Technik: erste Fahrt im elektrischen Mercedes EQT

Der günstigste Stern mit Stecker

Technik: erste Fahrt im elektrischen Mercedes EQT: Der günstigste Stern mit Stecker
Erstellt am 4. April 2022

Mercedes will in den kommenden Jahren elektrisch verstärkt auf das Thema Luxus setzen. Da passt ein Hochdachkombi an sich gar nicht ins strahlende Markenbild. Doch mitgehangen – mitgefangen. Aus der Kooperation mit Renault-Nissan halten die Schwaben an dem einst gescholtenen Mercedes Citan als technischem Zwilling von Renault Kangoo und Nissan Townstar fest. Den Citan wird es nicht nur mit Verbrennermotoren geben, sondern neben dem E-Citan auch als edlere PKW-Variante namens EQT. Und mit genau dem haben wir schon einmal ein paar Kilometer abgespult.

Der Mercedes EQT wird als Familienfreund auf Rädern die günstigste Möglichkeit sein, ein Sternenmodell mit Stecker zu fahren. Technisch ist der Mercedes EQT wie auch der Citan ein Renault Kangoo und wird auch von den Franzosen produziert. Doch Projektleiter Dirk Hipp wird nicht müde zu unterstreichen, dass es sich diesmal in der mittlerweile zweiten Generation um einen echten Mercedes handele. Was sich anhört wie das Pfeifen im Walde, wird von Fakten untermalt, denn wer sich den Mercedes EQT selbst mit seiner Tarnfolie an Front und Heck anschaut, der sieht nennenswerte Unterschiede zum Franzosen und deutliche Anlehnungen an die EQ-Familie mit LED-Augen und dunkler Kühlermaske.

Der EQT und der hemdsärmelige Bruder Citan sollen für die Schwaben auf Suche nach jenen Kunden gehen, die sich sonst wegen Preis und Fahrzeugklasse wohl kaum in einen Mercedes vergucken würden. Preislich, so Dirk Hipp, wird es sich bei dem Hochdachkombi um den günstigsten Mercedes mit Elektroantrieb handeln. Aktuell ist das noch der Mercedes EQA, der bei knapp 48.000 Euro beginnt. Doch jene Familien, die sich für einen fahrenden Skischuh wie VW Caddy, Renault Kangoo oder eben den kommenden Mercedes EQT entscheiden, geben deutlich weniger aus und rechnen bei der Wahl des fahrbaren Untersatzes mit dem betont spitzen Stift. Preislich dürfte sich ein Mercedes EQT daher wohl bei rund 35.000 Euro bewegen; der rustikalere E-Citan noch darunter. Nachgelegt wird beizeiten noch eine zweite Version mit verlängertem Radstand. Die ist dann noch flexibler als der normale EQT mit seinen bis zu sieben Einzelsitzen.

Doch bereits die EQT-Version mit dem normalen Radstand bietet viel Platz für bis zu fünf Personen, einen mächtigen Laderaum und allerhand praktische Details im Innern. Dass trotz der familiären Ausrichtung Ausstattungsdetails eine Sitzheizung im Fond, ein Panoramadach oder eine elektrische Heckklappe fehlen, mag ebenso überraschen wie die Tatsache, dass ein Bildschirm in der Mitte der Armaturentafel nebst Navigationslösung trotz Elektroantrieb nur gegen Aufpreis zu bekommen ist. Hipp legt Wert darauf, dass sich Mercedes trotz der Juniorpartnerschaft bei der Technik wichtige Details sichern konnte. So gibt es serienmäßig eine Wärmepumpe, die neben einer entsprechenden Klimatisierung für die nötige Reichweite sorgt oder einen 80-kW-Lader, der im Vergleich zur Elektrokonkurrenz jedoch eher in der letzten Reihe parkt. Immerhin lädt der elektrische Familienfreund das 45-kWh-Akkupaket in 40 Minuten auf bis zu 80 Prozent.

Da Hochdachkombis wie der Mercedes EQT bevorzugt als Zweitautos in der Innenstadt bewegt werden, dürften sich die meisten Kunden mit der maximalen Reichweite von 300 Kilometern arrangieren können; auch wie die Konkurrenzmodelle der Stellantis-Marken in ähnlichen Dimensionen unterwegs und ein Wettbewerber wie der VW Caddy gar nicht mit Elektroantrieb zu bekommen ist. Den längeren Wochenendausflug auf die Autobahn sollte man sich bei abgeregelten 130 km/h Höchstgeschwindigkeit ohnehin gut überlegen. Doch gerade in der Innenstadt oder über Land gefällt der Prototyp und zieht munter und allemal antrittsstark seine Bahnen im Alltagsverkehr. An der Vorderachse arbeitet ein Elektromotor mit 90 kW / 122 PS, der gerade in der stärksten Rekuperationsstufe ausgewogen fährt und dann auch mit der Reichweite nicht über Gebühr geizt. Das geringe Geräuschniveau und die große Praktikabilität sind die großen Pluspunkte und so darf man gespannt sein, ob viele den Hochdachkombi gerade deshalb kaufen, weil ein Stern auf der Kühlermaske prangt.

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