Klein und doch auf dem Vormarsch, wie ein zartes Pflänzchen entwickelt sie sich immer mehr in Deutschland. Die Rede ist natürlich von der Mercedes Community. Wo viele Sternschrauber einst ein einsames Dasein fristeten, schweisst das World Wide Web alle zu einer grossen Familie zusammen. Mercedes-Fans.de war unterwegs und zeigt Ihnen heute Teil Eins der Szene-Doku Made in Äitsch-Town oder einfach nur Hannover.
Es ist März und wir sind im Norden Deutschlands unterwegs. Das sind zwei Umstände, die man bei der Planung eines Fototermins nie aus den Augen lassen sollte. Aus diesem Grund waren statt der verabredeten zehn nur fünf Fahrzeuge vor Ort anwesend. Verständlich, wer jahrelang Blut, Schweiss und Tränen in den Aufbau seines wertvollen Fahrzeugs investiert, möchte es nicht an einem verregneten Märztag aus der Halle rollen müssen.
Timo Neuber: 1968er W108
Einer der glorreichen Fünf, die Wind und Wetter trotzen, ist Timo Neuber. Der 32jährige Vollblut-Mercedes-Mechaniker kaufte seinen grünen 68er W108 als umgebauten US-Import. Jenseits des grossen Teichs wurde der Mercedes, welcher mal ein 280 SE mit Lenkradautomatik war, auf einen 200er Diesel mit manueller Schaltung umgebaut. Schuld war die Ölkrise am Anfang der 70er Jahre. Ein am Fraunhofer Institut beschäftigter Professor kümmerte sich um die Überführung. Zum Jahrtausendwechsel bekam die Limousine eine aufwändige Restaurierung. Bilstein Federn und neue Stoßdämpfer sorgen für eine satte Strassenlage. Die 16 Zoll Dunlop Bereifung kommt stilecht mit Weisswandringen daher.
Sven Janowski: 1974er W115
Sven Janowski ist als Aussendienstler im KFZ-Teilehandel tätig und beruflich viel auf Achse. Trotzdem gibt es für ihn nach Feierabend nichts Schöneres als in seinen vollrestaurierten 1974er W115 zu springen. Umgangssprachlich auch Strich Acht genannt. Als er den Wagen übernahm, erwartete ihn eine interessante Überraschung. Nicht nur dass der Wagen vom ersten bis zum letzten Tag in einer Mercedes-Werkstatt gewartet wurde, der Vorbesitzer hat auch jeden Papierschnipsel vom Prospekt über jede Servicerechnung bis hin zum originalen Kaufvertrag aufbewahrt. Fuhr Sven den Wagen anfangs nur selten aus der Garage um nicht so viele Kilometer abzuspulen, so hat er sich schweren Herzens zu einer regulären Nutzung entschlossen.
Eric Bernstein: W114 /8
Während Timos Stern den Weg vom Benziner zum Diesel ging, baute Eric Bernstein seinen W115 der ersten Serie vom 200D zum "W114" 280E um. Der Grund ist recht simpel. In seinem ersten Leben war Erics /8 ein Taxi. Wenig verwunderlich erscheint daher die Tatsache dass er über den tatsächlichen Kilometerstand den Mantel des Schweigens hüllt. Kein Geheimnis ist die Farbe. Nachdem der elfenbeinfarbene Taxilack dank einjähriger Restaurationsarbeiten inklusive Schweissen und Flexen kaum noch vorhanden war, drückten feinste Partikel MB173 (anthrazitgrau) durch die Spritzdüsen des Lackierers.
Jenns Jürries: /8 250
Der dritte /8 im Bunde ist der 250 von Jenns Jürries. Es ist nicht sein einziger historischer Mercedes, dafür der originalste mit der wohl interessantesten Farbkombination. Aussen weiss, was ja heute wieder stark im Trend liegt, innen erstrahlt die Ausstattung in edelstem Rot. Kein Wunder, schliesslich wurde dieser Stern einst von einem Vorstandsmitglied der Firma Jacobs durch Wien und seine Umgebung chauffiert. Jens besitzt eine eigene Autowerkstatt, was bei so einem umfangreichen Hobby durchaus von Vorteil ist und nimmt mit seinen anderen Fahrzeugen an Wettbewerben wie zum Beispiel den Lowrider Masters teil.
Giuseppe dall'Asta: W108 280SE
Last but not least haben wir Giuseppe dall'Asta und seinen silberfarbenen W108 280SE. Der Ex-Polizist legte seinen Mercedes mittels speziell angefertigten Fahrwerk ein ordentliches Stück tiefer und tauschte die eleganten aber für seinen Geschmack zu schmalen Räder gegen Rial Kreuzspeichen in 16 Zoll. Ein vielseitiger Mann statt seiner (für Italiener im Blut liegenden) Vorliebe zu Alfa frönt er lieber dem Stern und entspannt bei einer Kugel Gelato in einem seiner beiden eigenen Eiscafés. Va bene!
Und so trotzt die kleine aber feine Gemeinschaft allerlei Widrigkeiten des Alltags wie Feinstaubplakette oder Abwrackprämie, hält zusammen, man trifft sich in lockerer Atmosphäre und organisiert dieses Jahr bereits das zweite Treffen in Folge - am 05. Juli 2009 auf dem Expo-Gelände in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Nähere Informationen gibt es unter www.benzfactory.de, der Telefonnummer +49 163 393 393 8 oder natürlich hier!
Fortsetzung folgt!
Text & Fotos: Igor Vucinic
1 Kommentar
Svenw115
31. März 2009 16:39 (vor über 15 Jahren)
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