Kaufberatung: Mercedes-Benz ML der Baureihe W163

Viel Auto für wenig Geld? Hat der ML das Zeug zum Klassiker?

Kaufberatung: Mercedes-Benz ML der Baureihe W163: Viel Auto für wenig Geld? Hat der ML das Zeug zum Klassiker?
Erstellt am 27. Oktober 2022

Mit der M-Klasse begann für Mercedes-Benz vor 25 Jahren ein neues Zeitalter. Die erste Generation der Baureihe W 163 hat so ihre Macken – leitete Ende der 1990er Jahre jedoch eine spektakuläre Erfolgsgeschichte ein. Und wer genau hinschaut, kann für sehr wenig Geld einen künftigen Klassiker erwerben.

Wenn jemand von der ersten Generation der Mercedes M-Klasse spricht, dann meckert er oft über das Design sowie die mäßige Verarbeitung und zugegeben – es haperte bisweilen auch bei der Technik. Doch der damalige Daimler-Konzern hatte seinerzeit in der Phase des Umbruchs einiges zu stemmen. Man wollte sich vergrößern, mit Kooperationen zum Weltkonzern werden und ganz nebenbei noch die besten Autos der Welt bauen. Früher als andere in der Premiumliga wollte Mercedes auf den SUV-Trend aufspringen. Während BMW in Spartanburg seine neue SUV-Fertigung aufbaute, tat Daimler in Tuscaloosa ähnliches, denn der neue Premium-SUV sollte dort produziert werden, wo die Nachfrage am größten sein sollte: in den USA. Gerne hätte Mercedes seinen Crossover seinerzeit M-Klasse genannt, doch Wettbewerber BMW hatte sich den Namenszusatz M bereits lange Zeit vorher für eine M-Sportmodelle aus Garching gesichert. Daher lautete die offizielle Bezeichnung Mercedes-Benz ML.

Der Marktstart in Europa erfolgte im Frühjahr 1998

Doch ein komplett neues Werk, fehlende eingeschliffene Prozesse, neue Mitarbeiter und zahlreiche frische Zulieferer waren eine große Aufgabe, die es neben einem komplett neuen Modell unter einen Hut zu bringen galt. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und der Erfolg der ersten M-Klasse-Generation mit der internen Bezeichnung W163 gab Mercedes recht. Wirklich gut wurde der erste Mercedes Crossover allerdings erst durch die Modellpflege in 2002. In den USA wurde die M-Klasse, 1996 unter der Bezeichnung AA Vision auf der Detroit Motorshow vorgestellt, bereits seit dem Herbst 1997 angeboten. Der Marktstart in Europa erfolgte im Frühjahr 1998 und bereits hier gab es einen großen Fokus auf die drehmomentstarken Dieselmodelle. Doch gerade hier ließ die M-Klasse eine schmerzhafte Lücke. Während die Konkurrenz auf ebenso leistungsstarke wie imageträchtige Sechszylinder setzte, gab es die M-Klasse zwar in einem breiten Leistungs- und Hubraumspektrum, doch bei den Selbstzündern gab es lange Zeit einzig einen 2,7 Liter großen Fünfzylinderturbo, die der verwöhnten Mercedes-Kunden nur in Sachen Effizienz erfreuen konnte. 120 kW / 163 PS waren nicht viel und die Laufruhe des Fünfzylinders war nicht auf Luxusniveau. Auch der ML 230 Benziner sorgte für viel Gesprächsstoff, denn mit seinen 110 kW / 150 PS fehlte es auch ihm an der nötigen Durchsetzungskraft, einen solch großen SUV artgerecht zu bewegen.

Was ist die beste Motorwahl beim ML?

Wer daher auf dem Gebrauchtwagenmarkt einen Mercedes ML sucht, der sollte sich auf die Modelle nach der 2002er-Modellpflege kaprizieren. Hier wurde nicht nur bei der Rostvorsorge und der Verarbeitung, sondern auch der Materialwahl im Innenraum deutlich nachgebessert. Die Dieselfans bekamen zwar immer noch nicht den längst überfälligen Sechszylinder, jedoch den bulligen Vierliter-V8-Commonraildiesel, der auch G-, E- und S-Klasse mit 184 kW / 250 PS befeuerte und in Sachen Leistungsausbeute kaum Wünsche offenließ. Der Motor ist in Sachen Haltbarkeit jedoch kein Vorzeigeantrieb und aufgrund der Schadstoffeinstufung für viele heute ohnehin kaum interessant. Daher sollte man sich eher für die soliden Sechs- und Achtzylinderbenziner entscheiden. Solide motorisiert ist man mit dem ebenfalls ab 2002 erhältlichen ML 350, der mit seinen 173 kW / 235 PS / 350 Nm aus 3,8 Litern Hubraum zwar für keinen bulligen Antrieb sorgt, aber lässiges Reisen und kaum Verschleiß. Wer mehr will und auf acht Zylinder nicht verzichten kann, dem sei der ML 500 empfohlen, dessen 292 PS starker Achtzylinder zahlreiche größere Modelle mit Stern antrieb und die wohl beste Möglichkeit ist, eine M-Klasse zu bewegen. Noch mehr Leistung bietet der ML 55 AMG, der von 2001 bis 2005 gebaut 255 kW / 354 PS an beide Antriebsachsen brachte.

Jurassic Park soll das Image aufpolieren

Deutlich verbessert wurde durch die Modellpflege des Jahres 2002 nicht nur die Verarbeitungsqualität und die Technik im Allgemeinen, sondern insbesondere auch der Antrieb. So zeigt sich insbesondere der elektronisch geregelte Allradantrieb auf der Straße und im leichten Gelände deutlich besser als in den ersten Produktionsjahren. Hier hatte Mercedes nicht zuletzt durch seine Imagepositionierung in dem Hollywood-Film Jurassic Park von 1997 als Expeditionsfahrzeug einige Hoffnungen geweckt, die die Serienmodelle nicht erfüllen konnten. Auch das Fahrwerk mit der entsprechenden Lenkung gewann durch die Modellpflege deutlich. Das Wanken und Nicken wurden zwar nicht komplett ausgemerzt, jedoch spürbar reduziert.

Der ML hat eine Zuglast von 3,5 Tonnen

Wer sich für eine Mercedes M-Klasse der ersten Generation interessiert, dem sei der ML 350 und der ML 500 empfohlen. Beide sind jedoch gerade in der Innenstadt und auf der Autobahn sehr durstig, wenn es einmal schneller gehen soll. Den besten Verbrauch bietet der ML 270 CDI und wer sich mit den überschaubaren 163 PS und dem rasselnden Klang ebenso anfreunden kann wie mit der Schadstoffeinstufung Euro3, der ist hier allemal gut bedient. Jedoch hapert es gerade beim europäischen Volumenmodell des 270er oft bei der Komfortausstattung, denn beheizte Ledersitze, Xenonlicht und Klimaautomatik sollten es neben 18-Zoll-Rädern schon sein. Das Schiebedach bringt viel Licht und Luft in den Innenraum, ist jedoch nicht nur in der Lamellenausführung recht anfällig und die Instandsetzung ist teuer. Das gilt auch bei den Themen Ölverlust, Getriebe und defekte Turbolader des ML 270 CDI / ML 400 CDI. Daher genau hinschauen, ob es an den genannten Stellen hapert und insbesondere wie es um die Rostvorsorge an der Karosserie und an tragenden Teilen bestellt ist. Hier war der erste SUV aus dem Hause Mercedes lange Jahre nicht auf Premiumniveau unterwegs. Vorteil für den ML auf dem Markt günstiger Gebrauchter: er hat eine Zuglast von 3,5 Tonnen und da müssen viele Wettbewerber passen.

Hat der ML nun das Zeug zum begehrten Klassiker?

Wer seinen Mercedes ML gut pflegt, kann sich über mächtige Laufleistungen freuen. So sind Gebrauchtwagen mit deutlich mehr als 300.000 Kilometern aus Anfang der 2000er Jahre in den Fahrzeugbörsen keine Seltenheit. Wer einen zukünftigen Klassiker aufbauen will, dem sei jedoch eine Laufleistung von maximal 150.000 bis 200.000 Kilometern empfohlen. Hier geht es bei unter 5.000 Euro los. Besonders begehrt sind die edel ausgestatteten Modelle der sogenannten Final Edition, die besser aussehen, aber kaum nennenswert teurer als die anderen Modelle sind. Selbst Modelle mit kaum mehr als 100.000 Kilometern und lückenloser Wartungshistorie kosten kaum mehr als 10.000 Euro. Der ein oder andere könnte in ein paar Jahren zu einem echten Klassiker werden – wie einst in dem Positionierungsfilm Jurassic Park.

Das sagen die Profis von Classic Analytics

Der Mercedes-Benz ML war der erste Beitrag von Mercedes-Benz zur Gattung der SUV. Seit jeher steht er allerdings - trotz kräftiger Promotion im Film "Jurassic-Park" - in der Wahrnehmung im Schatten des Übervaters und echten Geländewagens Mercedes G. Das schlägt sich auch im Wert nieder, der deutlich unter den Werten des G liegt. Allerdings ist der ML in der Variante als ML 55 AMG auch eine der günstigsten Möglichkeiten, in die AMG-Welt einzutauchen. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß diese besonders leistungsstarken und gut ausgestatteten Autos i.d.R stark im Wert zugelegt haben. Die Voraussetzungen, dass eine Steigerung auch hier eintritt, sind immerhin gegeben.

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