Eingetrübtes Verhältnis: Zwischen Mercedes-Chef Ola Källenius und seinem Entwicklungsvorstand Schäfer soll laut Manager Magazin mehr als ein Blatt Papier passen
„Krach im Reich der Sterne“ schreibt das Manager Magazin. Es will von internen Querelen in der Chefetage von Mercedes-Benz erfahren haben, macht diese zum Topthema und betitelt die exklusive Recherche so: „Warum Mercedes-Entwicklungschef Markus Schäfer unter Beschuss gerät“ (Paywall) Der Haussegen soll laut diesem Bericht mächtig schief hängen in der nach außen stets so einträchtig der elektrischen Zukunft und Luxus-Ausrichtung zugewandten Vorstandsriege der Mercedes-Benz Group.
Auf den Schultern von Markus Schäfer lastet viel: Er soll die Electric-only-Strategie in Form von Autos, die die Menschen wollen, ins Rollen bringen. Er soll es richten. Er soll es entwickeln. Es soll es machen. He´s the man. Diese Position gibt im im Konzern viel Einfluss. Dafür genießt er das volle Vertrauen von Vorstandschef Källenius - bis neulich jedenfalls. Wie nämlich das Manager Magazin von Insidern erfahren haben will, beginne sich das Verhältnis der beiden hochrangigen Mercedes-Manager offenbar einzutrüben. Schäfer habe intern, so heißt es in dem Artikel des in der Regel gut informierten Manager Magzins, einen immer schwereren Stand.
Wer ist Markus Schäfer?
Markus Schäfer ist seit 22. Mai 2019 Vorstandsmitglied von Daimler, jetzt Mercedes-Benz Group. Er leitet im Vorstand das Ressort Entwicklung & Einkauf und ist seit 1. Dezember 2021 zudem Chief Technology Officer. In dieser Funktion verantwortet er auf Ebene des Konzerns den ganzheitlichen Entwicklungsprozess von Mercedes-Benz Cars sowie den Einkauf. Sein aktuelles Vorstandsmandat ist bis Mai 2024 terminiert. Wenn man so will, ist Markus Schäfer der wichtigste Mitarbeiter für die ehrgeizigen Premium-Luxus-Elektro-Pläne von Ola Källenius. Schäfer ist so etwas wie die personifizierte Zukunft des Sterns. Doch nun kommen intern Zweifel an der Personenwahl auf. Ist Schäfer noch der Richtige? Das Verhältnis zwischen Källenius und Schäfer sei scheinbar eingetrübt, schreibt das Manager Magazin und nennt auch den Grund dafür: „Schäfer patzt bei zentralen Projekten“.
Interne Kritik an Mercedes-Entwicklungsvorstand: Patzt bei zentralen Projekten."
Wo es im Bereich Schäfer in Richtung Zukunft laufen sollte, hakt es offenbar zuweilen gewaltig. Zum Beispiel in der mit viel Vorschusslorbeeren überschütteten neuen Produktionsstätte "Factory 56" Seit 18 Monaten werden hier die Premium-Oberklassemodelle EQS und S-Klasse montiert - aber von ausgezeichneter Premiummanufaktur-Qualität sei man in der Factory 56 weit entfernt. „Schon jetzt muss nachjustiert und repariert werden; es gab Rückrufe. Das nächste Werk werde jedenfalls nicht nach dem Konzept der Halle 56 gebaut", flüstert ein Beteiligter dem Manager Magazin. Oha, ausgerechnet die Factory 56 schwächelt - sie sollte die Blaupause für die digitale Autofabrik der Zukunft sein. Nun also wird ihr Konzept für künftig zu errichtenden Mercedes-Benz-Fertigungsstätten schon wieder verworfen?
Richtig ab geht es auch nicht mit den Absatzzahlen der hochpreisigen E-Autos von Mercedes-Benz. Die Verkaufszahlen des Elektro-Flaggschiffs Mercedes EQS zum Beispiel bleiben deutlich hinter den ursprünglichen Plänen zurück. Nur 8.400 mal wurde der EQS im ersten Halbjahr 2022 von Kunden in aller Welt bestellt. Dabei waren die Absatzpläne viel ambitionierter. 50.000 Exemplare nämlich wollte die Mercedes-Benz Group vom EQS im Jahr 2022 weltweit an den Mann/die Frau bringen. Dieses Ziel kann der Stern für dieses Jahr wohl einkassieren, zumal die Verkaufszahlen für die Premium-E-Modelle mit Stern in dem mit Abstand wichtigsten Mercedes-Markt China derart desaströs niedrig sind, dass Mercedes-Benz schon mit erheblichen Preissenkungen reagieren musste. Auutsch! Ist der EQS womöglich am Markt vorbeientwickelt? Mercedes-Boss Källenius dürfte diese Frage seinem Entwicklungsvorstand wohl kaum ersparen.
1 Kommentar
R129Fan
10. Dezember 2022 17:41 (vor einem Jahr)
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