Technik:‭ E‬s hakt bei der Fahrerassistenz

Bitte warten‭ – ‬bitte warten‭!

Technik:‭ E‬s hakt bei der Fahrerassistenz: Bitte warten‭ – ‬bitte warten‭!
Erstellt am 14. Juli 2022

Es fühlt sich an,‭ ‬wie in einer endlosen Telefonschleife.‭ ‬Vor Jahren stellte der ein oder andere Autohersteller selbstbewusst in Aussicht,‭ ‬dass man auf langen Strecken bald die Hände problemlos vom Steuer nehmen könne,‭ ‬ohne dass es zum Unfall käme.‭ ‬Große Fortschritte fehlen bisher,‭ ‬denn in Sachen Fahrerassistenz geht es allenfalls im Schneckentempo voran.

Mercedes hat in unseren Breiten als erster Hersteller die heiß ersehnte Fahrerassistenzstufe drei ins Auto gebracht.‭ ‬Doch die realen Anwendungsfälle sind noch mikroskopisch.‭ ‬Aktuell ist das System nur in Deutschland und ausschließlich in seinen beiden Topmodellen der Mercedes S-Klasse und des elektrischen EQS verfügbar.‭ ‬Es funktioniert nur bis Tempo‭ ‬60‭ ‬in Baustellen oder im zähflüssigen Verkehr‭ – ‬wenn das Sternenmodell auf einer Autobahn unterwegs ist.‭ ‬Die Kosten sind üppig,‭ ‬denn je nach Modell liegt der Aufpreis für den aktuell nur überaus selten nutzbaren Fall bei‭ ‬6.000‭ ‬bis‭ ‬9.000‭ ‬Euro‭ – ‬das ist happig.‭ ‬Dafür kann der Fahrer unter den oben genannten Umständen die Hände vom Steuer nehmen,‭ ‬etwas lesen,‭ ‬träumen oder wichtige Emails beantworten.‭ ‬Also das tun,‭ ‬was viele andere derzeit schon mit ihren Fahrerassistenzsystemen der Stufe‭ ‬2+‭ ‬machen und damit gegen geltendes Recht verstoßen.

Elon Musk verspricht seinen Kunden in allen Modellen seit Jahren das autonome Fahren.‭ ‬Große Worte für etwas,‭ ‬was es nicht gibt.‭ ‬Mittlerweile ist das Tesla-System durch mehrere Updates so zusammenstrichen,‭ ‬dass selbst ausgemachte Tesla-Jünger in aller Welt genervt sind und den Mehrwert der‭ ‬7.500‭ ‬Euro teuren Sonderausstattung bestehend aus Basic Autopilot‭ ‬/‭ ‬Enhanced Autopilot sowie Ampel-‭ ‬und Stoppschilderkennung in Frage stellen.‭ ‬Mercedes will seine Level-drei-System nunmehr auch in die USA bringen,‭ ‬denn die Stuttgarter stören sich daran,‭ ‬dass in Nordamerika gerade der lokale Wettbewerber Cadillac,‭ ‬edelste aller General-Motors-Marken,‭ ‬den Ton angibt.‭ ‬Mit seinem Fahrerassistenzsystem namens Super Cruise lassen sich die Hände auch einmal etwas länger vom Steuer nehmen,‭ ‬wenn man auf dem Highway in den USA oder Kanada unterwegs ist.‭ ‬Ein Lichtband auf dem Lenkrad informiert den Fahrer von Modellen wie dem Cadillac XT6,‭ ‬CT4,‭ ‬CT5,‭ ‬CT6‭ ‬und Escalade,‭ ‬dass der Highway entsprechend den Super-Cruise-Erfordernissen kartografiert ist‭; ‬den Rest regeln Kameras und Sensoren hinter der Windschutzscheibe,‭ ‬an Front,‭ ‬Heck und den Seiten.‭ ‬Die ehemals‭ ‬130.000‭ ‬Meilen speziell erfasster Straßen wurden in den vergangenen zwei Jahren auf mehr als‭ ‬200.000‭ ‬Meilen deutlich erweitert.

Echtzeitkameras,‭ ‬zahlreiche Sensoren und GPS-‭ ‬sowie LiDAR-Präzisionskartendaten arbeiten bei Cadillac zusammen,‭ ‬um jede Kurve zu erkennen,‭ ‬das Fahrzeug in der Mitte der Spur zu halten und den Komfort und die Bequemlichkeit Ihrer Fahrten zu erhöhen.‭ ‬Nach der neuesten Ausbaustufe kann Super Cruiser auch sicher die Fahrspur wechseln,‭ ‬ohne dass der Fahrer die Hände am belederten GM-Lenker hat.‭ ‬Bisher haben die Cadillac-Fahrer mehr als sieben Millionen Fahrkilometer mit eingeschaltetem Super-Cruise-System zurückgelegt.‭
Doch General Motors weist auf seinen bunten Werbezeiten ganz offen darauf hin,‭ ‬dass man aufmerksam bleiben soll und keinesfalls sein Smartphone bedienen darf.‭ ‬Groß sind die Erwartungen daher an den neuen Elektrocrossover des Cadillac Lyriq,‭ ‬der in diesem Herbst seine Premiere feiert und mit der sechsten Ausbaustufe von Super Cruise unterwegs ist.‭ ‬Mit ihm soll nach drahtlosen Updates auch die Fahrerassistenzstufe drei möglich sein.‭

Ganz ähnlich sieht es bei BMW aus.‭ ‬Die Bayern mussten vor mehr als zwei Jahren zurückrudern und zugeben,‭ ‬dass der elektrische Hoffnungsträger des BMW iX zum Marktstart nicht wie ehemals vom mittlerweile ausgeschiedenen Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich angekündigt,‭ ‬mit dem heiß ersehnten Level-drei-System starten würde.‭ ‬Mittlerweile ist der BMW iX schon länger auf dem Markt,‭ ‬ist aber ebenso wie der im Herbst seine Marktpremiere feiernde neue Siebener BMW nicht mit dem teilautonomen Fahrerassistenzsystem der Stufe drei unterwegs,‭ ‬das die Verantwortung über das Geschehen am Steuer erstmals vom Fahrer auf den Autohersteller überträgt.‭ ‬Fragt man nach dem Grund gibt es am Münchner Entwicklungszentrum FIZ die gleiche Aussage wie bei fast allen anderen Marken:‭ ‬man sei noch nicht so weit und benötige Daten und weitere Testkilometer.

Ehemals hatte Audi bei der Vorstellung seines aktuellen Topmodells A8‭ ‬damit geworben,‭ ‬dass die Fahrerassistenzstufe drei ein Jahr nach dem Marktstart in die Serie kommen würde.‭ ‬Mittlerweile wurde verkündet,‭ ‬dass auch der längst aufgefrischte Audi A8‭ ‬trotz Modellpflege ein solches System nicht bekommen werde.‭ ‬Hier wartet man ebenso wie im Volkswagenkonzern auf eine neue Technikplattform,‭ ‬die kaum vor‭ ‬2025‭ ‬kommen dürfte.‭ ‬Es dauert daher noch,‭ ‬ehe man sich auf langen Strecken entspannt zurücklegen und die Fahrt genießen kann.‭ ‬Zumindest teilautonom,‭ ‬denn die technischen Rahmenbedingungen für die Stufen vier und fünf erscheinen in den kommenden Jahren kaum umsetzbar‭ – ‬wenn überhaupt.‭

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