Mercedes-Klassiker elektrifizieren: Leser Pano fährt den Monceau eSLC

Zurück in die Zukunft: Zu Gast bei Monceau Automobiles

Mercedes-Klassiker elektrifizieren: Leser Pano fährt den Monceau eSLC: Zurück in die Zukunft: Zu Gast bei Monceau Automobiles
Erstellt am 11. August 2022

Vor zwei Jahren berichteten wir zum ersten Mal über das belgisch/ niederländische Start Up: Monceau Automobiles und seine Gründer Roel Pollen (Mitgründer & Geschäftsführer), Klaas De Creamer (Mitgründer & Technischer Direktor) und Tom van de Cruys (Mitgründer & Vorstandsmitglied). Nun haben wir Mercedes-Fans.de-Leser und Adventskalender-Gewinner Panagiotis Christodoulopoulos (kurz: Pano) auf die Reise nach Belgien geschickt, um als einer der Ersten überhaupt die neuen Fascilitäten von Monceau in Hasselt (Belgien) zu besuchen. Aber nicht nur das: Ein Meet & Greet und eine Probefahrt im polarisierenden eSLC gab es von uns und Monceau noch oben drauf.

Monceau – Wer oder was ist das?

Für diejenigen unter euch, denen Monceau Automobiles noch kein Begriff sein sollte, hier ein kurzes Recap:
Im Jahr 2019 wird in Genk und Paris das Start-Up Monceau Automobiles gegründet. Da man mittlerweile weiß, dass die Zukunft bei Mercedes-Benz elektrisch werden soll, macht es sich das Start-Up zum Ziel, Klassiker mit Stern zu elektrifizieren. Roel hatte damals schnell einen ersten Prototypen im Kopf, in Form eines Mercedes-Benz SLC (C107, Bj 1988). Die Vision ist also schon mal da, und das technische Knowhow gesellt sich dann kurze Zeit später in Form von Klaas De Creamer dazu. Aufmerksam wurde Roel auf den Elektro-Guru, als dieser mit seinem Vater einen Mazda MX-5 elektrifizierte. Zu guter Letzt kann Roel auch Tom van de Cruys für seine Idee gewinnen und dieser bringt neben einem stattlichen Investment auch ein hochkarätiges Netzwerk mit. An dieser Stelle sei das Aachener Unternehmen TekShift erwähnt aber dazu später mehr.

Die Projektierung im Voraus übernimmt Mitbegründer und Total Energies Vize-Präsident Tom van de Cruys. Dieser Aufgabe geht er im 8. Arrondissement in Paris nach und nennt daher das bis dahin noch namenlose Kind: Projekt Monceau, benannt nach dem Park Monceau, im eben erwähnten 8. Arrondissement in Paris. Kleine 54 Euro später entsteht dann auch das unverwechselbare Logo, welches an den ikonischen Mercedes-Benz Stern angelehnt ist, denn schaut man genau hin erkennt man, dass der Stern einfach „demontiert“ wurde. Sehr simpel aber effektiv.

Im letzten Jahr prämierte der eSLC dann auf Europas größtem Mercedes-Festival SCHÖNE STERNE in Hattingen und polarisiert Presse als auch Zuschauer. Sogar das japanische TV war vor Ort um sich ein Bild vom eSLC mit Batterie zu machen.

Fast Forward zu Heute

Diverse Messen, Ausfahrten und geschüttelte Hände später muss sich Monceau nicht verstecken. Die ersten Aufträge kommen ins Haus und es wird Zeit sich zu vergrößern. Daher bezieht Monceau in diesem Sommer ein neu-erbautes Gebäude in der Stadt Hasselt bei Genk. Den Umzug haben wir dann im vergangenen Winter genutzt und verlosten in unserem Adventskalender an einen Gewinner unter unseren Leser/innen einen Besuch bei Monceau. Nun war es dann so weit.

Mit kleiner Verspätung aber ganz viel Freude

Bildunterschrift: Mercedes-Fans.de-Leser Pano (links) zusammen mit Roel Pollen von Monceau Automobiles

Leider kam ich - das ist in diesem Fall Moritz Krüger - mit zehn Minuten Verspätung an, da mein Navi in unserem E 300de T-Modell die neugebaute Straße in Hasselt noch nicht kannte, anhand des deutschen Kennzeichens auf dem GLA der vor dem Monceau Headqurter parkte konnte ich mir aber sicher sein, dass Gewinnspiel-Sieger Pano schon da war. In den heiligen Hallen von Monceau angekommen stieß ich dann auf ein sich intensiv austauschendes Trio, bestehend aus Roel, Klaas und Pano. Nach einem kurzen Shake-Hands ging es dann mit der Führung los.

Werkstatt oder Labor?

Wer bei Monceau Automobiles eine klassische Kfz-Werkstatt erwartet, muss sich ein neues Bild machen. Monceau ist mehr! Und genau das spiegelt sich auch im Design der Hallen des Start-Ups wieder. Es ähnelt mehr einem Labor als einer Werkstatt oder einem Showroom, alles ist sehr steril und hell gehalten. Klar, es ist noch nicht alles fertig, eingezogen ist Monceau auch erst vor wenigen Wochen, dennoch wirkt es jetzt schon sehr beeindruckend.

Das Lab, hier entsteht das neue Elektroherz für Oldtimer auf Mercedes-Benz-Basis

Hier erklärt uns Klaas die Funktionsweisen und Finessen des eigens entwickelten 200 PS Elektro-Aggregats für den eSLC. So stammt ein Großteil der für den E-Umbau benötigten Teile aus dem 3D-Drucker, denn jeder Benz der von Monceau umgebaut wird, wird zuallererst 3D vermessen und gescannt. Im zweiten Schritt werden dann von 3D-Designern alle benötigten Komponenten designed bzw. angepasst, gedruckt und gefräst. Wir reden hier nicht nur von dem E-Motor den Monceau selbst baut, auch der Antriebsstrang stammt aus dem eigenen Haus und wurde ebenfalls federführend unter Klaas van de Cruys konzipiert und konstruiert. Die Software stammt von TekShift, einer wahren Größe in der EV-Welt. Hier kommt dann auch die oben erwähnte Parallele zu Tom ins Spiel: TekShift bündelt über 30 Jahre Expertise aus Motorsport und der Autoindustrie unter einem Dach und ist so der optimale Zuspieler für Monceau.

Was steht hier denn rum?

Auf dem Weg vom Lab in die Werkstatt/Showroom fallen uns ein roter SLC und ein abgeschliffener W111 auf. Neben dem ungewöhnlichen Anblick der leer geräumten Karossen fallen auf den ersten Blick wahllos verteilte kleine runde Sticker mit weißer Mitte und einer schwarzen Kontur auf. Roel erklärt, dass diese Sticker dazu dienen das Fahrzeug besser 3D Scannen zu können. So hat der Scanner gleich mehrere Fixpunkte an denen sich das Programm orientieren kann. So wird die Karosse letztendlich digitalisiert.

Schuhe bitte abtreten, bevor es in die Werkstatt geht!

Die Zwischenüberschrift ist natürlich nur Spaß, aber tatsächlich überkommt einem beim Betreten der Werkstatt das Gefühl, dass man hier einfach nichts dreckig machen will. Besonders beeindruckend wirkt auf uns ein in der Ecke stehender Pastell-Grau-Metallic farbender W111 250SE. Das nächste Prestige-Projekt steht also schon an! Nach dem eSCL mit der Nummer #001 soll der 111er nämlich die nächste Baureihe sein, der Monceau ein elektrisches Herz einpflanzen will. Eine weitere, abgeschliffene und bereits vermessene W111 Karosse steht schon neben dem Labor, da scheint es also wohl schon den ersten Kunden zu geben?

Der eSLC von Monceau

Doch zurück zum Wesentlichen: Der eSLC präsentiert sich Pano in einem authentischen Setting, nicht mitten in der Halle, sondern genüsslich nuckelnd an der Steckdose. Pano soll schließlich mit 100% Ladung starten. Dennoch ist es egal wo dieses Auto steht, es polarisiert immer. Dem Kenner könnten die eigens von Monceau angefertigten Emblem-Felgen einen Hinweis darauf geben, dass kein normales Aggregat mehr unter der Formschönen Haube schlummert. Um das Understatement in Perfektion zu treiben hat Roel dem blauen E-Roadster seit neustem ein Felgenkleid aus Chrom spendiert, nichts Geringeres als Barockfelgen, in einem Zustand die ihres Gleichen suchen.
Von innen präsentiert sich der elektrifizierte SLC in einer blau weißen Innenausstattung, die auf den ersten Blick auf einen neuwertigen SLC schließen lässt. Schaut man jedoch genauer hin, erkennen wir ein dezentes Monceau-Branding auf dem Lenkrad. Hinzu kommt das Tacho, das nun dank BMS (Battey Management System) den Batteriezustand darstellt. Darüber hinaus stattet Monceau jedes Fahrzeug mit einer state-of-the-art VCU (Vehicel-Control-Unit) aus, welche durch die hauseigene Software neben dem Monceau Logo auf dem integriertem O-LED Display im Tacho eine Vielzahl an Parametern anzeigt. So wird das Fahrerlebnis perfekt.

Nach einem kurzen Briefing geht es endlich los: Roel und Pano rollen aus der Halle und das Wetter könnte nicht besser sein, die Freude steht Pano ins Gesicht geschrieben. Als beide zurückkehren sieht man Pano das Erlebnis an, er strahlt noch mehr als vor der Fahrt.

Wir sprechen mit Roel und Pano

Moritz: Pano, wie waren die Erwartungen an den Besuch bei Monceau und wurden diese erfüllt oder sogar übertroffen?
 
Pano: Monceau sind mir bei den Schönen Sternen aufgefallen. Es war also kein Zufall, daß ich mein Glück probiert habe als das Meet & Greet in eurem Adventskalender verlost wurde. Die Erwartungen waren aufgrund der wenigen vorhandenen Eindrücke auf einem guten Level. Der Tag vor Ort hat diese problemlos übertroffen. Roel Pollen und Klaas de Craemer haben sich sehr viel Zeit genommen alles Wissenswerte rund um ihr Unternehmen zu erklären und die vielen Fragen ausführlich zu beantworten. Die Überzeugung, die Fokussiertheit und die Reflektiertheit mit der sie an die Sache rangehen lässt mich glauben, daß sie wissen wovon sie reden und daß ihre Pläne sehr gute Chancen haben verwirklicht zu werden.

Moritz: Wie war die Probefahrt und wie fällt dein Fazit zum eSLC aus?
 
Pano: Anfangs war da jede Menge Respekt. Der finanzielle und ideele Wert des eSLC für Monceau stand im Vordergrund. Deswegen bin ich zunächst Beifahrer gewesen. Nach den ersten Metern mit Herrn Pollen am Steuer war jedoch klar, daß ich so schnell wie möglich selber fahren will. Nachdem ich mich hinters Lenkrad gefaltet habe ohne etwas kaputt zu machen war es eine richtig coole Fahrt. Man hat bei Monceau den Anspruch den Charakter der Fahrzeuge trotz der Elektrifizierung zu erhalten. Mir fehlt zwar der Vergleich mit einem Verbrenner-SLC. Aber die smoothe Leistungsentfaltung und die lässige Ausstrahlung des Autos haben sich sofort auf den Fahrstil übertragen. Leider waren wir nur kurz um den Block unterwegs. Beim nächsten Mal können es gerne ein paar Kilometer mehr sein :-)

Moritz: Würdest du dir wenn Geld keine Rolle spielt auch einen elektrifizierten SLC zulegen oder doch eher den klassischen Verbrenner fahren?
 
Pano: Schwierig zu beantworten, weil der SLC einen besonderen Stellenwert für mich hat. Er ist nämlich eines der ersten Traumautos meiner Kindheit. Gut möglich, daß dieses Modell meine Affinität zu Mercedes überhaupt erst ausgelöst hat. Nach der Fahrt mit dem eSLC würde ich eher zu ihm tendieren. Aber wenn Geld keine Rolle spielt könnten es ja zwei SLC sein; einer der brummt und einer der summt…

Moritz: Hat sich deine Meinung zu EV bzw. EV-Conversions durch den Besuch geändert?
 
Pano: Zu EV-Conversions hatte ich vorher keine konkrete Meinung. Der Tag bei Monceau hat mir aber das Potenzial dieses Bereichs bewußt gemacht. Es ist eine gute Möglichkeit automobilen Klassikern eine Brücke in die Zukunft zu bauen. Erst recht wenn der Charakter der Autos erhalten bleibt. Es wird weiterhin sehr viele Eigner geben, die ihrem Classic Car nicht den Verbrennungsmotor nehmen werden. Ich kann mir aber vorstellen, daß der Markt für EV-Conversions da ist und in den nächsten Jahren wachsen wird. Monceau könnten darin eine hochpreisige Nische belegen.An BEVs an sich bin ich sehr interessiert. Die politische Dimension des Themas beobachte ich sehr genau. Noch spannender finde ich die technische Entwicklung. Da tut sich in relativ kurzer Zeit so vedammt viel, daß man kaum hinterher kommt. Autos wie der EQXX zeigen was schon bald auf uns zukommt.

Moritz: Welchen Klassiker mit Stern würdest du gerne unter Strom sehen?

Pano: Bei der immensen Zahl an Mercedes-Klassikern fällt es nicht leicht sich für ein Modell zu entscheiden. Nach langer Überlegung kam ich zu dem Schluss, daß es ein W 201 sein sollte. Der 190 hat dem Konzern einen Impuls gegeben, der evtl heute noch spürbar ist. Er ist eines der meistverkauften Modelle in der Geschichte von Mercedes. Man erschloss sich ganz neue Kundenkreise und als Klassiker erfreut er sich auch bei jüngeren Autofans großer Beliebtheit. Außerdem gab es Anfang bis Mitte der 90er Jahre einige wenige 190er, die mit E-Antrieb an der Ostsee unterwegs waren. Insofern würde sich ein Kreis schließen.

Moritz: Roel, seit wann seid ihr in dem neuen Gebäude?

Roel: Ab 1. Juli 2022 
 
Moritz: Welche Pläne gibt es konkret für den W111?

Roel: Wir haben ein Cabriolet und ein Coupe verkauft und bauen an ein Demo Auto für Entwicklung und Presse. Alles ist schon in 3D entwickelt und wir können ein großes Teil des ganzen Antrieb Designs vom W107 verwenden im W111. Wie auch im W107 werden wir in die neue Modellen Fast charging (CCS) einbauen und steigen wir um auf andere Batteriezellen und ein komplett eigenes BMS (Battery Management System). Al diese Entwicklungen werden auch in das W111 Plattform eingebaut, 

Moritz: Was sind die nächsten Meilensteine?

Roel: Monceau Automobiles spezialisiert sich nur in Mercedes-Benz Modelle, nächste Modelle sind das 190 SL und Pagode SL. Wir denken auch an das W128 Ponton Coupe und Cabriolet. Eigentlich alle Top Modelle bevor 1985 sind für uns interessant. Für mich persönlich wäre die 600er Limousine wirklich ein Traum um sie als elektrische Limousine zu bauen: das wird eine große Herausforderung sein, aber ein unglaublich schönes Auto als EV.

Moritz: Wieso sollte man sich für einen eSLC und nicht für einen normalen SL 500 entscheiden?

Roel: Unsere elektrischen Klassiker sind sehr angenehm und temperamentvoll zu fahren, ohne die Probleme die herkömmliche Klassiker so oft haben. Es braucht nahezu keine Wartung, kann auf Grüne saubere Energie fahren und kann auch nach 2025 noch überall fahren, von der Stadt ins Naturgebiet oder zur Ferieninsel.

Moritz: Ist ein eSLC auf Verbrenner rückrüstbar?

Roel: Ja das geht immer noch, aber wenn man einmal ein Monceau Klassiker fährt, möchte man nie wieder zurück ;-)  

Moritz: Wie sieht es mit Oldtimer und H-Zulassungen aus?

Roel: Ich weiß nicht genau die Regeln in Deutschland, aber ich denke unsere Autos werden zugelassen auf ein E-Kennzeichen. 

Moritz: Ist ein eSLC wertstabil?

Roel: Wir denken das gut gebaute elektrische Klassiker in den nächsten Jahren immer mehr gefragt werden, wenn das kombiniert wird mit weitgehenden Einschränkungen um Klassiker fahren zu können in Zukunft, dann werden elektrische Klassiker immer mehr gefragt. Monceau Klassiker werden gebaut mit nur Neuteile von höchster Qualität, also es ist bessere eine Wertanlage als elektrische Klassiker der Zukunft.   

Moritz: Wieviel Wartung und Pflege braucht ein eSLC?

Roel: Das Auto braucht nur Strom, jährlich Bremsenwartung und manchmal neue Reifen. 

Abschließend werden die Eindrücke bei einem Lunch besprochen und bei einem letzten Blick auf die Uhr fällt auf: wir haben total überzogen und sind schon 2 Stunden länger als vereinbart dort. Aber so ist das halt bei Monceau, es ist wie eine Reise zurück in die Zukunft.

88 Bilder Fotostrecke | Mercedes-Klassiker elektrifizieren: Leser Pano fährt den Monceau eSLC: Zurück in die Zukunft: Zu Gast bei Monceau Automobiles #01 #02

Kleiner Hinweis der Redaktion: Wer gerne mehr wissen will, oder weitere Fragen zur Technik hat, kann sich an dieser Stelle gerne bei Monceau Automobiles melden. Hier geht es direkt zur Website.

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