Zuviele Elektroautos für zu wenig Ladesäulen

Ladesäulennetz in Europa reicht nicht aus

Zuviele Elektroautos für zu wenig Ladesäulen: Ladesäulennetz in Europa reicht nicht aus
Erstellt am 13. Oktober 2022

Immer mehr Elektroautos sind auf europäischen Straßen unterwegs. Das macht sich an den Ladesäulen bemerkbar; die Infrastruktur kommt kaum nach. Dieser Trend dürfte sich in den kommenden Jahren weiter fortsetzen.

Nach dem Verband der europäischen Automobilhersteller ACEA ist in den meisten Staaten nicht nur die Anzahl der Ladestationen unzureichend; die Mehrheit der Ladepunkte sei auch nicht schnell genug. Weil immer mehr Elektroautos auf die Straße rollen, geht die Schere zwischen Angebot und Nachfrage immer weiter auseinander. In der kommenden Woche stimmt das Europäische Parlament über die Verordnung über die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe ab. So macht der ACEA die politischen Entscheidungsträger auf eine Situation aufmerksam, die sich von Monat zu Monat verschlechtert.

Hypercharger sucht man veregeblich

In sechs EU-Ländern steht an 100 Kilometern Straße nicht ein einziger Ladepunkt. In 17 Ländern gibt es weniger als fünf Ladepunkte pro 100 Kilometer Straße und gerade einmal fünf Staaten verfügen auf der Referenzstrecke über mehr als zehn Ladepunkte. Zwischen den Ländern mit den meisten Ladestationen und den Ländern mit den wenigsten klafft eine große Lücke. So gibt es in den Niederlanden eine Ladestation pro 1,5 Kilometer Straße, während in Polen - das achtmal so groß ist - nur eine Ladestation pro 150 Kilometer. Auch die Ladegeschwindigkeit ist auf dem gesamten Kontinent ein großes Problem, da Schnellladegeräte mit einer Kapazität von mehr als 22 Kilowatt nur einen Bruchteil der Gesamtkapazität ausmachen. Aktuell ist gerade einmal eine von sieben Ladestationen in der EU eine Schnellladesäule. Alle anderen haben eine Kapazität von 22 kW oder weniger und laden Fahrzeuge nicht mit einer akzeptablen Geschwindigkeit. Noch schlechter sieht es mit den sogenannten Hyperchargern aus, die Ladegeschwindigkeiten von mehr als 150 kW ermöglichen und in erster Linie an den großen Verbindungsstraßen und Autobahnen zu finden sind.

Laden muss so einfach sein wie das Tanken

„Wenn wir die Bürger in ganz Europa davon überzeugen wollen, im kommenden Jahrzehnt auf Elektromobilität umzusteigen, sollte das Aufladen dieser Autos so einfach sein wie heute das Tanken", sagt ACEA-Generaldirektorin Sigrid de Vries, „die Menschen sollten weder kilometerweit fahren müssen, um ein Ladegerät zu finden, noch sollten sie lange warten müssen, um ihr Fahrzeug aufzuladen. Wir fordern die Europaabgeordneten auf, nächste Woche für entschlossene Maßnahmen zur Ladeinfrastruktur zu stimmen und ehrgeizige Infrastrukturziele - mit klaren Durchsetzungsmechanismen - für jeden Mitgliedsstaat festzulegen.“

Das sagt der Bundesverband E-Mobilität

Ganz ähnlich sieht das der Bundesverband Emobilität. Angesichts ungebrochener CO2-Emissionswerte und einer bislang niedrigen Marktdurchdringung mit reinen Elektrofahrzeugen von unter zwei Prozent allein im deutschen Fahrzeugmarkt, gelte es, die Nutzung von Elektromobilität im gesamten Verkehrsnetz zu stärken. Verbandspräsident Kurt Sigl appelliert dabei an die Planer und Errichter von Ladeinfrastruktur, nicht nur auf die Fahrzeuge und Hersteller zu blicken, sondern auch die Ladebedürfnisse zu berücksichtigen.  
„Mobilität ist mehr als Autofahren“, so Kurt Sigl, „wir verstehen Mobilität inzwischen als Netz der Interaktionen, welches durch kompatible Schnittstellen durchgängig nutzbarer Ladepunkte gestärkt werden muss. Deshalb ist es dringend geboten, den Masterplan Ladeinfrastruktur für alle Verkehrsträger weiterzuentwickeln und Intermodalität auszuschöpfen.“

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