Kurt Barnekows Roadster kommt unter den Hammer

Der Mercedes-Benz 300 SL Roadster eines Möbel-Magnaten

Kurt Barnekows Roadster kommt unter den Hammer: Der Mercedes-Benz 300 SL Roadster eines Möbel-Magnaten
Erstellt am 22. Februar 2023

Als Mercedes-Benz im Jahr 1957 den 300 SL Roadster auf den Markt brachte, wurden mit dem neuen Modell auch kleine Tücken des bisherigen 300 SL Flügeltürer-Coupés behoben. Schließlich war der Flügeltürer doch irgendwie mehr einer für die Rennstrecke als für den roten Teppich. Um aber auch auf den Flaniermeilen dieser Welt zu punkten, sollte ein Roadster auf die Straße gebracht werden, der mit konventionellen Türen das den Ein- und Aussteigen der Insassen erleichtern sollte. Konventionelle Türen ermöglichten auch die Einführung von serienmäßigen Fenstern, was den Komfort im Innenraum erheblich verbesserte. So wurde der Roadster vorallem für Indusrielle, Stars und Sternchen sehr interessant. Der Roadster war im Vergleich zum Coupé das bessere Auto für die Welt voller Glanz und Glamour. 

Beim Roadster wurde die unnachgiebige Zweigelenk-Pendelachse des Flügeltürers zugunsten einer Eingelenk-Pendelachs-Hinterradaufhängung aufgegeben, wodurch die Bedenken hinsichtlich des Übersteuerns bei hohen Geschwindigkeiten etwas abgemildert werden konnten. Zu dem etwas sanfteren Fahrcharakter passte auch die Überarbeitung des Rahmens und der Aufhängung, was auch den Einbau weicherer Schraubenfedern ermöglichten. Das Fahrverhalten der Roadster wurde komfortabler, ohne das Handling negativ zu beeinträchtigen. Der hochentwickelte Reihensechszylinder-Motor war serienmäßig mit der Sportnockenwelle ausgestattet, die sich in den Renncoupés mit Leichtmetallkarosserie bewährt hatte, und steigerte damit die Leistung des neuen Modells erheblich.

1961 wurden Scheibenbremsen für alle vier Räder zur Standardausrüstung, was auch die Bremsleistung des 300 SL Roadster natürlich deutlich verbesserte. Ein Jahr später wurden die Motoren mit Blöcken aus Aluminium ausgestattet, um Gewicht zu sparen. Berichten zufolge wurden nur 210 Roadster ab Werk mit Scheibenbremsen und Motorblöcken aus Aluminium ausgestattet, was diese 210 Fahrzeuge zu einem Höhepunkt der 300 SL-Entwicklung macht - und damit zu einer Rarität - und das trifft auch auf das hier angebotene Barnekow-Exemplar zu.  

Dieser Mercedes-Benz 300 SL Roadster (Chassis 003243) ist der 18. und letzte Roadster, der im Kalenderjahr 1963 fertiggestellt wurde. Er wurde als Sonderanfertigung mit einer Fülle werksseitiger Spezifikationen bestellt und war die Kreation des deutschen Möbelmagnaten Kurt Barnekow. Barnekow war der Gründer von KUBAH, einer innovativen Möbelhandelskette, die in den 1950er Jahren ganz Deutschland belieferte. 

Für den Möbelmagnaten war klar, dass sein 300 SL Roadster ein einzigartiges Exemplar werden sollte. Unter den Roadstern der Filmstars, Sportler, Adeligen und anderer Industriellen sollte sein SL ganz besonders hervorstechen. Zu diesem Zweck reichte Barnekow am 8. Januar 1963 seine Sonderbestellung bei der örtlichen Mercedes-Benz Niederlassung ein. Er bestellte die Farbkombination Biscuit Yellow (DB 648) mit Cognac-Leder (1505) (eine Ausstattung, die für den 300 SL normalerweise nicht angeboten wird). Außerdem war der SL mit einem schwarzen Softtop und einem passenden Hardtop, Beifahrerspiegel, Bosch-Scheinwerfern, automatischer Antenne, Radio, Phoenix-Weißwandreifen und farblich abgestimmten Rädern mit Chromnaben ausgestattet.

Der Barnekow-Roadster wurde am 7. Februar 1963 als Neuwagen nach Hamburg geliefert. Im Jahr 1965 wurde der originale Aluminium-Motorblock des Wagens offensichtlich beschädigt und gegen einen werksseitigen Ersatz ausgetauscht. An dem Austauschmotor ist noch ein kaum sichtbares Austauschschild mit der Seriennummer 341350 angebracht. Das Schild weist darauf hin, dass es sich wohl um ein Austauschaggregat aus dem Werk handelt und nicht um einen Motor aus einem anderen Chassis.

Nach Barnekows Tod im März 1998 erwarb der bekannte griechische Schifffahrtsmagnat und Autosammler Peter Livanos den Barnekow-Roadster in originalem, gut erhaltenem Zustand. Im April 2005 erhielt der Barnekow-Roadster seine FIVA-Identitätskarte und war auf Livanos' Adresse in der Schweiz mit dem Kennzeichen "AHN150A" registriert. Noch im selben Jahr wurde er auf dem berühmten und exklusiven Concorso d'Eleganza Villa d'Este am Comer See sowie auf der Gstaad Classic 2006 ausgestellt.

Später verkaufte Livanos den 300 SL dann an einen Schweizer Landsmann, den Mercedes-Benz Sammler Etienne Veen. Dieser beauftragte die Pichler GFG AG in Gstaad mit einer Restaurierung des Fahrzeugs nach höchsten Concours-Standards. Die umfassenden Restaurierungsarbeiten, die zwischen 2008 und 2010 durchgeführt wurden, beinhalteten eine Neulackierung in der Farbe Biscuit Yellow. Die einzige Änderung, die von Pichlers Mitarbeitern vorgenommen wurde, ist der Ersatz des schwarzen Originalverdecks durch ein dunkelbraunes Stoffverdeck.

2014 verkaufte Etienne Veen den Barnekow-Roadster. Der SL befand sich kurzzeitig im Besitz von zwei Sammlern in Großbritannien, bevor er vom jetzigen Besitzer erworben wurde. Bis heute ist der Wagen bemerkenswert gut erhalten. Zu den weiteren spannende Details dieses 300 SL Roadsters gehören ein Thermometer im Außenspiegel auf der Fahrerseite sowie ein Kofferset, das passend zum Interieur mit Cognac-Leder bezogen ist. 

Der 300 SL Roadster von Barnekow kommt am 4. März 2023 auf Amelia Island, Florida unter den Hammer. Experten schätzen, dass der zu erzielende Kaufpreis des SL bei circa 1,6 Millionen bis 1,8 Millionen Dollar liegen wird. 

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