Die Zahl der zugelassenen Elektroautos erhöht sich. Auch die Autovermietungen wollen in den kommenden Jahren mehr denn je auf Elektroautos setzen. Doch die angespannte Liefersituation macht das schwerer denn je.
Diese Nachricht hat eingeschlagen wie eine Bombe: der chinesische Autohersteller BYD und Mietwagengigant Sixt einigen sich auf die Lieferung von 100.000 Elektroautos in den kommenden sechs Jahren. Bis 2028 will der deutsche Mietwagenanbieter bei dem China-Neuling Build your Dreams 100.000 Elektroautos bestellen und die eigene Flotte so zunehmend elektrifizieren. Die ersten Elektrofahrzeuge vom Typ BYD Atto 3 rollen bereits in den kommenden Wochen an. Bis zum Ende des Jahrzehnts will Sixt, in mehr als hundert Ländern mit knapp 2.100 Niederlassungen vertreten, die eigene Mietwagenflotte zwischen 70 und 90 Prozent elektrifizieren. Eine Vorreiterrolle übernehmen dabei Deutschland, Frankreich, England oder die Niederlande. Für BYD ist das Geschäft mit Sixt in erster Linie eine rollende Marketingmaßnahme, denn Mietwagenfirmen sind ein beliebtes Mittel, ein neues Modell flächendeckend auf die Straße zu bringen. Im Falle BYD sind das nicht nur einzelne Modelle wie eben der Atto 3, sondern die ganze Marke, die in Europa nur wenige kennen. Geld verdienen lässt sich für die Autohersteller zumeist nur eingeschränkt, denn die Rabatte die sie den großen Autovermietern einräumen müssen, sind gigantisch. Und angesichts der aktuellen Fertigungsprobleme aufgrund der Chipkrise haben viele Autohersteller gar kein Interesse, ihre Fahrzeuge in die stark subventionierten Mietwagenpools zu pressen, weil die Kunden mitunter ein Jahr oder mehr als die elektrifizierten Fahrzeuge warten müssen.
Autovermietungen rüsten auf
Gerade erst eine Woche ist es her, da verkündete Autogigant General Motors, dass er in den kommenden Jahren 175.000 Elektrofahrzeuge an den amerikanischen Mietwagenanbieter Hertz liefern werde. Das Programm umfasst Elektromodelle verschiedenster GM-Marken und somit unterschiedlicher Buchungs- und Preisklasse von Buick über Cadillac bis hin zu Chevrolet oder den Elektrolieferwagen von Bright Drop. Bis zum Jahre 2027 sollen die Mietwagennutzer mit diesen Elektromodellen knapp 13 Milliarden Kilometer zurücklegen, was einen geringeren CO2-Ausstoß von 1,8 Millionen Tonnen bedeuten würde. Hertz-CEO Stephen Scherr: „Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit GM bei dieser Initiative, die unser Angebot an E-Fahrzeugen für Hertz-Kunden, darunter Freizeit- und Geschäftsreisende, Rideshare-Fahrer und andere Kunden, erheblich erweitern wird.“
Verbrennerfahrer "probieren gerne aus"
Zwar gibt es bei allen großen Mietwagenfirmen seit Jahren Elektroautos, doch hält sich Anzahl und Portfolio zumeist in Grenzen. Viele Mietwagenkunden wollen ein Fahrzeug, das an einem Flughafen oder an einem Bahnhof schnell verfügbar ist. Wer nicht selbst über ein Elektroauto verfügt, dem fehlt mitunter App oder Chipkarte zum Nachladen. Da greifen viele lieber zu einem bekannten Verbrenner. Doch mittlerweile wandelt sich das Bild immer mehr, denn immer mehr Automieter fahren auch privat ein Elektroauto und wollen als Mietfahrzeug ein ebensolches mit Stecker. Andere, die einen klassischen Verbrenner fahren, wollen es allzu gerne ausprobieren wie es ist, einmal ein Elektroauto im Alltag zu fahren. Wo wäre das einfacher als bei einem Kurztest, wenn man ohnehin den nächsten Mietwagen braucht, wenn es zu einem beruflichen Termin in die Metropole im In- oder Ausland geht?
"Müssen" Batterie-Autos gefahren werden?
Viele der Anmietungen sind beruflich und immer mehr Konzerne steigen aufgrund von Vorgaben auf Elektroautos oder zumindest Plug-in-Hybriden um. Insofern wird gerade von den Mitarbeitern bei einem offiziellen Kundentermin verlangt, dass diese mit einem Elektroauto vorfahren, um Innovations- und Zeitgeist des Unternehmens nach außen zu tragen. Hiervon profitierten in den vergangenen Jahren insbesondere kleine Spezialanbieter, die elektrifizierte Fahrzeuge angeboten haben, die auf dem Markt sonst nicht verfügbar waren. Sie haben nach wie vor großen Zulauf, weil sich diese – vergleichsweise teuer – neue Elektrofahrzeuge besorgen, die ganz neu auf dem Markt sind. Sie setzen auf einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den großen Vermietern, weil diese die entsprechenden Elektroautos so schnell nicht im Programm haben. So bietet ein Anbieter wie Evo to Drive in seinem Fuhrpark nicht nur die komplette Tesla-Flotte, sondern auch Stecker-Fahrzeuge wie den Porsche Taycan, Mercedes EQE, BMW i4 oder den ganz neuen VW ID Buzz. Lockangebote über das Wochenende machen das Ganze für Kunden noch interessanter.
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