Fulminanter Antritt und viel High-Tech unter der Haube: So hat sich die Mercedes-Benz B-Klasse F-Cell in Monaco präsentiert. Mit der neuen B-Klasse F-Cell bringt Mercedes-Benz sein erstes unter Serienbedingungen gefertigtes Elektrofahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb auf die Straße. Die Kleinserienproduktion ist bereits gestartet. Im Frühjahr nächsten Jahres werden die ersten der rund 200 Fahrzeuge an Kunden in Europa und den USA ausgeliefert.
Über Kauf-Preise wird noch nicht geredet. Möglich ist gegenwärtig nur ein Leasing-Modell. Hier werden monatlich 1.190 Euro mit Mehrwertsteuer bei einer Laufzeit von vier Jahren berechnet. Wartung, Versicherung, Winterreifen inklusive. Das macht unter dem Strich knapp 57.000 Euro. Wie bei allen anderen alternativen Antriebsarten, steht und fällt die Akzeptanz mit dem Preis. Beim Wasserstoff lautet der Kostenfaktor gegenwärtig acht Euro pro 100 Kilometer. Laut Prognosen könnten bald auch drei Euro genügen.
Der B-Klasse F-Cell ist ein echter Leisetreter. Beim Start bringt nur ein Blick auf's Armaturenbrett Gewissheit, ob der Motor schon läuft oder nicht. Zu hören ist nichts. Auch das geräuschlose Dahingleiten ist gewöhnungsbedürftig. Übrigens auch für Fußgänger und Fahrradfahrer, die sich im Straßenverkehr nur auf ihre Ohren verlassen.
Herzstück der B-Klasse F-Cell ist die neue Generation des Elektroantriebs mit Brennstoffzelle. Sie erzeugt den Fahrstrom an Bord, wobei keine Schadstoffemissionen, sondern lediglich reines Wasser entsteht. Die wesentlichen Antriebskomponenten liegen geschützt und Platz sparend im Sandwichboden, sodass Innen- und Kofferraum vollständig nutzbar sind. Dank seiner Reichweite von rund 400 Kilometern und kurzer Betankungszeiten verbindet die B-Klasse F-Cell lokal emissionsfreie Mobilität mit Langstreckentauglichkeit und überzeugenden Fahrleistungen.
3.3 Liter Diesel auf 100 km
Für Fahrspaß und -dynamik auf dem Niveau eines 2,0-Liter-Benziners sorgt der 100 kW/136 PS starke Elektromotor, der ein Drehmoment von 290 Nm entwickelt. Dabei erzielt die B-Klasse F-Cell einen NEFZ-Verbrauch von umgerechnet 3,3 Litern Diesel je 100 Kilometer. Die technische Basis des Antriebs für die B-Klasse F-Cell bildet das optimierte Brennstoffzellensystem der neuesten Generation. Es ist rund 40 Prozent kleiner als das System in der A-Klasse F-Cell von 2004, entwickelt aber 30 Prozent mehr Leistung bei 30 Prozent weniger Verbrauch. Hauptkomponenten des Antriebs sind der kompakte Brennstoffzellenstack, eine Lithium-Ionen-Batterie, drei Drucktanks für den auf 700 bar komprimierten Wasserstoff sowie der kompakte und leichte Antriebsmotor an der Vorderachse.
Das Herzstück der B Klasse F-Cell: Die Brennstoffzelle
Das Brennstoffzellenmodul der B-Klasse F-Cell, der Stack, zeichnet sich durch eine sehr gute Kaltstartfähigkeit bis minus 25 Grad Celsius aus. Das System verfügt über ein neues Befeuchtungssystem aus Hohlfasern. Dadurch kann, anders als bei den ersten Generationen der Brennstoffzelle, im Stack kein Wasser mehr gefrieren und so den Kaltstart erschweren. Selbst bei minus 15 Grad Celsius ist die Startzeit der B-Klasse F-Cell ähnlich kurz wie bei einem Fahrzeug mit modernem Dieselmotor. Durch eine spezielle Betriebsstrategie wird gewährleistet, dass der Brennstoffzellenstack nach jedem Fahrzeugstart schnellstmöglich seine optimale Betriebstemperatur von etwa 80 Grad Celsius erreicht
Dank des Kühlsystems und des Temperaturmanagements wird diese Temperatur unter allen Betriebsbedingungen konstant gehalten. Der Wasserstoff für den Betrieb der Brennstoffzelle wird mit 700 bar Druck in den drei Fahrzeugtanks gespeichert. Sie können knapp vier Kilogramm des gasförmigen Kraftstoffs aufnehmen. Die Tanks sind nach außen hermetisch dicht, so dass auch bei längeren Standzeiten des Fahrzeugs kein Wasserstoff in die Umgebung entweicht. Durch den hohen Kompressionsgrad kann die B-Klasse F-Cell große Reichweiten von bis zu 400 Kilometern pro Tankfüllung erreichen. Sind die Tanks leer, können in rund drei Minuten aufgefüllt werden. Der Elektromotor entwickelt eine Spitzenleistung von 100 kW/136 PS und ein tolles Drehmoment von 290 Newtonmetern, das bereits von der ersten Umdrehung an zur Verfügung steht.
Damit tritt die B-Klasse F-Cell ausgesprochen souverän an und erfüllt hohe fahrdynamische Anforderungen, die zum Teil deutlich über dem Niveau eines Zweiliter-Benziners liegen. Bei jedem Bremsvorgang und bereits wenn man den Fuß vom Gas nimmt wandelt der Elektromotor Bewegungsenergie durch Rekuperation in elektrische Energie um, die in der Batterie gespeichert wird. Beim Rangieren oder kurzen Fahrstrecken arbeitet der elektrische Antriebsmotor mit Batteriestrom. Reicht die Kapazität des Energiespeichers nicht aus, schaltet sich die Brennstoffzelle automatisch zu. Der Passagierraum bleibt unangetastet und entspricht dem der normalen B-Klasse. Die im Sandwichboden eingebaute Antriebstechnik sorgt für einen niedrigen Schwerpunkt. Daraus resultiert ein sicheres und agiles Fahrverhalten. Die Crashsicherheit liegt innerhalb der gesetzlichen Anforderungen. Auch die Versicherungen melden bislang keine Bedenken an.
Zukunftssicher: modulares Baukastensystem
Die Zukunft wurde gleich mit eingeplant. Die Mercedes-Ingenieure haben einen modularen Systembaukasten für Elektrofahrzeuge - also auch für ein Lithium-Ionen-Batterie-System - entwickelt. Dieser ermöglicht unter anderem den Einsatz von Gleichteilen in allen Elektrofahrzeugen. Das reicht vom Elektromotor und dem Getriebe über die Batterie und das Hochvolt-Sicherheitskonzept bis hin zu Hochvoltverkabelung und Software-Modulen. Bei F-Cell-Fahrzeugen lassen sich spezifische Komponenten, zum Beispiel Stacks und Wasserstofftanks, einheitlich für ganz unterschiedliche Fahrzeuge nutzen. Zum Beispiel, indem man die Anzahl je nach Bedarf variiert: So fährt etwas der Mercedes-Benz Brennstoffzellenbus mit zwei Pkw-Systemen desselben Typs, der auch in einer B-Klasse F-Cell verwendet wird. Dies lassen sich im Prinzip auch für die anderen Pkw-Modellreihen nutzen.
Text: Helmut Daniels
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