Der Mercedes 500 K Typ W29 dürfte eins der spektaukulärsten Straßenfahrzeuge der Geschichte des Sterns sein. Der 500 K ist ein Grand Tourer, der zwische 1934 und 1936 gebaut wurde. Der Benz wurde erstmals bei der internationalen Automobil-Ausstellung in Berlin im Jahr 1934 ausgestellt und hatte das Werkskennzeichen W29. Der 500 K trägt den Buchstaben 'K' wie Kompressor und war erfolgreicher als der Mercedes–Benz 380, der schon früher im selben Jahr eingeführt worden war. Der Wagen bot sowohl einen größeren, leistungsstärkeren Motor, als auch eine luxuriösere Karosserie und kam damit dem Kundenwunsch nach mehr Luxus und Leistung entgegen. Während der zwei Jahre, in denen das Modell 500 K produziert wurde, wurden insgesamt 342 Autos gebaut, davon 29 Special Roadsters. In diesem Jahr feiert der 500 K seinen 90. Geburtstag.
Im Juni 1934 wurde der Typ 500 mit Kompressor mit sieben Varianten in die Preisliste aufgenommen. Außer dem Fahrgestell waren eine 4-türige Limousine, damals noch "Innenlenker" genannt, ein 2-sitziger Roadster mit zwei Notsitzen, die Cabriolets A, B und C sowie ein 2-türiger offener Tourenwagen lieferbar. Der Preis für sämtliche Varianten betrug 22.000 RM, das Fahrgestell schlug mit 15.500 RM zu Buche.
"Typ 500 mit Kompressor"
In offiziellen Verlautbarungen und Druckschriften wurde der 5-L-Kompressorwagen, der die interne Konstruktionsnummer W 29 erhalten hatte, überwiegend "Typ 500 mit Kompressor" genannt. Die heute allgemein geläufige Bezeichnung 500 K wurde eher zurückhaltend verwendet. Dies änderte sich mit der Einführung des hubraumstärkeren, aber ansonsten weitgehend unveränderten Nachfolgermodells. Bei seinem Erscheinen im Oktober 1936 wurde dieses zwar noch als "Typ 540 mit Kompressor" bezeichnet, aber bereits im November begann sich die griffigere Typenbezeichnung 540 K allgemein duchzusetzen.
Mehr Hubraum muss her: Von 3,8- auf 5- auf 5,4-Liter
Die Überarbeitung des 3,8-Liter-Motors M 22 vom Mercedes-Benz 380 zum 5-Liter-Triebwerk M 24 des 500 K war umfangreich. Bohrung und Hub wurden jeweils um 8 mm vergrößert, eine Maßnahme, die eine neue Kurbelwelle erforderte. Die Leistung stieg dadurch auf 100/160 PS.
Ende April 1936 erhielt der Motor eine weitere Hubraumerhöhung auf 5,4 Liter. Hierzu wurde die Bohrung um 2 mm erweitert und der Hub um 3 mm verlängert. Die Leistung erhöhte sich auf 115/180 PS. Die Typenbezeichnung wurde erst im September 1936 dem vergrößerten Hubraum angepaßt. Seine offizielle Premiere hatte der Typ 540 K Anfang Oktober auf dem Pariser Automobil-Salon.
Viel Komfort dank Schnellgang-Getriebe mit halbautomatischer Schaltung
Als Getriebe kam beim 500 K ein Mercedes-Benz Schnellgang-Getriebe mit halbautomatischer Schaltung zum Einsatz. Beim Schalten vom dritten (direkten) Gang in den Schnellgang brauchte die Kupplung nicht betätigt zu werden. Beim Übergang zum 540 K wurde dieses Getriebe zunächst beibehalten und nur dahingehend modifiziert, dass der seitherige Schnellgang durch Änderung der Übersetzungsverhältnisse zum vierten (direkten) Gang wurde.
Das Chassis des 500 K und 540 K hatte einen Radstand von 3290 mm und wurde, wie schon vom Typ 380 bekannt, in zwei Versionen geliefert. Außer der regulären Ausführung gab es eine Variante, bei der Kühler, Motor-Getriebe-Einheit, Lenkgetriebe und Sitze gut 10 cm nach hinten versetzt waren. Als zusätzliche, nicht in der Preisliste enthaltene Sonderausführung waren auch Fahrgestelle mit dem kürzeren Radstand von 2980 mm verfügbar, die als Roadster oder Cabriolet A karossiert werden konnten.
Feinste Manufaktur-Arbeit
Auch wenn die Kataloge und Preislisten aus jener Zeit den Eindruck der Serienproduktion erwecken, so entstanden diese Fahrzeuge in einer manufakturartigen Fertigung weitgehend individuell und streng an den einzelnen Wünschen und Vorgaben des Kunden orientiert. Der Sindelfinger Sonderwagenbau unter Kurt Ahrens erreichte mit den Karosserien für die Achtzylinder-Sportwagen ein allgemein anerkanntes und kaum zu überbietendes Niveau in Schönheit und Qualität der Ausführung.
Das ursprüngliche Karosserie-Angebot für den 500 K wurde bereits im Herbst 1934 um einen ausgesprochen eleganten Spezial-Roadster ergänzt, der auf dem Pariser Salon im Oktober debütierte und gegenüber den anderen Varianten einen Mehrpreis von 4.000 RM erforderte. Im Februar 1935 wurde die 4-türige Limousine durch eine 2-türige Variante ersetzt. Im Oktober 1935 erschien in Paris eine neue, hinreißend schöne Ausführung des Spezial-Roadsters, die mit einem Preis von nunmehr 28.000 RM die teuerste Variante des W 29 darstellte. Roadster, Spezial-Roadster, Cabriolet A und Autobahn-Kurier wurden auf dem Fahrgestell mit zurückgesetztem Motor aufgebaut, alle anderen Karosserievarianten auf dem regulären Chassis.
Vom 500 K entstehen 342 Exemplare
Unabhängig von den in der Preisliste oder im Katalog genannten Varianten wurden in Sindelfingen zahlreiche vom üblichen Standard abweichende Karosserien realisiert, z.T. aufgrund konkreter Kundenwünsche, teilweise aber auch in Eigeninitiative. Ein besonders bekanntes Beispiel für ein derartiges Fahrzeug ist das von Rudolf Caracciola gefahrene 500 K Coupé von 1935, das seinerzeit als Spezial-Roadster, Spezial-Coupé oder Sport-Limousine bezeichnet wurde. Es entspricht einer geschlossenen Version des Spezial-Roadsters in seiner ersten Ausführung von 1934.
Von den beiden Modellen 500 K und 540 K des W 29 wurden im Werk Untertürkheim zwischen Februar 1934 und November 1939 insgesamt 761 Fahrgestelle produziert, davon 342 mit 5 Liter und 419 mit 5,4 Liter Hubraum. 70 Fahrgestelle wurden zur Karossierung an Aufbauhersteller geliefert, die übrigen 691 Exemplare erhielten ihre Karosserie im Sonderwagenbau des Werks Sindelfingen. Am beliebtesten war das Cabriolet B mit 296 Einheiten, gefolgt von Cabriolet C mit 122 und Cabriolet A mit 116 Fahrzeugen. Selbst der exklusive und gediegene Spezial-Roadster brachte es auf eine Gesamtstückzahl von etwa 50 Einheiten, während die verschiedenen Coupé-Varianten nur 12 , der Autobahn-Kurier sogar nur 6 Stück erreichte. 53 Limousinen und 28 offene Tourenwagen komplettieren die Bilanz.
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