Mercedes-Chef Källenius setzt unbeirrt aufs China-Geschäft

"Entflechtung von China ist nicht erstrebenswert"

Mercedes-Chef Källenius setzt unbeirrt aufs China-Geschäft: "Entflechtung von China ist nicht erstrebenswert"
Erstellt am 2. Mai 2023

Update 02.05.2023

China ist in den letzten Jahren für Mercedes-Benz zum wichtigsten Markt geworden. Und das wird und muss so bleiben, gab Mercedes-Chef Ola Källenius der Bild am Sonntag zu Protokoll. Der Mercedes-CEO gab sich zuversichtlich, dass Mercedes-Benz im Reich der Mitte weiter wachsen werde. Eingedenk der Bedeutung, welche der chinesische Markt nicht nur für Mercedes-Benz hat, warnte er angesichts der gestiegenen Spannungen in der Taiwan-Frage die Politik davor, gegenüber China einen Konfrontationskurs zu fahren: „Die großen Akteure der Weltwirtschaft, Europa, die USA und China, sind so eng miteinander verflochten, dass ein Abkoppeln von China keinen Sinn macht. Es geht um Win-Win bei Wachstum und Klimaschutz, nicht um ein Gegeneinander,“ meinte Källenius. Weiter sagte er: "Wir sind nicht naiv. Natürlich sehen wir die politischen Differenzen und Spannungen. (...) Aber: Eine Entflechtung von China ist eine Illusion und auch nicht erstrebenswert.“ Anders als im Fall Russland könne Mercedes-Benz China ohne tiefgreifende Gefährdungen für den Stern nicht den Rücken kehren. Mit anderen Worten: Die Abhängigkeit vom Reich der Mitte ist so groß geworden, dass eine Abkoppelung von China für Källenius geradezu undenkbar anmutet.

Artikel vom 05.09.2022

Mercedes-Benz steckt in einem Dilemma. Die Umsätze sind toll, die Renditen und Margen glänzend - aber der Stern macht seine großen Geschäfte zu einem großen Teil im großen China. Mit einem Anteil von über einem Drittel am weltweiten Absatz von Mercedes-Benz Pkw ist China der größte Absatzmarkt des Erfinders des Automobils. Das bringt den Stern, dessen größten Einzelaktionäre übrigens zwei chinesische Unternehmen sind, auch in eine gewisse Abhängigkeit zu dem chinesischen Markt. Darüber hinaus nehmen die politischen Spannungen zum einen in der Region zwischen China und Taiwan und zum anderen mit den westlichen Industrienationen zu. Eine enge wirtschaftliche Verflechtung mit China und/oder eine Abhängigkeit vom chinesischen Absatzmarkt ist in diesen Tagen alles andere als risikolos. Trotzdem will Mercedes-Chef Källenius weiter auf das China-Geschäft setzen, wie er im Interview mit der WELT AM SONNTAG sagte. Spielt Källenius Vabanque? Wie groß ist das Wagnis, das er eingeht?

Mercedes-Chef Källenius: Ohne China steht der Stern schwächer da

China ist für den Fahrzeugbauer mit schwäbischen Wurzeln längst zur zweiten Heimat geworden. Nur 20 % der in China verkauften Mercedes-Benz-Fahrzeuge werden importiert. Der Großteil der Sterne für den chinesischen Markt werden von chinesischen Kooperationspartner in China gefertigt. Für die neue Luxustrategie braucht Källenius gut betuchte Konsumenten. Er hat sie in großer Zahl im wirtschaftlich boomenden Reich der Mitte ausgemacht.

Nun steht China nicht erst seit seiner indifferenten Haltung im Russland-Ukraine-Krieg in der Kritik von USA und EU. Manch einer befürchtet, dass die aktuellen politischen Spannungen sich negativ auf die wirtschaftlichen Beziehungen zu China auswirken könnten - mit zum Teil schwerwiegenden Folgen für Konsumenten und Unternehmen in Europa und Amerika. Drohen Embargos, Sanktionen, Wirtschaftskrieg? Für Mercedes-Chef Ola Källenius käme ein solches Szenario zur Unzeit. Der Erfinder des Automobils kann auf den chinesischen Absatzmarkt nicht nur nicht verzichten, es ist darüber hinaus elementarer Bestandteil der Mercedes-Zukunftsstrategie, das Geschäft in China weiter ausbauen und zu intensivieren. „Sich in China zu begrenzen, würde uns schwächer machen. Das kann nicht die Strategie sein“, sagte Ola Källenius.
Für falsch und völlig abwegig hält es Källenius ferner, die globalisierte Wirtschaft zu entflechten, wie manche Politiker es in diesen Tag immer lauter fordern: „Wenn man glaubt, dass die chinesische Wirtschaft von der europäischen oder der amerikanischen entflochten werden könnte, ist das eine völlige Illusion. Es hätte dramatische Konsequenzen für die Weltwirtschaft, die mit denen des Ukraine-Kriegs in keiner Weise vergleichbar wären“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Mercedes-Benz Group AG.

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