In alter Schönheit: Mercedes Strich-Acht (W114)

72er Mercedes 230/8 ist fit wie eh und je

In alter Schönheit: Mercedes Strich-Acht (W114): 72er Mercedes 230/8 ist fit wie eh und je
Erstellt am 9. Februar 2012

Vielen gilt der Strich-Acht als eines der sympathischsten Mercedes-Modelle überhaupt. Auch aus automobilgeschichtlicher Sicht hat der Mercedes Strich-Acht seinen Reiz. Denn mit schnörkelloser Linienführung markiert die Baureihe W114/W115 den Abschied von der Heckflossen-Ära und weist zugleich den Weg in die stilistische Moderne. Kein Wunder also, wenn sich so viele Auto-Herzen für den W114/115 erwärmen. Ein Mitglied der großen Strich-Acht-Fangemeinde ist Jürgen Peterson, dessen bildhübscher Mercedes 230/8 die Zeit scheinbar spurlos überdauerte.

Kleine Typenkunde des Strich-Acht

Das Kürzel /8 bezieht sich auf das Erscheinungsjahr der Baureihe W114/115 im Jahr 1968. Diese Bezeichnung sollte schließlich in den allgemeinen Sprachgebrauch eingehen. Der Unterschied zwischen W114 und W115 liegt übrigens in der Anzahl der Zylinder. Alle Fahrzeuge unter sechs Zylinder, sowohl Diesel als auch Benziner, laufen unter dem Kürzel W115. Alle Sechszylindermodelle werden hingegen als W114 tituliert.

Die Baureihe W114/W115 hat viele Fans

Der Strich-Acht erfreut(e) sich damals wie heute großer Beliebtheit. Zu Recht, denn der gefällig linierte Wagen kann mit seinem großem Raumangebot, langlebigen Motoren und klassischem Charakter etliche Pluspunkte für sich verbuchen. Zur großen Fangemeinde des Mercedes zählt auch Jürgen Peterson, seitdem er im November 2010 seinen horizontblauen W114 erstand.



„Ich habe den Mercedes von dessen Erstbesitzern gekauft“, eröffnet Jürgen Peterson das Gespräch über seinen Strich-Achter. „Die nette Dame war bereits 89jährig“, verrät der Ratinger weitere Details zum seinerzeitigen Autokauf.

Topgepflegt wechselte der 230/8 nach 38 Jahren den Besitzer

Wie so viele W114/W115 so hatte sich auch dieser Mercedes in ebenso fachkundigen wie behutsamen Händen befunden. Besagte Dame hatte den Mercedes 230/8 nämlich stets scheckheftmäßig warten lassen. Darüber hinaus handelte es sich bei dem Mercedes um ein behütetes Garagenfahrzeug. Allzu oft war die vormalige Eignerin mit ihrem schönen Mercedes ohnedies nicht unterwegs. In den 38 Jahren, in denen sie den Strich-Acht pilotierte, kamen lediglich 57.900 Kilometer zusammen. Das Serviceheft weist sogar aus, dass die betagte Dame in der Zeit von 1991 bis 2010 insgesamt lediglich 6.000 Kilometer zurückgelegt hatte.

Hier und da hat der Zahn der Zeit dann doch am Benz genagt

Dabei bugsierte die Chauffeurin ihren Mercedes offenkundig sehr achtsam durch das doch recht quirlige Verkehrstreiben der Stadt Köln. „Eine erste Inspektion anlässlich des Besichtigungstermins vor Ort ergab, dass der Mercedes vergleichsweise wenige Blechblessuren davongetragen hatte“, bilanzierte Jürgen Peterson. Lediglich die hintere rechte Tür und der hintere rechte Radlauf wiesen jeweils eine kleine Delle vor.

Eine Hohlraumversiegelung konserviert den W114

Bei aller Solidität des Strich-Acht: Aber der gute Erhaltungszustand verdankt sich nicht zuletzt seiner umsichtigen Erstbesitzerin und einer vorbildlichen Wartungs- und Reparaturtätigkeit der örtlichen Mercedes-Vertretung. Bei dieser wurde 1998 bereits der linke Kotflügel gewechselt. Außerdem entdeckte der kundige Ratinger kleine Bohrlöcher in den Schwellern links und rechts. Diese zeugten davon, dass die Vorbesitzerin ihrem Mercedes einmal eine nachträgliche Hohlraumversiegelung gegönnt hatte.

Die Instandsetzungsarbeiten halten sich beim Mercedes in Grenzen

„Instandsetzungsarbeiten machten auch vor einer Ausbesserung der Lackierung nicht Halt. Die komplette rechte Seite unterhalb der mittleren Zierleiste und die Motorhaube wurden in der Original-Farbe Horizontblau neu geduscht“, berichtet Jürgen Peterson, der seinerseits dem Mercedes im Februar 2011 neue Bremssättel (hinten) und neue Stabilisatoren an der Vorderachse gönnte.

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Mercedes Strich-Acht: Schön und schlicht

Der 2,3-Liter-Sechszylinder leistet 120 PS

Alles in allem befand sich der Mercedes also noch in sehr gutem Zustand. Das gilt nicht nur für den Motor, ein 120 PS leistender Sechszylinder-Benziner mit 2,3 Litern Hubraum und die Karosserie, sondern auch für den Innenraum. „Die gepolsterten Stoffsitze sind nach wie vor einwandfrei und die Bezüge keineswegs durchgeschubbelt oder eingerissen“, kann Jürgen Peterson stolz vermelden. Ja, das ist noch Qualität. Eben typisch Mercedes.

Der Mercedes-Innenraum präsentiert sich als „reine“ Freude

Aber erneut wäre jener Seniorin für ihren pfleglichen Umgang mit dem einst in ihrem Besitz befindlichen W114 zu danken. Alles wirkt makellos. Spuren einer Abnutzung müsste man an den Reglern von Armaturenträger, des Becker-Radio (Europa), dem Lenkrad und Türverkleidungen mit der Lupe suchen. Da der Mercedes zudem ein Nichtraucher-Auto war, präsentiert sich auch der Himmel in Bestzustand.

Der Strich-Acht als Schönwetter-Auto

Wie Jürgen Peterson zu berichten weiß, hatte die betagte Kölnerin doch tatsächlich stets einen Straußenfeder-Wedel im Auto mit sich geführt, um Dreck, Krümel und Staub sofort zu Leibe rücken zu können. Wie man sieht, war die Dame für jede Eventualität, die den Picobello-Status hätte trüben können, bestens gerüstet. Und bei Regen oder gar Schnee ist der Mercedes schon gerade nicht aus der Garage gerollt. Und sollte der Strich-Acht doch einmal nass geworden sein, so hat ihn die rüstige Seniorin hinterher sogleich wieder sorgsam trocken geledert.

Nach Jahren der Suche fand Jürgen Peterson seinen Traum-Mercedes

Liest sich beinahe zu schön, um wahr zu sein. Doch ist der Mercedes tatsächlich stahlblecherne Realität. „Freilich habe ich lange nach einem dermaßen gut erhaltenen Mercedes Strich-8 suchen müssen“, wirft Jürgen Peterson ein. „Sechs bis sieben Jahre hielt ich nach einem W114/W115, der meinen Vorstellungen entsprach, Ausschau. Schließlich ist ein Arbeitskollege durch ein Inserat in der Zeitschrift Oldtimer-Markt auf diesen Strich-8 aufmerksam geworden. Dieser gab Jürgen Peterson den entsprechenden Tip, und damit kam Jürgen Petersons Strich-Acht-Geschichte endlich ins Rollen.

Von Kindesbeinen an Mercedes-Fan

Der Ratinger war freilich nach einer besonderen Variante auf der Suche. So entspricht sein Mercedes W114 in der Optik dem allerersten Strich-8 seines Vaters. „In dessen Mercedes bin ich quasi groß geworden“, erinnert sich der Mercedes-Fan. „Und diese Erfahrung hat mich offenkundig für alle Zeiten geprägt.“ Nunmehr pilotiert Jürgen Peterson nämlich einen optischen Klon jenes Mercedes Strich-8, den seinerzeit der stolze Vater lenkte.

Familiensache: Schon der Vater nannte einen himmelblauen Strich-Acht sein Eigen

Papa Peterson war ebenfalls ein bekennender Freund der Marke Mercedes. Mehr noch: Er schwor geradezu auf den Strich-Acht. Der Vater war übrigens sogar bei Mercedes beschäftigt. Genauso wie heute Sohn Jürgen, der als kaufmännischer Angestellte in den Diensten von Mercedes steht. „Wie mein Vater, so stehe auch ich absolut hinter der Marke Mercedes und ihren Modellen“, erläutert Jürgen Peterson seine tiefe Verbundenheit mit dem guten Stern auf allen Straßen.

Gesprächsthema Mercedes 230/8

Auch andere Verkehrsteilnehmer und Passanten teilen durchaus diese Begeisterung für den Mercedes-Klassiker. „Ich werde oft auf den Mercedes angesprochen. Dann kommt es schnell zu einem Gespräch über die gute alte Zeit, als die Bleche noch dick und die elektrifizierten Strippen im Auto noch nicht kilometerlang waren. Auch spontane Beifallsbezeugungen anderer Autofahrer gibt es immer wieder. Der Strich-8 ist nun einmal ein sehr gefälliges und sympathisches Auto.“ Und sein gutes Aussehen wird dem Mercedes 230/8 unter der Regie von Jürgen Peterson gewiss noch lange erhalten bleiben. Insofern darf sich der Mercedes-Fan auch in Zukunft auf positive Feedbacks freuen.

Text & Fotos: Frank Ebeling

Mercedes-Fans Facts

Fahrzeugtyp: Mercedes Benz 230/8 (W114)

Baujahr: 1972

Motor: Sechzylinder-Motor mit 2.253 ccm. Leistung: 120 PS

Getriebe: Viergang-Schaltgetriebe (Lenkradschaltung)

Bremsen: Bremsscheiben rundum

Räder:Original-Mercedes-Rad

Reifen: Vredestein „Spirit Classic“, 175 x R14 vo/hi

Fahrwerk: Einzelradaufhängung vorne mit Schraubenfedern und Öldruckdämpfern, Diagonalpendelachse hinten,

Karosserie: Original, Lackierung in Horizontblau

Innenraum: Elfenbeinfarbenes Lenkrad, Lenkradschaltung, Stoffsitze, Cognacfarbenes Dekor

ICE: Becker-Radio „Europa“

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1 Kommentar

  • 280C

    280C

    gute Fahrt mit Deinem chicquen Schnapper

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