sensorflächen im Lenkrad nicht sonderlich intuitiv von der Hand. Nach der Eingewöhnung jedoch macht das Zappe in den Menüs schon Spaß. Ein deutlicher Kritikpunkt ist das extrem langsame Navi unseres Testwagens. Hier dauerte es gefühlte Ewigkeiten, ehe der Rechner eine neue Route beisammen hatte oder auf Umleitungen reagierte. In anderen E-Klassen war dieses Phänomen nicht so deutlich zu spüren. Eventuell war dies ein Fehler unseres Testwagens. Wir werden das weiter beobachten. In Sachen Konnektivität bietet das System wirklich alles, was das Herz begehrt. Sogar ein WLAN-Hotspot ist integriert.

Perfektes Zusammenspiel von Motor und Getriebe!

Soweit die statischen Eindrücke, kommen wir zu dem Punkt, der bei einem sportlichen Ableger einer Limousine im Mittelpunkt steht: der Fahrdynamik. Unser Testwagen war mit dem zur Zeit stärksten Benzin-Motor ausgestattet. Der 3 Liter große, mittels Turbo augeladene V6 leistet 333 PS und gibt seine 480 Nm Drehmoment an eine 9-Gang-Automatik weiter, die wiederum alle vier Räder bedient. Der V6 entpuppte sich als ein absolut passender Motor-Partner für das Coupé. Im ersten Eindruck wirkt die Maschine etwas unaufgeregt und linear. Das Wort langweilig möchte man in diesem Zusammenhang nicht in den Mund nehmen. Aber mit jedem Kilometer lernt man die Eigenschaften dieses tollen Motors mehr zu schätzen. Vor allen die große Spreizung der verschiedenen Fahr-Modis von Eco bis Sport+ lassen einem die Wahl, wie man unterwegs sein möchte. Im Eco-Modus schaltet die Automatik sehr früh, nutzt das gute Drehmoment und segelt im Schub-Betrieb vor sich hin. Das lässt einen ganz automatisch sehr entspannt durch die Gegend cruisen. Das andere Extrem ist der Sport+ Modus. Hier schärft der V6 seine Sinne, hängt extrem am Gas und dreht blitzartig hoch. Auch der etwas synthetisch klingende Sound steigert sich zu einem sonoren Brummen, das nie aufdringlich wird und gut passt. Die Fahrleistungen sind mit 5,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und abgeregelten 250 km/h Topspeed über jeden Zeifel erhaben. Viel beeindruckender ist es, wie der gesamte Antriebsstrang den Spagat zwischen purer Sportlichkeit und lässigen Cruis-Modus hinbekommt.

Airmatic bügelt alles glatt, kann aber auch rennen!

Die Im Testwagen installierte Luftfederung Airmatic passt sich perfekt dem gewählten Fahrmodus an. In der Comfort-Stellung schwebt das Coupé geradezu dahin, schwingt aber auch gern bei langen Bodenwellen etwas nach. Keine Spur mehr davon im Sport-Modus, wo das Fahrwerk knackig straff, aber keinesfalls zu hart agiert. Sehr gelungene Abstimmung! Das gilt in besonderer Weise auch für die Lenkung. Sie reagiert butterweich und dennoch exakt und bietet viel Feedback. Erfreulicherweise verzichteten die Daimler-Ingenieure darauf, die Lenkung in der Sport-Stellung unnötig zu verhärten, wie das bei manchen anderen Herstellern als "sportlich" verkauft wird. Auch in der Sport-Stellung lenkt man leicht, aber mit sehr viel Gefühl und Rückmeldung. So geht eine gute Lenkung!

Assistenten ohne Ende!

Sicherheitstechnisch war unser Modell mit allen Assistenten ausgestattet, die erhältlich sind. 360° Kamera, aktiver Einpark-Assi und aktive Querverkehrwarnung sind ebenso an Bord wie die famose Distronic Plus mit Staupilot. Das System reagiert mittlerweile so perfekt, dass Staus nun beinahe Spaß machen. Das Auto fährt nach dem automatischen Stillstand auch von selbt wieder an, solange man nicht eine bestimmte Zeitdauer steht. Zudem folgt es seinem Vordermann exakt und hält die Spur. Selbst Kurven sind bis zu einem bestimmten Maß kein Problem. So kann man sich im Stau entspannt zurück lehnen, ein wenig massieren lassen und das Ganze. Im Blick behalten sollte man das Geschehen natürlich schon, denn im Zweifen ist und bleibt der Fahrer verantwortlich!

Teuer, aber exklusiv!

Kommen wir zu einem Punkt, der am Ende doch etwas auf das Gemüt schlägt: den Kosten. Wie zu erwarten ist das Mercedes-Benz E-Coupé kein Schnäppchen. Der Spaß beim E 400 4matic Coupé beginnt bei 64.807,40 Euro. Das sind schlappe 10.000 Euro Aufschlag zum knapp 90 PS schwächeren E 300 Vierzylinder. Wenn man das Auto mit leckeren Extras wie in unserem Testwagen voll stopft, wird man ohne Probleme sechsstelling. Allerdings bietet das E-Coupé im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern auch volle Alltagstauglichkeit, die sogar eine gewisse Familientauglichkeit enschließt. Und auch die laufenden Kosten halten sich im Rahmen. Natürlich verbraucht der turbo-befeuerte V6 im Alltag deutlich mehr als die versprochenen 8,1 l/100km, was aber keinen überraschen sollte. Auf schweizer Autobahnen mit Tempolimit kann man aber deutlich unter 10 l/100km bleiben. Bei artgerechter Haltung werden es zwischen 11 und 12 l/100 km, dann hat man aber bereits viel Fahrspaß gehabt.

Fazit: Unser erster Eindruck hat sich vollkommen bestätigt. Dieses Auto ist vor allem Fahrdynamisch und in Sachen Fahrkomfort eine Referenz nicht nur in seiner Klasse. Man möchte gar nicht mehr aussteigen.

Bildgalerie: 51 Bilder Fotostrecke | Fahrbericht Mercedes-Benz E 400 4matic Coupé: Wunderschöner Alleskönner! #01 #02

Technische Daten:

Mercedes-Benz E400 4MATIC Coupé

Motor

Kraftübertragung

Fahrwerk

MaßeundGewichte

FahrleistungenundKraftstoffverbrauch