„A-MG 36“: Die in das Nummernschild gestanzte Lettern fungieren nicht nur als bemerkenswertes Detail eines rundum stimmigen Individual-Projekts. Mercedes-Fan Max Ritter versteht das Kennzeichen vielmehr auch als Ansage, dass in seinem 1993er T-Modell (Baureihe S124) enorme Potentiale stecken.
TD – zwei Buchstaben und ein großes Fragezeichen
Ursprünglich als Mercedes 300 TD – zu jener Zeit war die “E-Klasse“ noch nicht geboren - vom Band gelaufen, mobilisiert das T-Modell in seiner Werks-Konfiguration (OM603-Saugdiesel) sachlich-solide 113 PS. Das klingt nicht gerade sonderlich spritzig, aber der Mercedes 300 TD hat ja nun einmal kein Turbo-Diesel-Aggregat zwischen den Stehwänden, obgleich das Kürzel TD bei manchem Betrachter vielleicht genau diese Erwartung weckt. Wolfsburg lässt grüßen. Doch beim Mercedes steht das “T“ für Transport und Touristik und das „D“ schlichtweg für Diesel. Nicht mehr.
Neue Technik steigert den Output
„Mehr wäre aber schön“, ergreift Max das Wort. Deshalb gönnte er seinem Benz unmittelbar nach dessen Erwerb 2015 eine aufmunternde Treibsatz-Transplantation in Gestalt eines 300-24V-Turbodiesel. Als Organspender diente ein Mercedes E300 TD der Baureihe W210. „Somit“, erläutert Max, „handelt es sich bei meinem Exemplar jetzt eigentlich um einen Mercedes 300 TDT.“ Wobei in der Mercedes-Nomenklatura das dritte Kürzel nun tatsächlich für Turbo steht.
Was lange fährt, wird endlich gut
Der neue Motor verfügte über eine Serienleistung von 177 PS. Mit folgenden Modifikationen gelang es Max, den Output des zwangsbeatmeten Sechszylinders auf satte 250 Pferdestärken zu steigern:
- Erhöhung des Ladedruck auf 1,5 Bar,
- Turbolader modifiziert (Ladedruck 1,5 Bar),
- Upgrade für Ladeluftkühler (Boost Products vom Turbozentrum Berlin),
- Dieselmeken-Einspritzpumpe mit 7,5mm Einspritzelementen.
„Einspritzmenge und Druck wurden optimal aufeinander abgestimmt“, ergänzt Max, der dem Mercedes zudem eine Eigenbau-Auspuffanlage ab Turbolader verordnete.
Bayrische Schützenhilfe für den Mercedes
„Der Einbau eines CNC-gefrästen Schwungrads ermöglicht die Verwendung einer BMW-M5-Kupplung“, benennt Max einen weiteren technischen Pluspunkt. Dank des neuen Hinterachs-Differentials (automatisch gesperrt, Übersetzung 2,65 ).bringt der erstarkte Mercedes die Leistung auch knackig auf die Straße. „Das Getriebe ist hingegen noch original“, erläutert der 28jährige, „aber im nächsten Winter kommt das Sechsgang-Getriebe eines W211 rein.“
Heiß und weiß
Eingedenk des aktuellen Power-Peaks von 250 PS gibt es an der Leistungsbereitschaft des Mercedes nichts zu deuteln. Und auch die weiße Weste des Mercedes ist über jeden Zweifel erhaben. Für sportive Glaubwürdigkeit bürgen die Front- und Heckschürze sowie die Seitenschwellerleisten des Mercedes AMG E36.
Der Augsburger kombiniert die imageträchtigen Teile mit E500-Scheinwerfern und LED-Rückleuchten. Überdies kehren geweitete Gehäuse die außergewöhnliche Athletik des W124 heraus und schaffen zudem Platz für die Rad-Reifen-Kombi.
Frische Turbo-Power bringt den S124 tüchtig auf Trab
SLK-Räder bringen das T-Modell ins Rollen
18-zöllige AMG-Felgen, die normalerweise auf den Achsen eines SLK der Baureihe R171 ihre Runden drehen, füllen in Verbindung mit den draufgesattelten 225/45er Bridgestone-Pneus die Radhäuser gut aus.
Nicht zuletzt macht die von den nachgerüsteten Vogtland-Federn befohlene Tieferlegung des Bodys (minus 45/40 mm) die Räume ganz schön eng.
Gute Reise!
Trotz aller Sportlichkeit, die Austauschmotor, Fahrwerk-Setup und Aerodynamik-Dress für den Mercedes reklamieren, präsentiert sich dessen Innenraum als gemütliche Komfortzone. Hellbraune Lederbezüge, Wurzelholz-Dekor und – last but not least – der ebenso funktionale wie optisch ansprechend gestaltete Armaturenträger veredeln jede Fahrt zu einer kleinen Entspannungs-Session. Derweil bringen Sportline-Lenkrad und Alu-Pedalerie (SLK Sport-Edition) Pep ins Interieur. Zukünftig wird übrigens noch mehr Prickel mit an Bord sein. Denn Max plant die Zündung einer weiteren Leistungsstufe, die den Mercedes S124 auf dann 450 PS pushen wird.
18 Bilder Fotostrecke | “T“-Time: Mercedes S124: 1993er Kombi startet mit neuer Turbo-Power kraftvoll durch
Mercedes-Fans Technische Daten
Fahrzeugtyp: Mercedes E300 TD Turbo (S124, Basis: 300 TD)
Baujahr: 1993
Motor: (Basis: 300 TD), Reihensechszylinder-Dieselmotor mit Turboaufladung (OM606, Baureihe W210) nachgerüstet, Hubraum: 2996 ccm, Turbolader modifiziert (Ladedruck 1,5 Bar), Ladeluftkühler-Upgrade, modifizierte Einspritzpumpe (7,5-mm-Einspritzelemente, Einspritzmenge und Druck angepasst), Eigenbau-Abgasanlage ab Turbo
Getriebe: Manuelle Fünfgang-Schaltung, BMW-M5-Kupplung (E34), Eigenbau-Schwungrad, automatisch gesperrtes Hinterachsdifferential
Bremsen: AMG-Bremsen vorne mit 345 x 30 mm-Scheiben, E500-Bremsanlage mit 300 x 22-mm-Scheiben hinten
Räder: AMG (SLK, R171), 7,5 x 18 ET30 vorne und 8,5 x 18 ET30 hinten
Reifen: Bridgestone „Adrenalin“, 225/45-18 vo/hi
Fahrwerk: Vogtland-Federn, minus 45/40 mm
Karosserie: Aerodynamik-Kit des Mercedes AMG E36 (Front- und Heckstoßfänger sowie Seitenschwellerleisten), Radhäuser verbreitert: vorne je 30 mm und hinten je 15 mm, E500-Scheinwerfer, LED-Rückleuchten, Lackierung in Weiß-Perleffekt
Innenraum: Sportline-Lenkrad (W124), SLK-“Sport Edition“-Pedalerie, Wurzelholz-Dekor, hellbraune Lederausstattung
ICE: Kenwood-Headunit, Rainbow-Lautsprecher-Systeme vo/hi, Axton-Subwoofer
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar