Außen uih – innen hui: Mercedes W201

190er mit dem vollen Programm

Außen uih – innen hui: Mercedes W201 : 190er mit dem vollen Programm
Erstellt am 12. August 2011

„Wenn schon, denn schon“, lautet die Devise von Mercedes-Fan André Fischer, der seinen 92er Baby-Benz nach allen Regeln der Kunst aufmöbelte. Im Zuge seines aufwändigen Projekts erhielten Motor, Fahrwerk, Outfit und Interieur des Mercedes W201 eine umfassende Überarbeitung. Unmengen von Arbeitsstunden und tolle Ideen stecken in dem 190er. Lohn der Mühe: Ein Mercedes mit jeder Menge Drum und Drin.

Wie alles begann...

Rückblende in das Jahr 2000: Bevor André den Mercedes erwarb, gondelte er in einem Toyota Corolla durch die Gegend. „Der Toyota war mein erstes Auto überhaupt“, erinnert sich der der heute 31jährige. „Nichts Besonderes, aber genau das Richtige für einen Führerschein-Rookie.“ Nach zwei Jahren wurde André jedoch in einen Autounfall verwickelt. Diagnose: Totalschaden für den Toyota. Wohl oder Übel musste André sich auf die Suche nach einem neuen fahrbaren Untersatz machen. Ein Kumpel arbeitete als Mechaniker bei Mercedes. Dessen fachkundiger Rat: „Kauf Dir einen 190er. Das ist ein großartiges und zuverlässiges Auto.“

Guter Rat muss nicht teuer sein: „Kauf einen Mercedes“!

Wie es der Zufall wollte, stand auch gerade ein Mercedes W201 aus dem Kreis der Arbeitskollegen des Freundes zum Verkauf. Der Spengler des Mercedes-Betriebs wollte sich von seinem 190E Baujahr 1992 trennen. Seinerseits hatte er den Wagen vom Betrieb übernommen, der diesen mal in Zahlung genommen hatte. Beim eigentlichen Erstbesitzer handelte es sich um einen älteren Herrn, der den Mercedes mit einem Frontschaden bei besagter Mercedes-Vertretung eingeliefert hatte. „Der Karosserieklempner war offenkundig nicht wirklich drauf bedacht gewesen, den Wagen wieder tiptop herzurichten. Die ausgeführten Reparaturarbeiten diente lediglich dem Zweck, ein preiswertes und fahrtüchtiges Auto zu haben. Nun, nach einem Jahr, wollte er den Mercedes wieder verkaufen“, erinnert André sich an die Erstbesichtigung seines W201.

Der W201 präsentierte sich in gutem Zustand

„Der optische Zustand war dennoch ziemlich gut“, leuchten Andrés Augen während des Erzählens auf. „Der silbergraue Lack war für sein Alter noch passabel erhalten. Auch der Innenraum präsentierte sich recht gepflegt. Selbst in technischer Hinsicht schien zunächst alles in Ordnung.“ Also zögerte André nicht lange und kaufte den Mercedes W201.

Innere Werte

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Der 190er sollte eigentlich original bleiben

Doch schon nach einer Woche ereilte André der erste Schock: Schaden an der Zylinderkopfdichtung! Nach einigem Hin und Her übernahm der Vorbesitzer jedoch kulant die Kosten für die Reparatur. In der Folge zeigte sich zudem, dass die Jahre eben nicht ganz spurlos an dem Mercedes vorbeigegangen waren. „Das Differential schwitzte Öl aus, und an den Achsteilen war der erste Rost zu entdecken“, berichtet der Elektriker. „Freilich nichts Weltbewegendes. Und deshalb hat es mich auch nicht sonderlich gestört. Denn zu diesem Zeitpunkt habe ich noch keinen einzigen Gedanken an ein Tuning des W201 verschwendet. Vielmehr dachte ich daran, den Wagen einfach nur zu fahren.“ Und so gingen vier weitere Jahre ins Land.

Mit einem Lenkrad beginnt die Metamorphose des Mercedes zum Streetcruiser

Vor sechs Jahren allerdings erwachte im Freiberger dann aber doch der Wunsch nach ein bisschen Abwechslung im Cockpit. Wie so viele Tuning-Stories so fing auch diese ganz unscheinbar und klein an – nämlich mit einem 32er Sportlenkrad. „Das originale Volant erschien mir irgendwie zu groß und unhandlich.“ Tja, und einmal mit dem Schrauben begonnen, gab’s kein Halten mehr. Plötzlich hatte André doch tatsächlich der Ehrgeiz gepackt, den Mercedes-Benz gehörig zu überarbeiten!

Der W201 wird bis auf Weiteres stillgelegt

„Dabei ging es mir darum, dem 190er gründlich gegen den Strich zu bürsten, da dem W201 oftmals das Image des Rentner-Autos anhaftet. Ein Ruf, der mir völlig unverständlich ist, zumal Mercedes-Benz mit dem Auto ja gezielt eine jüngere Käuferschicht ansprechen wollte und der 190 auch im Motorsport sehr erfolgreich eingesetzt wurde“ Na, jedenfalls wollte André nun ein Komplettprogramm realisieren. Kleckern, nicht Klotzen: Generalstabsmäßig geplant, meldete er den Mercedes ab, um sich in den nächsten dreieinhalb Jahren ausführlich und in aller Ruhe der Modifikation seines Benz widmen zu können.

Ein dynamisches Dress stylt den Baby-Benz auf „wild“

Nach Komplettdemontage, Restauration der Substanz und Erneuerung der Rostprophylaxe machte André sich ans Facelift seines W201. Nun klopft der Mercedes mit den montierten Rieger-Parts (Front- und Heckschürze sowie Schwellerleisten) optisch enorm auf den Busch. Die Schürzen erhielten zudem eine Überarbeitung. So zeugen ein größerer Lufteinlass vorne und der Eigenbau-Diffusor am Heck von dem gesteigerten Leistungspotential. Weitere Sehenswürdigkeiten registriert das Auge in der gecleanten Motorhaube, den Eigenbau-Lufthutzen, dem angeschweißten Grill und den modifizierten M3-Spiegeln.

Erhellende "Highlights" am Mercedes

Dank merklich geweiteter Gehäuse lässt der Mercedes optisch die Muskeln spielen. Ferner hebt die nachgerüstete 16V-Dachantenne das Image des Mercedes. Und mit den via LEDs erhellten Sidemarkers, den Klarglasscheinwerfer (Bi-Xenon) und –Rückleuchten sowie den BMW E36-Nebelscheinwerfern gehen dem W201 ganz besondere Lichter auf. Den Hingucker-Effekt macht die auffällige Two-Tone-Lackierung in Schwarz (VW) und Rot (Chrysler) perfekt.

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O.Z. Räder für die Mercedes-Achsen

Ein H&R-Gewinde legt den mittels Distanzscheiben spurverbreiterten Mercedes tiefer (minus 40/40 mm). Durch die Absenkung machen es sich die auf 17-zölligen O.Z.-Räder gestülpten Vredestein-Reifen in den geweiteten Gehäusen schön gemütlich. „Das Alleggerita-Modell von O.Z. zeichnet sich nicht nur durch sein betont motorsportliches Design, sondern auch durch das erstaunlich niedrige Gewicht aus. Ein Rad bringt lediglich 7,5 Kilogramm auf die Waage“, weiß André zu berichten.

Ein Mercedes W124 dient als Organspender

Die ebenfalls überarbeitete Bremsanlage setzt sich aus Zimmermann-Bremsscheiben und Komponenten des E300-24V zusammen. Verbesserte Verzögerungswerte wurden erforderlich, da André den ursprünglich verbauten 2,0-Liter-Motor durch den Sechszylinder des E300-24V ersetzte. Der imposante Reihenmotor des W124 verfügt über 2960 ccm, aus denen 220 PS geschöpft werden. Weitere Tuningmaßnahmen unterstreichen den Wandel von der Seniorensänfte zum ambitionierten Leistungsträger.

Der implantierte E300-24V Motor bleibt stets cool

Neuerdings ersetzten zwei Elektro-Lüfter das einstige Visco-Aggregat. Ebenso wurden ein neuer Kühler mit Ausgleichsbehälter und ein größerer Ölkühler für den komplett neu abgedichteten Treibsatz, dessen Kurbelwelle beim Experten neu gewuchtet wurde, verbaut. Ein gecleanter Motorraum und farbliche Akzente (Motor matt lackiert, etliche Parts in Carbon-Optik oder verchromt, Riemenscheibe glanzlackiert) werten das starke Stück Technik optisch auf.

Alcantara bringt Luxus und Emotionen in die Kabine

Schön anzuschauen ist ferner das Interieur, dessen Anmutung von dem Farb- und Materialmix aus braunem und grauem Alcantara beherrscht wird. Der edle Bezugsstoff hüllt rennmäßig anmutende OMP-Sitze, Rückbank (mit Eigenbau-Kopfstützen), Türverkleidungen nebst Eigenbau-Doorboards, Hutablage, Armaturenträger und Mittelkonsole elegant ein. „Das Beziehen des Interieurs hat ein gelernter Sattler übernommen. So gerne ich auch alles selber machen, aber diese Arbeit habe ich dann doch lieber dem Profi überlassen“, berichtet André.

Carbon-Optik impft das Mercedes-Interieur mit einer Dosis Sport

In das Arrangement fügen sich das ebenfalls frisch verhüllte Lenkrad (E300-24V) und der mit Plasma-Scheiben aufwartende Tacho (E300-24V) nahtlos ein. Genauso wie die vielen Kleinteile (Schalter, Lüftungsgitter, Gurtdurchführungen, Fensterkurbeln, Sitzverstellhebel),die mit ihrer Carbon-Optik (Tauchbad), welche der Kabine die motorsportliche Würze verleihen. „An dieser Stelle möchte ich meinem Freund Thomas von gfk-art.de danken. Denn er fertigte sowohl den Diffusor als auch die inneren Türgriffe. Dafür musste zuvor von den Originalen ein Abdruck in Kautschuk gefertigt werden, um sie in dieser Form neu laminieren zu können. Sonst hätte die Carbonierung im Tauchbad nicht geklappt.“

Neue Innenleuchten setzen dem Mercedes ins rechte Licht

Des Weiteren bereichern ein im Handschuhfach platzierter Voltmeter, der Eigenbau-Handbremshebel, ein mit grünem Kunstleder bespannter Himmel, Vorwerk-Teppiche und die komplett neu definierte Innenraumbeleuchtung (Lichter in B-Säulen, Rücksitzbank und Einstiegen) die Ausstattung des Mercedes.

Mit zwei Woofern klingt’s noch „bässer“

Der guten Ordnung halber sei natürlich auch die gut bestückte Car-Hifi erwähnt. Im ebenfalls mit Alcantara ausgebauten Kofferraum wurden die Endstufen (Emphaser und Alpine) sowie die beiden Woofer von Audio-System verbaut. In das Konzert der Kalotten stimmen Mehrwegsysteme von DLS und Ground-Zero ein. Die Steuerung übernehmen eine Alpine-Headunit mit Touchscreen und die im Aschenbecher der Mittelkonsole untergebrachte Fernbedienung des Subwoofer-Pegels.

Das W201 wird zur Familienangelegenheit

Wie man sieht, kam in der Zeit, die André an seinem Mercedes werkelte, einiges an Veränderungen zusammen. „Das Meiste entstand in Eigenarbeit. Aber natürlich habe ich auch sehr viel Unterstützung erfahren, wie bereits erwähnt“, sagt André. „Außerdem danke ich meinem Vater, der mir beim Chassis und dem Fahrwerk half. Ganz besonders aber danke ich meiner Frau Yvonne, die all die Jahre, in denen ich an dem Mercedes schraubte, Verständnis zeigte und sogar beim Innenausbau eigenhändig half.“

Mercedes forever

Auch wenn das fertige Mercedes-Projekt den Eindruck eines Showcars erwecken mag: André nutzt den Mercedes 190 in jeder Saison von Mai bis September als Alltagswagen. „Den W201 nur an den Wochenenden aus der Garage zu holen, wäre zu schade. Da stünde er sich nur kaputt“, möchte André die Früchte seiner Arbeit in vollen Zügen genießen. Und das wird er auch noch lange Zeit tun können, denn an einen Verkauf denkt er nicht mal im Traum. „Dieser Mercedes ist mein erstes Tuning-Projekt überhaupt. Von diesem Benz werde ich mich ganz gewiss nie mehr trennen.“



Text: Frank Ebeling

Fotos: Marcus Berger

Mercedes-Fans Facts

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 190E (W201)

Baujahr: 1992

[b]Motor: Implantierter Sechszylinder (E300-24V), Hubraum: 2960 ccm, Leistung: 220 PS, offener Luftfilter, Viscolüfter durch zwei Elektro-Lüfter ersetzt, Kühler mit Ausgleichsbehälter, größerer Ölkühler, Zündspule versteckt verbaut, Motor neu abgedichtet, Aggregat matt lackiert, etliche Parts in Carbon-Optik (Tauchbad), Riemenscheibe glanzlackiert, zahlreiche Teile verchromt, Supersprint-Mittelschalldämpfer und –Endschalldämpfer (auf links/rechts umgebaut), Motorraum gecleant, Schlossträger neu gebaut

Kraftübertragung: Viergang-Schaltgetriebe

Räder: O.Z. „Alleggerita“, 8 x 17 ET35 vo/hi

Reifen: Vredestein „Ultra Sessanta“, 215/40-ZR17 vo/hi

Fahrwerk: H&R-Gewinde (minus 40/40 mm), 2 x 15-mmSpurplatten hinten

Bremsen: Gelochte Zimmermann-Bremsscheiben vorne (280 mm)

Karosserie: Modifizierte Front- und Heckschürze von Rieger (größerer Lufteinlass vorne und Eigenbau-Diffusor hinten), Rieger-Schwellerleisten, Motorhaube gecleant, Grill angeschweißt, Eigenbau-Lufthutzen, Radläufe gebördelt und gezogen, umgebaute Mattig-M3-Spiegel, 16V-Dachantenne (Originalantenne entfernt), Eigenbau-Sidemarkers mit LED, Klarglasscheinwerfer und –Rückleuchten, Bi-Xenon, BMW E36-Nebelscheinwerfer, Lackierung in Rot und Schwarz (Chrysler und VW)

Innenraum: Zweifarbige (braun und grau) Alcantara-Komplettausstattung inkl. Türverkleidungen, Armaturenträger und Konsole, Original Lederlenkrad aus E300.24V mit Alcantara bezogen. E300-24V-Tacho mit Plasmascheiben, Voltmeter im Handschuhfach, Eigenbau-Handbremshebel aus Alu/VA, OMP-Sitze vorne, Original-Sitzbank mit Eigenbau-Kopfstützen, Himmel mit grünem Kunstleder, Vorwerk-Teppiche, Eigenbau-Doorboards, Schroth-Gurte, etliche Parts in Carbon-Optik (Tauchbad): Eigenbau-Türgriffe aus GFK, Schalter, Lüftungsgitter, Gurtdurchführungen, Fensterkurbeln, Sitzverstellhebel; Innenbeleuchtung in B-Säulen und Rücksitzbank, Einstiegsbeleuchtung in Seitenschwellern

Car-Hifi: Alpine-Headunit mit Touchscreen, 2 x Endstufen (Emphaser und Alpine), Dreiwege-Frontsysteme (DLS), Zweiwege-Lautsprecher im Heck (Ground-Zero), 2 x Audio-System-Woofer im Gehäuse, Subwooferpegel-Fernbedienung im Aschenbecher der Mittelkonsole, Kofferraumausbau mit Alcantara.

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4 Kommentare

  • Dome

    Dome

    Ich finde den ehrlich gesagt gar nicht mal so schlecht ;-) Für die Farbe der Felgen wäre ich wohl nicht mutig genug gewesen und hätte sie schwarz oder weiß gemacht. Ich finde es erstaunlich wie modern dieser 190er wirkt. Was mich am Exterieur stört sind die Seitenschweller, sieht irgendwie unvorteilhaft für die Gesamtoptik aus das die nach hinten so komisch abfallen. Auch die Haube ist mir etwas zu extrem. Scheibenwischerstellung gefällt mir auch nicht. Aber abgesehen von diesen Punkten sieht er ordentlich aus und hat vor allem nicht nen 2.0 D drin sondern nen vernünftigen Motor der auch zu optik passt ;-)
  • UBIK1969

    UBIK1969

    Oh Mann, der arme 190er...
  • Anonymous

    Anonymous

    WoW wie sauber und neu sieht er den innen aus!!??. Super Außen wurde meiner meinung nach übertrieben. Er könnte mit dem Geld ein Evo 2 Umbau/tuning machen ,jedoch hat jeder einen anderen Geschmack...
  • ScionTJ

    ScionTJ

    Hut ab! Sehr schöner Umbau. Vorallem der Motorraum und das Intereur gefallt mir sehr gut! Das Bodykit und die Motorhaube... hätte man schöner machen können. Aussen wirkt er meiner meinung nach zu Verbastelt.

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