Beim Großen Preis von Aserbaidschan in Baku konnte Silberpfeil-Pilot George Russell trotz unterlegenem Material erneut als Dritter mit einer Podestplatzierung glänzen. Teamkollege Lewis Hamilton kam direkt dahinter auf Rang vier ins Ziel, wurde aber während des Rennens von seinem Silberpfeil wegen des altbekannten Hüpfproblems derart gequält, dass der siebenmalige Weltmeister wegen Rückenschmerzen nach dem Rennen kaum aus seinem Auto kam. Gewonnen hat wieder einmal Weltmeister Max Verstappen vor seinem Teamkollegen Perez.
"Bouncing" als Gesundheitsrisiko
Die extrem lange, holprige Gerade in Baku machte es nicht nur den Silberpfeilen schwer. Die in diesem Jahr extrem hart abgestimmten Fahrwerke und die neuen Niederquerschnittreifen sowie das bekannte "Bouncing", also das Hüpfen des Fahrzeugs, ließ das Fahren auf dieser Strecke für alle Piloten zu einer echten Tortour werden. Die Silberpfeil-Piloten, die bekanntermaßen am meisten Probleme mit dem Bouncng haben, traf es dabei am härtesten. Aber auch andere Fahrer wie Alpha Tauri Pilot Pierre Gasly oder McLaren-Fahrer Daniel Ricciardo klagen üner starke Schmerzen. Neben den körperlichen Unannehmlichkeiten der Piloten kostet dieses Hüpfen natürlich auch viel Zeit und auch Topspeed. Nicht zuletzt deswegen konnten sich George Russell und Lewis Hamilton auch nur auf den Positionen fünf und sieben qualifizieren. Für Russell, der damit einmal mehr seinen Teamkollegen schlug, war dies als "Best of the rest" hinter den überlegenen Ferrari und Red Bull das Maximum.
Saubere Rennen mit maximaler Punkteausbeute
Beide Fahrer erwischten einen sauberen Start, hielten ihre Positionen und kamen gut in den ersten Stint, bevor ein VSC in Runde 9 die Gelegenheit für einen Stopp ohne großen Zeitverlust bot. Diese Chance ergriff das Team mit beiden Fahrern. Die Ausfälle der beiden Ferrari-Piloten ließen Russell und Hamilton auf die Plätze drei und sechs aufrücken. Danach profitierte das Mercedes-Duo von einer zweiten VSC-Phase, die Georges dritten Platz festigte und Lewis in die Lage versetzte, Tsunoda zu überholen und Gasly zu jagen, was ihm schlussendlich einen verdienten vierten Platz einbrachte. Dabei bewies der Brite trotz seiner zu diesem Zeitpunkt bereits starken Rückenprobleme viel Kampfgeist und Biss.
Russell in Schlagdistanz zu Leclerc!
Auch wenn man nach wie vor nicht um Siege mitfahren kann, zeigt George Russell, dass man mit Konstanz, Zuverlässigkeit und maximalem Ausschöpfen der Möglichkeiten nicht chancenlos in der WM sein muss. So liegt der Brite nur noch 17 Punkte hinter dem WM-Favoriten Charles Leclerc, der zwar viel schneller ist, aber auch oft ausfällt. Höchste Zeit also, dass Mercedes die Performanceprobleme in den Griff bekommt. Die Zuverlässigkeit und die Qualität der Piloten sind bereits WM-fähig. Wenn jetzt der Speed noch kommt, könnte da tatsächlich vielleicht noch etwas gehen. Auch wenn das zum Teil sicher Wunschdenken ist...
George Russell
Wir sind in jeder einzelnen Kurve, auf jeder einzelnen Runde und das 90 Minuten lang auf dem Boden aufgeschlagen, es war ziemlich brutal - ich werde heute Nacht sicher gut schlafen! Damit müssen wir im Moment klarkommen. Es gibt nicht viel, was wir kurzfristig dagegen unternehmen können. In diesem Sport gibt es viele intelligente Leute und sehr talentierte Ingenieure, also bin ich sicher, dass wir eine Lösung finden werden. Wir haben das Podium heute nicht aufgrund der reinen Pace erreicht, sondern weil das Team sehr hart gearbeitet hat, um ein zuverlässiges Auto abzuliefern. Wir haben gute Arbeit geleistet, um vor dem Mittelfeld zu sein, und offensichtlich haben wir vom Pech von Ferrari profitiert. Als Team sehen wir das als positiv an und gratulieren allen in Brackley und Brixworth für die harte Arbeit. Wir wissen, dass wir nicht schnell genug sind und dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben, um mehr Performance zu finden. Wir experimentieren und probieren Dinge aus. In einer Woche bis Montreal wird es schwierig sein, eine Lösung zu finden, aber hoffentlich sind wir bald am Ziel.
Lewis Hamilton
Das Adrenalin hat mich durch dieses Rennen gebracht und ich habe vor Schmerz die Zähne zusammengebissen. Ich kann die Schmerzen nicht in Worte fassen, die man verspürt, besonders auf der Geraden hier. Und am Ende denkst du an all die Leute, die sich auf dich verlassen, wenn es darum geht, Punkte einzufahren. Aber wir sind immer noch in einer so guten Position! Die Plätze drei und vier sind ein tolles Ergebnis für das Team. Das Team hat bei der Strategie einen großartigen Job erledigt, und sobald wir das "Bouncing" behoben haben, werden wir im Rennen wieder vorne mit dabei sein. Wir verlieren sicher mehr als eine Sekunde nur durch das "Bouncing", mindestens aber eine Sekunde. Ich werde morgen in der Fabrik sein, wir müssen ein paar gute Gespräche führen und weiter pushen.
Toto Wolff
Das ist momentan unsere Position im Feld - nicht so schnell wie die Spitze, aber mit Abstand vor dem Mittelfeld. Wir freuen uns nie über das Pech unserer Konkurrenten. Wir wollen einen starken Kampf an der Spitze sehen, und wir hoffen, dass wir aufholen und uns ihnen anschließen können, damit wir vorne einen Sechskampf erleben. George hat heute eine starke Leistung gezeigt, er hat das Rennen gemanagt und ist aufs Podium gefahren. Wir müssen eine Lösung für das "Bouncing" finden, denn das Auto, das wir Lewis heute hingestellt haben, war so schwer zu fahren, man konnte ihm die Schmerzen in seinem Rücken das ganze Wochenende über ansehen. Nach dem Training am Freitag wussten wir, dass wir mit dem Auto in Baku an unsere Grenzen stoßen würden, also galt es, unsere Strategie, unsere fahrerische Leistung und unsere Abläufe zu optimieren. Das Team hat in allen drei Bereichen großartige Arbeit geleistet, um sicherzustellen, dass wir mitmischen und jede Chance nutzen konnten, die sich uns bot. Das hat sich heute ausgezahlt, und wir verlassen Baku mit einer guten Punkteausbeute, aber wir machen uns keine Illusionen über die Aufgabe, die vor uns liegt, um wieder an die Spitze zu gelangen. Es gibt keine heiligen Kühe, alles wird untersucht, und wir haben ein tolles Team, das versucht, unsere Probleme zu lösen.
Andrew Shovlin
Wir können mit dem Ergebnis heute zufrieden sein, denn wir haben das Maximum herausgeholt - beide Fahrer sind gut gefahren, die Strategie war gut und es war eine willkommene Belohnung, George wieder auf dem Podium zu sehen. Allerdings hatten wir heute das Glück, die Positionen von Ferrari zu erben, der Abstand nach vorne ist genauso groß wie in Monaco. Wir führen derzeit das Mittelfeld an, und das wird niemanden in Brackley oder Brixworth zufrieden stellen. Es liegt also noch viel Arbeit vor uns. Wir müssen den Fahrkomfort für die Fahrer verbessern, denn sie haben es heute toleriert, aber es ist nicht akzeptabel, ihnen das jeden Sonntag zuzumuten, und wir müssen ganz klar einen großen Batzen Rundenzeit finden. Die holprigeren Strecken scheinen ein besonderes Problem für uns darzustellen, und Montreal ist nicht besonders glatt, also müssen wir in den nächsten Tagen an diesem Bereich arbeiten, bevor es dort weitergeht. Das Team ist entschlossen, weiter nach Lösungen zu suchen, Performance zu finden und wieder an der Spitze mitzufahren.
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