Es gibt Mercedes-Tuner, die heute noch existent sind, deren großartigen Mach(t)werke aber in längst vergangenen Tagen die Titelseiten der Autogazetten zierten. Carlsson ist einer von ihnen. Wer einen alten „echten“ Carlsson fährt, darf sich zumeist glücklich schätzen - so wie Michael Janssen. Er chauffiert einen 2003er Carlsson CM 60 auf Basis eine Mercedes-Benz CLK 500. Ab Werk leistete dessen 6-Liter-Motor 405 PS. Das war vor 20 Jahren eine große Hausnummer und genug Power, um auf der Überholspur der Autobahn für klare Verhältnisse zu sorgen.
Carlsson zählte zu den bekannten Mercedes-Tunern - hat aber eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Der Tiefpunkt war im Mai 2015 erreicht, als Carlsson wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anmelden musste. Mit dem koreanischen Automobilzulieferer Sambo Motors fand sich ein Investor, der Carlsson im Dezember 2015 übernahm. Immerhin ist Carlsson noch aktiv und auch dem Stern verbunden. Gleichwohl strahlt die Vergangenheit des Unternehmens derzeit heller als die Gegenwart.
Im Jahr 1989 wurde das Unternehmen als Carlsson Autotechnik GmbH von den Brüdern Rolf und Andreas Hartge aus der Taufe gehoben. Warum hieß die Firma eigentlich Carlsson? Weil der ehemalige Mercedes-Benz-Motorsport-Werksfahrer Ingvar Carlsson seinerzeit als Entwicklungspartner involviert war. Er genoss damals einen hohen Bekanntheitsgrad und also fungierte er als Namensgeber des Unternehmens, das sich auf das Tuning und Veredeln von Automobilen der Marke Mercedes-Benz und smart spezialisierte.
Für das Modellprogramm von Mercedes-Benz bot Carlsson ein umfassendes Programm an Leistungssteigerungsoptionen an. Dazu gehört auch die CM60-Option - erhältlich als Tuning-Kit für den 5-Liter-V8 oder als Komplettfahrzeug. Billig war ein Carlsson CM 60 nicht. So wurde etwa im Jahr 2000 für einen Carlsson CM 60 auf Basis des Mercedes-Benz S500 ein Kaufpreis ab 270.043 DM (umgerechnet in Euro sind das etwa 137.900 €) fällig.
Die CM60-Option wurde für den 5-Liter-V8 mit 306-Werks-PS von Mercedes-Benz angeboten. Das Tuningpaket, das eine Leistungssteigerung auf 405 PS ermöglichte, umfasste Kurbelwelle, Kolben, Hubraumerweiterung auf 6-Liter, Sport-Nockenwellen, Spezial-Luftfilter, eine Anpassung der Motorelektronik, Vmax-Entriegelung, Edelstahl-Sport-Abgasanlage mit vier Metallkatalysatoren (4-Rohr Endblende oval) und Carlsson Chromschriftzug.
Auf für den Mercedes-Benz CLK 500 bot Carlsson seinerzeit die CM60-Option an. Wer sie für seinen CLK wählte, durfte sich nicht nur über mehr Hubraum, 405 PS statt 306 PS, sondern auch über 275-km/h-Höchstgeschwindigkeit und eine Beschleunigung von 0-100 km/h in 5,4 Sekunden freuen.
Die Leistungsdaten begeistern Michael Janssen bis heute. Der 27-jährige Niederländer ist ein MIB seitdem er fahren bzw. denken kann. Sein Vater war bereits ein enthusiastischer Mercedes-Fan. Und bevor Michael sich den Carlsson vor 5 Jahren zulegte, chauffierte er bereist einen Mercedes E300 W211 und einen Mercedes C36 AMG.
The one and only?
Wir können nicht überprüfen, ob die Aussage stimmt, ab Michael ist sich sicher, dass sein Carlsson CM-60-Komplettumbau (Motor, Felgen, Fahrwerk, Heckspoiler, 330-km/h-Tacho) der einzige auf Basis eines CLK 500 Coupé C209 weltweit ist. Fakt ist: Komplette CM60 sind wirklich selten gewesen und werden dieser Tage noch seltener gesichtet.
Michael hat seinem Carlsson CM 60 zwischenzeitlich einen Power-Boost auf 450 PS mittels Software-Upgrade spendiert. Darüber hinaus ist die silbern lackierte Karosserie in mattschwarze Folie gehüllt. Düster und dunkel liegt dieser CM60 heute wie ein Schatten auf den glorreichen Tagen der Carlsson-Vergangenheit.
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar