"Wir wollen bei der Titelvergabe dabei sein!"

Interview mit Mercedes-Benz Motorsportchef Norbert Haug

"Wir wollen bei der Titelvergabe dabei sein!": Interview mit Mercedes-Benz Motorsportchef Norbert Haug
Erstellt am 27. März 2009

Am 29. März geht es für die Formel 1 wieder rund. Dann startet die Formel 1 in Melbourne in die neue Saison. Hier konnte Mercedes vor 12 Jahren seinen ersten Formel 1-Sieg einfahren. Mercedes-Fans.de sprach vor dem Auftaktrennen mit Mercedes-Benz-Motorsportchef Norbert Haug über das neue Reglement, Erwartungen und Überraschungen!



Nach Melbourne wird das Mercedes McLaren-Team mit gemischten Gefühlen angereist sein. Hier konnte der als amtierender Weltmeister anreisende Rennstall vor 12 Jahren seinen ersten von insgesamt 58 Formel 1-Siegen herausfahren. Viermal stand der "gute Stern" in Australien auf dem Treppchen seitdem ganz oben, diesmal aber daraus vermutlich nichts. Die bisherigen Testresultate lassen die Vermutung zu, dass das Team nicht so weit ist, wie es gern wäre. Ist die Saison deswegen abzuschreiben?

Der neue Vodafone McLaren Mercedes MP4-24 (hier pilotiert von Weltmeister Lewis Hamilton) ist noch nicht so schnell wie erhofft! (Alle Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern!)

Herr Haug, mit welchen Erwartungen starten Sie in die neue Formel 1-Saison?

Generell wollen wir bei der Titelvergabe dabei sein und möglichst viele Rennen gewinnen. In den letzten vier Jahren holten wir ein Drittel aller Siege und wurden im letzten Jahr mit Lewis Hamilton Formel 1-Weltmeister.



Verliefen die Vorbereitungen so wie erwartet?

Wir sind momentan noch nicht da, wo wir sein wollen. Es dauert wohl das erste Saisondrittel, vielleicht länger, um wieder aus eigener Kraft ganz vorne zu fahren. Wir haben im Konkurrenzvergleich ein Defizit, was den Abtrieb betrifft. Und wer weniger Abtrieb hat, muss früher bremsen, fährt langsamer durch die Kurve und kann danach erst später wieder aufs Gas.

Bringt das neue Reglement mehr Spannung für die Zuschauer?

Nie zuvor gab es in der Formel 1 in kürzerer Zeit gravierendere Änderungen im technischen Reglement. Das genaue Kräfteverhältnis unter den Teams und die Auswirkungen des neuen Reglements werden alle erst ab dem kommenden Wochenende in Australien sehen.



Welche Anforderungen stellt das neue Reglement an Ihr Team?

Die Saison 2009 wird sportlich und technisch höchst anspruchsvoll. Die Formel 1 steht vor den größten technischen Herausforderungen ihrer Geschichte. Diese sind gepaart mit einem stringenten Kostensenkungsprogramm, neue Aerodynamikregeln, die Rückkehr der Slickreifen, die Einführung von KERS, dem System, mit dem Bremsenergie zurückgewonnen wird, deutlich längere Laufzeiten für die Motoren – unsere Ingenieure und Kollegen aus der Technik waren deshalb gefordert wie nie zuvor und leicht hatten sie es auch zuvor nicht.

Wie groß ist in dieser Saison Ihre Formel1-Mannschaft (vom Mechaniker bis zum Trucker)?

Bei den Rennen in Übersee umfasst unsere Mannschaft rund 80 Personen – bei den europäischen Rennen einige mehr im Einsatz, weil mehr Sponsorpartner betreut werden müssen und wir rund um die Formel 1-Wochenenden mannigfaltige Veranstaltungen haben.

Welche Strecke liegt Ihrem Team am besten?

Die simpelste Antwort ist, jene, auf denen wir gewinnen können. Das haben wir mit insgesamt 58 Siegen seit 1997 fast überall geschafft. In Monaco, dem prestigeträchtigsten Rennen der Formel 1, haben alle anderen Teams zusammen in den letzten elf Jahren nicht so oft gewonnen wie wir alleine.



Welches Team wird ihr stärkster Gegner?

Wir reden derzeit nicht von Gegnern, wir konzentrieren uns darauf, unsere Leistungsfähigkeit zu steigern.

Welcher Außenseiter ist gut für die meisten positiven Überraschungen?

Auf die Frage, wer überraschen könnte, hatte ich vor den ersten Tests gesagt, dem Brawn-Team könnte das gelingen. Dies war bisher bei den Tests der Fall, und natürlich freuen wir uns, dass Brawn GP als unser Kunde den aktuellen Mercedes-Benz Formel-1-Motor verwendet und gleich bei seinem Testauftakt in Barcelona ohne ein technisches Problem am Motor an vier aufeinander folgenden Testtagen über 2.300 Kilometer gefahren ist und dabei Bestzeiten über Einzelrunden und bei Rennsimulationen fuhr.

Wann sehen wir wieder einen deutschen Fahrer im McLaren-Mercedes-Team?

Bekanntlich haben wir schon vor über zehn Jahren mit Michael Schumacher verhandelt, allerdings ohne dabei den gemeinsamen Nenner zu finden. Vor der letzten Saison waren wir mit Nico Rosberg und Sebastian Vettel im Kontakt, beide waren aber vertraglich gebunden und sie sind es noch. Wir sind sehr zufrieden mit unserer Fahrerpaarung, Lewis Hamilton hat nach insgesamt 35 Grand Prix zuerst den Vizetitel und dann 2008 seinen ersten Weltmeistertitel geholt – kein Fahrer holte in diesen 35 Rennen innerhalb von zwei Jahren so viele Punkte wie Lewis. Heikki Kovalainen hat im ersten Jahr mit uns seinen ersten Grand Prix gewonnen.

3 Kommentare

  • SebastianNast

    SebastianNast

    Jepp "uns Norbert" ist schon ein sehr sympatisches Kerlchen, mag ihn sehr. Bin auch mal gespannt wie es dieses Jahr für Mercedes in der F1 aussehen wird. Die Vorzeichen sehen ja leider wirklich nicht so gut aus. Aber nichts ist so schnelllebig wie die F1, und auf keinem Auto sieht die "1" besser aus als auf einem Mercedes ...:-) Also drücken wir "unseren" Sternenjungs mal wieder kräftig die Daumen ... ! Mit besten Sterngrüßen Sebastian
  • biggibenz

    Biggibenz

    Ich bin auch überrascht, wie sympathisch der Norbert hier rüberkommt. Im fernsehen ist der ganz anders! Ich drücke Lewis jedenfalls die Daumen!
  • Sternzeichen

    Sternzeichen

    Das Team ist ja gut aufgestellt, da bin ich ziemlich zuversichtlich das Mercedes den Titel holt. btw..sympathischer Typ der Norbert;-)

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community