Kleiner Stromer mit großer Prämie: Elektrisch Mercedes fahren für unter 40.000 Euro?

Fahrbericht: Mercedes-EQA 250 (H243)

Kleiner Stromer mit großer Prämie: Elektrisch Mercedes fahren für unter 40.000 Euro?: Fahrbericht: Mercedes-EQA 250 (H243)
Erstellt am 3. März 2021

Da steht er nun vor uns: Der erste vollelektrische Kompaktwagen mit Stern – der Mercedes-Benz EQA 250, der sich die technische Plattform „MFA2“ mit dem Mercedes-Benz GLA teilt. Gerne hätten wir euch den aus den Pressebildern bekannten, markanten, weißen EQA mit 20-Zoll-Rosegold-Felgen gezeigt. Bei der Übergabe unseres Testwagens im Kundencenter Sindelfingen, mussten wir dann leider mit einem EQA in Mountaingrau Metallic mit Winterbereifung vorlieb nehmen – schade! Allerdings wird er vermutlich zumeist in diesem Farbton zum Kunden rollen. Fakt ist, nach dem verkorksten Start des EQC muss der EQA ein Volltreffer werden.

„Licht ist das neue Chrom“

Vor unserer ersten Fahrt mit dem EQA 250, werfen wir zunächst einen Blick auf das Design, welches einige gelungene Elemente vorweist. Markant ist natürlich der Black Panel-Grill mit dem großen, zentralen Stern. In der Variante AMG-Line wird der Grill zusätzlich mit einem schwarz glänzenden Rahmen und einer verchromten Doppellamelle verziert. An dieser Stelle wollen wir ausnahmsweise mal einen Schwenk zu den Kollegen aus Wolfsburg machen. Denn deren Designphilosophie lautet unter anderem „Licht ist das neue Chrom“.
Auch bei Daimler scheint man an diesem Gedanken Gefallen zu finden, denn beim EQA spielen Licht- und LED-Leisten eine große Rolle. Nicht nur an der Front, sondern auch am Heck findet sich ein LED-Leuchtband, welches in die LED-Rückleuchten übergeht.

Weniger Platz im Kofferraum trotz Equipment-Fach

Anders als beim Mercedes-Benz GLA sitzt beim EQA das Kennzeichen nicht am Kofferraumdeckel, sondern unten am Stoßfänger. Ein Detail, das sofort gut gefällt und das Hinterteil des Fahrzeugs noch deutlich breiter und bulliger aussehen lässt. Übrigens: Das Kofferraumvolumen von 340 Litern ist deutlich geringer als beim GLA, was der fehlenden Cargo-Stellung der Hintersitze zu schulden ist. Positiv dagegen ist, dass trotz der Batterie im Boden unter dem Kofferraum genug Platz für Equipment und Ladekabel vorhanden ist. Wer möchte, kann den kleinen Crossover natürlich auch mit Anhängerkupplung bestellen, deren Anhängelast 750 Kilogramm und Stützlast 80 Kilogramm beträgt.

Die würden wir nehmen: Speichenräder im „Dayton"-Style

Wie bereits erwähnt hätten wir euch gerne die bis zu 20 Zoll großen Speichenräder gezeigt, die in Bi- oder Tricolor und unter anderem auch in Roségold erhältlich sind. Uns erinnert die Optik tatsächlich etwas an die typischen Dayton-Speichenräder amerikanischer Lowrider. Oder an die Western Wheels der 1967er Corvette. Für uns wären die rosegoldfarbenen Felgen ein optisches Highlight beim EQA.

140 kW, 66,5-kWh-Batterie und 426 Kilometer Reichweite

Doch werfen wir beim EQA 250 einen Blick unter die Motorhaube. Der E-Motor liefert eine Leistung von 140 Kilowatt, was in etwa 190 PS entspricht. Der Stromverbrauch wird mit 15,7 kWh angegeben und dank der 66,5-kWh-Batterie soll der Stromer nach WLTP 426 Kilometer und nach NEFZ 486 Kilometer packen. Vermutlich ist eine Reichweite um die 350 bis 370 Kilometer realistisch. Mercedes-Benz hat aber bereits angekündigt, dass der EQA 250 nicht das Ende der Fahnenstange sein soll. Wer mehr Leistung oder Reichweite haben will, muss sich noch etwas gedulden. Ein Modell mit einer Reichweite von über 500 Kilometern steckt genauso in der Pipeline wie ein sportliches Allradmodell mit über 200 kW. Auch ein EQA als AMG-Variante soll auf den Markt kommen. Ob es sich hierbei um das 200-kW-Modell handelt, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Die Ladebuchse befindet sich beim EQA hinten rechts, die über eine DC-Ladeleistung von 100 Kilowatt verfügt. Damit soll der EQA von 10% auf 80% in circa 33 Minuten aufgeladen sein. Mit der AC-Ladeleistung von 11 Kilowatt an der heimischen Steckdose, verlängert sich die Ladezeit auf circa 6 bis 7 Stunden.

Im EQA findet sich mit dem Widescreen Altbewährtes wieder

Bei der ersten Sitzprobe fällt uns beim Einsteigen sofort ein erstes, tolles Detail auf: Die Tür überdeckt einen Teil des Seitenschwellers, wodurch beim Ein- und Aussteigen Hose und Hosenbeine sauber bleiben. Im Interieur des EQA wird schnell deutlich, dass hier der GLA Impulsgeber war. Im EQA findet sich Altbewährtes wieder. Das Widescreen-Cockpit in wahlweise zwei Mal 7 Zoll oder zwei Mal 10,25 Zoll sowie das Lenkrad stammen aus der vorletzten Generation. Blickt man in die neue S- und C-Klasse oder in den kommenden EQS mit fettem Hyperscreen, wirkt das Interieur des EQA ein wenig oldschool. Kein Zweifel, schick ist es definitiv, und auch die Sitzanlage ist wie in jedem Benz sensationell, aber in einem brandneuen Mercedes-Elektroauto, das junge Zielgruppen erreichen soll und die Marke EQ nach dem EQC-Desaster aus der Krise holen soll, hätten wir schon etwas mehr Mut erwartet.

3 EQA-Pakete erleichtern die Konfiguration

Um den Kunden die zeitaufwändige Sucherei im Konfigurator etwas zu erleichtern, hat Mercedes-Benz die Angebotslogik in Bezug auf die Sonderausstattungen in drei Kombinationen zusammengefasst. Ihr müsst euch also nicht mühsam durch den Konfigurator klicken, sondern könnt ganz einfach unter drei Paketen auswählen, die ihr euch zum EQA gönnen möchtet. Schon aufgrund des nicht missen wollende Panorama-Schiebedaches, würden wir uns definitiv für das Premium-Paket entscheiden, auch wenn dies 5.557,30 Euro Aufpreis kostet. Aber seht selbst, bei welchem Paket ihr das Häkchen setzen würdet:

Das Advanced-Paket (2.570,40 Euro, enthalten bei der Edition 1) ergänzt die Serienausstattung des EQA um Komfort- und Sicherheitsextras. Im Innenraum verschmelzen zwei 10,25-Zoll-Displays zu einem Widescreen-Cockpit. Der Fahrer wird unterstützt vom Totwinkel-Assistenten, dem Spiegel-Paket sowie dem Park-Paket mit Rückfahrkamera.

Das Advanced-Plus-Paket (3.677,10 Euro, in Kombination mit der Edition 1: 1.106,70 Euro) baut auf dem Advanced-Paket auf und steigert den Komfort abermals. Bestandteile sind das KEYLESS-GO Komfort-Paket, die Zwei-Zonen-Klimaautomatik THERMOTRONIC, ein klangstarkes Soundsystem sowie die kabellose Smartphone-Aufladung.

Das Premium-Paket (5.557,30 Euro, in Kombination mit der Edition 1: 2.986,90 Euro) bietet zusätzlich zu den Ausstattungsdetails der Advanced- und Advanced-Plus-Pakete ein Panorama-Schiebedach, das Burmester Surround-Soundsystem und das Park-Paket mit 360°-Kamera.

Vertrauter Freund: Der EQA 250 fährt wie ein Mercedes

Wir stürzen uns in der noch verbleibenden Zeit in den Stuttgarter Feierabendverkehr, mit voller Batterie geht es los. Die ersten Kilometer mit dem EQA fühlen sich direkt vertraut an, als ob wir in den letzten Jahren nichts anderes gefahren hätten – Wahnsinn wie schnell man sich heutzutage an ein neues Auto gewöhnt. Die Gasannahme fühlt sich angenehm „portioniert“, die Lenkung schön straff und komfortabel, und das Fahrwerk gut abgestimmt an. Beim Bremsen an roten Ampeln benötigt es zu Beginn allerdings einen gefühlvollen Fuß, sonst packt die rekuperierende Bremse zu abrupt und zu fest zu. Und uns fällt angenehm auf, dass wir im EQA leise unterwegs sind, ein echter „Leisetreter“, was nicht zuletzt dem E-Antrieb zuzuschreiben ist.

Dank niedrigem cw-Wert wird der EQA zum „Leisetreter“

Leider können wir bei unserer Fahrt nicht schneller als Stadtgeschwindigkeit fahren, um die Geräuschkulisse im EQA auch bei höherer Geschwindigkeit zu testen. Der EQA besitzt einen niedrigen cw-Wert von 0,28, wobei hier das geschlossene Kühlluftregel-System, die strömungsoptimierten Front- und Heckschürzen und ein Luftleitsystem am Unterboden maßgebend dazu beitragen und auch bei höherem Tempo ansteigenden Windgeräuschen positiv entgegenwirken.

Keine Reichweitenangst dank „Electric Intelligence“

Bei längeren Fahrten geistert natürlich auch beim EQA eine gewisse Angst in Sachen Reichweite mit, gerade an so kalten Tagen wie in den letzten Winterwochen. Um dem gedanklichen Stress zu entweichen, bringt Mercedes-Benz beim EQA die „Electric Intelligence“ zum Einsatz. Wie funktioniert das? Stellt euch vor, ihr wollt mit eurem EQA von Stuttgart nach Hamburg reisen. Die 700 Kilometer schafft der EQA natürlich nicht am Stück. Deswegen berechnet die „Electric Intelligence“ unter Einbeziehung von Topografie, Temperaturen und Verkehr automatisch die Route mit den schnellsten Ladepunkten auf der Route. So schlägt uns das System auf einer Route von Stuttgart nach Hamburg nicht einen langen Ladestopp von über einer Stunde vor, sondern drei Stopps mit je 15 - 30 Minuten Ladezeit. Da die Temperaturen im Norden vielleicht wärmer sind, dürfte der Stromverbrauch dort auch geringer sein. „Electric Intelligence“ weiß das, und lässt alle Daten in die optimale Routen- und Ladeberechnung einfließen. Das System zeigt euch sogar an, wie viele Ladesäulen an dem Ladepunkt frei und besetzt sind. Aber aufgepasst: Ladesäulen reservieren ist bei heutigem Stand noch nicht möglich.

Leistungsdaten, die für den innerstädtischen Verkehr reichen

Weil das Heizen des Innenraums im Winter viel Strom verbraucht, nutzt der EQA die Abwärme des elektrischen Antriebs mithilfe einer Wärmepumpe, um die Innenraumheizung zu betreiben. Das spart nicht nur Batteriestrom, sondern wirkt sich auch positiv auf die Reichweite des EQA aus.

Aber wollen wir mal einen Blick auf die Leistungsdaten werfen. Mit den 140 kW, was in etwa 190 PS entspricht, sprintet der Mercedes-Benz EQA 250 in 9 Sekunden auf 100 km/h und erreicht maximal eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. An dieser Stelle darf jeder selbst entscheiden, ob ihm die Leistungsdaten genügen. Im ersten Moment waren wir diesbezüglich eher skeptisch. Aber im innerstädtischen Straßenverkehr, für den der EQA eigentlich gebaut wurde, sind diese Werte ausreichend. Dennoch sind uns 9 Sekunden auf 0 auf 100 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h in der heutigen Zeit etwas zu wenig – erst recht für ein modernes Elektroauto.

40.000 Euro für ein Elektroauto mit Stern - dank 9.000 Euro Prämie

Inzwischen sind wir mit dem EQA 30 Kilometer gefahren. Der Stuttgarter Abendverkehr lässt leider nur langsames Fahren zu, viele Ampeln, viel Stop and Go. Von den ursprünglichen 370 Kilometern Reichweite sind nach 30 Kilometern noch 337 übrig. Das passt doch. Bei schönen, sommerlichen Temperaturen um die 18 Grad sind die Werte also durchaus realistisch. Ob wir so die vollen 370 Kilometer geschafft hätten, blieb uns leider keine Zeit.

Der EQA 250 kann seit Anfang Februar bestellt werden und soll dem Erfinder des Automobils eine ganz neue Kundschaft bescheren. Er soll Kunden gewinnen, die noch nicht mit dem Gedanken gespielt haben, sich für einen Mercedes-Benz zu entscheiden. Wer einen EQA bestellt hat, darf damit rechnen, dass die ersten Fahrzeuge im Frühjahr ausgeliefert werden, denn die Produktion des Crossovers ist im Werk Rastatt bereits angelaufen. Für den chinesischen Markt soll die Produktion demnächst in Peking beginnen.

Wie würde Dein Mercedes-EQA aussehen? So vielleicht?

Hoch interessant zu wissen, ist beim EQA folgendes: Die Preisliste des Stromers startet bei 47.540 Euro (inkl. 19% MwSt.). Aufgrund des Nettolistenpreises von unter 40.000 Euro könnt ihr für den EQA satte 9.000 Euro Prämie einstreichen, d. h. 6.000 Euro Umweltbonus von der Bundesregierung und dazu 3.000 Euro von Mercedes-Benz. Damit rückt der Kaufpreis für den EQA schlussendlich auf unter 40.000 Euro. Nicht schlecht für einen neuen Mercedes-Benz mit Elektromotor. Wer seinem EQA dann allerdings das ein oder andere Extra gönnen möchte und fleißig dazukonfiguriert, wird die 50.000 Euro-Marke schnell knacken und vielleicht sogar an der 60.000 Euro-Marke kratzen. Hier geht es zum Mercedes-Benz Konfigurator.

Unser Video zum Mercedes-EQA 250

Fazit: Optisch kann jeder für sich entscheiden, ob ihm der EQA gefällt oder nicht. Beim Interieur hätten wir uns eine frischere, mutigere Optik gewünscht, auch wenn die technische Plattform mit dem GLA geteilt wird. Wirft man einen Blick auf die neue C-Klasse oder den kommenden MBUX-Hyperscreen wirkt der Widescreen im EQA, so schön er auch ist, etwas altmodisch. Verarbeitungstechnisch haben viele über den Mercedes-Benz EQC 400 gemeckert. Beim EQA konnten wir jedenfalls bei unserem kurzen Test keine großen Mängel finden. Wer also einen kompakten Stromer für den innerstädtischen Bereich sucht, die 9.000 Euro Umweltpremiere einsacken will und vor allem zuhause eine Steckdose hat, der hat mit dem Mercedes-Benz EQA 250 eine interessante Alternative auf dem Wunschzettel.

Bildergalerie: Mercedes-Benz EQA 250

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