1930 auf dem Pariser Autosalon erstmalig präsentiert, avancierte der Mercedes der Baureihe W07 zum vielbeachteten Prunkstück der internationalen Ausstellung. Für Mercedes stellte der ebenso elegante wie exklusiv ausgestattete 770 die Krönung der damaligen Produktpalette dar. Kein Automobil mit Stern konnte bis dato solch imposante Abmessungen vorweisen. Und kein Mercedes zuvor war so teuer...
Ein Kompressor macht dem Achtzylinder Druck
Als Antrieb dient dem "Großen", wie der Mercedes 770 bald nur noch respektgebietend genannt wurde, ein Reihenachtzylinder mit 7,7 Litern Hubraum. Dank des (optionalen) Kompressors gebietet der Chauffeur über eine Leistung von satten 200 PS. Auch optisch macht die Top-Motorisierung ordentlich was her. Denn die der Wärmeabfuhr dienenden Abgasrohre aus biegsamen Metall, welche aus der rechten Seite der Motorhaube hervortreten, versehen den Mercedes mit einem enorm sportlichen Image.
Unter der Haube arbeitet solide Technik
Die hängenden Ventile werden durch eine unten liegende Nockenwelle über Stößel und Kipphebel betätigt. Der Zylinderkopf aus Grauguss wird von einer Ventilhaube aus Elektron abgedeckt. Der Motorblock aus chromnickellegiertem Grauguss beherbergt die neunmal gelagerte Kurbelwelle und wird nach unten durch eine Ölwanne aus Elektron abgeschlossen. Im Zylinderkopf sind je acht Zündkerzen des mit kombinierter Batterie- und Magnetzündung arbeitenden Triebwerks untergebracht.
Sechs Richtige
Eine Besonderheit stellt das Getriebe dar. Zu den normalen drei Vorwärtsgängen lässt sich nämlich noch ein Schnellgang zuschalten, sodass insgesamt sechs Vorwärtsgänge zur Verfügung stehen. Vorgewählt wird der Schnellgang durch einen Hebel am Lenkrad, aktiviert durch kurzes Gaswegnehmen ohne Betätigung der Kupplung. Zurückgeschaltet wird auf dieselbe Weise.
Automobiles Schwergewicht
Der Radwechsel ist bei früheren W07-Versionen schweißtreibende Schwerstarbeit. Denn der 2,7 Tonnen schwere Wagen muss mit einem Wagenheber von Hand angehoben werden. Spätere Modelle bieten eine eingebaute hydraulische Hebeanlage, die einzelne Räder anhebt.
Wahre Größe hat ihren Preis
Das Mercede-Benz 770 Cabriolet D, eines von nur 18 überhaupt gebauten Exemplaren, kostete seinerzeit stolze 47.500 Reichsmark. Ungefähr die gleiche Summe mussten Zeitgenossen für ein durchschnittliches Einfamilienhaus bezahlen. Damit war dieser Mercedes das damals teuerste Automobil in Deutschland. Nur wenige Angehörige der High Society oder hochgestellte Staatsrepräsentanten konnten sich einen der insgesamt 117 produzierten Mercedes 770 leisten.
Bewegte Vergangenheit
Unser Fotomodell lieferte Mercedes 1931 an den seinerzeit sehr bekannten deutschen Filmschauspieler und Regisseur Erik Charell. 1933 emigrierte Charell in die Vereinigten Staaten. Der Mercedes begleitete ihn. In den darauffolgenden Jahren wechselte der W07 mehrfach den Besitzer, um schließlich 2004 wieder die Heimreise anzutreten. In Deutschland erhielt der Mercedes 770 eine aufwändige Restauration. Nun erstrahlt der “Große“ wieder in voller Schönheit – und zählt damit ganz gewiss stets zu den Top Pokal-Favoriten bei jedem Concours d’Élégance.
Bilder: Bonhams
2 Kommentare
Pano
26. Juni 2015 12:16 (vor über 9 Jahren)
Snuki
26. Juni 2015 09:56 (vor über 9 Jahren)
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