Unikat: Mercedes-Benz 600 (W 100) Pickup-Umbau

Dank Chevrolet - Paul Bracq und Karl Middelhauve konzipieren den Benzomino

Unikat: Mercedes-Benz 600 (W 100) Pickup-Umbau: Dank Chevrolet - Paul Bracq und Karl Middelhauve konzipieren den Benzomino
Erstellt am 29. Juli 2021

Normalerweise ist der Mercedes-Benz 600, der intern auch als W100 geführt wurde, eine Staatskarosse, mit der hochrangige Personen hofiert und chauffiert wurden. Stars, Politiker und Industrielle setzten auf das lange Schlachtschiff mit Stern. Der MB 600 galt einst als das Non-Plus-Ultra im Luxussegment. Unter dem Namen „Benzomino“ wurde die Nobelkarosse allerdings zu einem echten „Luxus-Laster“. Eine eher ungewöhnliche Geschichte…

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Nicht nur ungewöhnlich, sondern auch hochspannend wie eine Runde Book of Dead online ist der Impulsgeber für diesen spektakulären Umbau hier, ein 1969er Chevrolet 396 El Camino. Dieses Modell von General Motors erblickte im Jahr 1959 das Licht der Welt. Es war die Antwort auf den bereits zwei Jahre zuvor vorgestellen Ford Ranchero, der wie der El Camino ein kleiner Pick Up auf Pkw-Plattform war. General Motors hatte dieses Konzept einfach und mit Erfolg kopiert und dem kleinen Commercial Car den spanischen Namen „El Camino“ (dt. der Weg) verpasst.

Auslöser ist ein 1969er Chevrolet El Camino

Ursprünglich entstand das 1959er Chevrolet El Camino-Modell auf der Bel-Air/Impala-Plattform und übernahm auch dessen Außendesign. Von der Front bis kurz vor der B-Säule glich der El Camino den Full-Size-Chevys, danach hatte man eine nach innen gewölbte Heckscheibe an eine dünne und geneigte B-Säule montiert, die in einer großen Ladefläche endete. Der Pkw-Lkw war also ein eher „flacher“ Pickup mit zwei Türen und einer Pritsche. Der Chevy sah ein bisschen so aus, als hätte man ein sportliches Coupé unkonventionell in einen Pickup umgebaut. Karl Middelhauve fuhr damals solch einen Chevrolet El Camino, Modelljahr 1969. Aber wer ist Karl Middelhauve eigentlich?

Karl Middelhauve aus Wausau steht auf Exoten

Karl Middelhauve aus Wausau, Wisconsin (USA,) ist leidenschaftlicher Mercedes-Fan. Seine Firma „Classic Car Restoration“ widmete sich vor allem den Mercedes-Benz 600ern und den 300 SEL 6.3 W109-Fahrzeugen. In seinem Fuhrpark standen echte Exoten, 30 an der Zahl. Dazu gehörten ein 300 SE Coupé mit 6.3-Liter-Maschine, ein 300 SE Cabriolet mit 325 PS starkem AMG-Triebwerk und 5-Gang-Getriebe von ZF, ein 1977 450 SEL 6.9 Pickup, ein 500 SEC AMG Convertible, ein ominöser Grand 600 und eben jener Benzomino. Später kam noch ein El Benzo dazu, aber hierzu später mehr. Karl Middelhauve, der übrigens in Siegen, Deutschland, groß geworden ist und mit 22 Jahren in die USA auswanderte, hat ein Faible für exzentrisches Design und außergewöhnliche Umbauten.

Paul Bracq und Karl Middelhauve entwickeln den Benzomino

Aber zurück zum Benzomino. In einem früheren Gespräch mit Paul Bracq scherzten Middelhauve und Bracq über den El Camino von Middelhauve. In einem kurzen Wortgefecht entstand die Idee, einfach einen Pick-Up auf MB 600-Basis zu bauen. Angelehnt an den El Camino von Karl Middelhauve entstand der Benzomino.

Paul Bracq hat ein Gespür für gutes Design

Paul Bracq, 1933 geboren in Bordeaux in der Nähe der wunderschönen Atlantikküste, ist einer der bekanntesten Automobildesigner der vergangenen Geschichte. Der Franzose arbeitete zunächst für die Marke Citroen, bevor er als Designer in Sindelfingen bei Daimler Benz anfing. Aus seinem Bleistift stammt jener Mercedes-Benz 600, aber auch die Bestseller Strich-Acht-Modelle, sowie W108 und W109, und sehr bekannt der SL W113 mit dem Spitznamen Pagode.

Anschließend arbeitete Bracq noch für BMW und Peugeot. Für BMW entwickelte er den 5er E12, 3er E21, 6er E24, 7er E23 und den BMW Turbo (Concept Car, 1972) E25.

Die von Paul Bracq gezeichneten Karossen, deren klare Linienführung auf modisches Beiwerk verzichteten, wirken dank der zurückhaltenden Eleganz auch heute noch zeitlos. Obwohl in die Jahre gekommen, sind die zumeist in den 60ern vom legendären Designer Paul Bracq gezeichneten Baureihen nach wie vor bildschöne Hingucker. Paul Bracq hat eben ein feines Gespür für gutes und zeitlos elegantes Design.

Im Benzomino arbeitet ein V8 mit 6,3 Litern Hubraum

Nachdem der Plan stand, einen MB 600 zum Pickup umzubauen, arbeitete Paul Bracq drei Wochen an einem Rendering und einem Designvorschlag. Nachdem auch MB 600-Sammler Karl Middelhauve den Vorschlag gesehen und für gut befunden hatte, begann umgehend der Umbau. Nur ein Jahr nach Beginn der Planung, rollte der auf den Namen Benzomino getaufte W100 Pickup zum ersten technischen Check. Die mit allen nur erdenklichen Komfortaccessoires ausgestattete Staatskarosse schöpfte ihre beachtlichen Kräfte (250 PS) aus einem 6,3 Liter großen V8-Zylinder-Motor mit Benzineinspritzung und obenliegenden Nockenwellen – dem ersten Mercedes-Motor dieser Art. Zudem verfügt der W100 über eine einstellbare Luftfederung, ein Viergang-Automatikgetriebe, Scheibenbremsen an allen Rädern, Servolenkung, Zentralverriegelung und eine separat einstellbarer Klimaanlage für vorne und hinten.

Sollte der W100 auch mit 6,9 Litern Hubraum kommen?

Der Motor M 100 kam übrigens auch in der S-Klasse zum Einsatz, zunächst im Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 (W 108) mit unveränderter Leistung. 1975 debütiert dann der Typ 450 SEL 6.9 (W 116) mit einem auf 6,9 Liter Hubraum gesteigertes Aggregat, das nun 286 PS (210 kW) entwickelte. Diese Evolutionsstufe wurde auch im Typ 600 erprobt. Ein Versuchsfahrzeug ist ebenfalls bekannt, für das es jedoch bis zum Produktionsende bei 6,3 Liter Hubraum blieb.

Maybach-like: Das Two-Tone Farbschema

Der Benzomino besitzt eine Zweifarblackierung in Blau metallic und metallic Silber und eine Interieur-Ausstattung in Walnuss-Wurzelholz kombiniert mit hellem Pergamentleder. In Charleston, South Carolina, traf Designer Paul Bracq einige Zeit später auf seine Schöpfung "Benzomino" und entschloss einen zweiten, verbesserten W100-Pick-up zu bauen. Nach dem blau-silbernen Benzomino entstand ein weiteres Meisterwerk: Der rot-silberne El Benzo.

Nach Benzomino kommt El Benzo

Der El Benzo sollte dynamischer wirken als der Benzomino. Optisch kommt der El Benzo mit fetten Sidepipes, Panoramascheibe und Barockfelgen daher. Wie das Magazin "carthrottle" schrieb, soll Karl Middelhauve den "El Benzo" noch nach dem "Puerto Rico Hotrod Style" verfeinert haben, dass heißt Neonröhren für den Unterboden und dazu ein Klappenauspuff. Auf die Frage, ob so Zeugs nicht eher etwas für junge Kids sei, antwortete Karl Middelhauve dem Magazin "carthrottle" nur: „Na ja... damals war ich erst 73!“

Leser Pano findet den Benzomino in Mainz-Kastel bei Startimer

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Mittlerweile steht der Benzomino übrigens bei Startimer in Mainz-Kastel. Mercedes-Fans.de-Leser Pano konnte dort den Benzomino ausfindig machen. Neuerdings hat Startimer-Inhaber Khaled Ezzedine in seinem Ausstellungsraum aber nicht nur den Benzomino stehen, sondern zum Beispiel auch den längsten Mercedes-Benz 600 der Welt. Einen Besuch bei Startimer legen wir euch also wärmstens ans Herz. Ein Dankeschön auch an unseren aufmerksamen Leser Pano, der den Benzomino bei Startimer entdeckt hat.

1 Kommentar

  • Pano

    Pano

    Keine Ursache, immer wieder gern :-) Dieses wirklich außergewöhnliche Fahrzeug wirkt in Natura noch viel eindrucksvoller. Einfach mal im Cafe Startimer vorbeischauen wenn man mal wieder im Rhein-Main Gebiet unterwegs ist: www.startimer.de. Eine gute Gelegenheit bietet sich zB wenn der M100-Club vom 17.-19.09.2021 sein Deutschlandtreffen im Kloster Eberbach in Eltville abhält. Am letzten Tag fährt der Troß wg des Benzominos im Cafe Startimer vor: http://m100.de/wp-content/uploads/2021/03/17_M100_Deutschlandfreffen_Programm_2021.pdf Grüße Pano

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