Im Wind mit Frau & Kind

Passend zum – hoffentlich bald beginnenden – Frühling nehmen wir die familienfreundlichen weil viersitzigen Cabriolets von Mercedes-Benz unter die Lupe.

Im Wind mit Frau & Kind : Passend zum – hoffentlich bald beginnenden – Frühling nehmen wir die familienfreundlichen weil viersitzigen Cabriolets von Mercedes-Benz unter die Lupe.
Erstellt am 15. Februar 2010

Mal ehrlich – wer sehnt bei diesem heftigen Winter nicht nach den ersten wärmenden Sonnenstrahlen? Und wo könnte man die als Mercedes-Fan angenehmer genießen, als in einem offenen Modell der Stuttgarter? Als nette Menschen denken wir aber selbstverständlich nicht nur an uns selbst, sondern auch an unsere Lieben. Da es für die in einem Roadster, sprich Zweisitzer, schnell eng werden kann, fällt der Blick ganz unweigerlich auf ein geräumiges, viersitziges Cabriolet. Und von denen gibt es in der jüngeren Mercedes-Historie glücklicher Weise eine ganze Menge.

Wir müssen draußen bleiben!

Natürlich gibt es im Hause Mercedes-Benz geradezu legendäre Cabriolets, die mehr als zwei Passagieren Platz bieten. Wir lassen einfach mal ein zwei Typenkürzel fallen: 500 K und 540 K. Zwei traumhafte Cabrios mit einem Ruf wie Donnerhall. Der Haken an der Sache: Beide haben die Preisregionen eines (großen) Einfamilienhauses schon lange überschritten. Von daher keine echten Alternativen für unseren Frühjahrs-Check.

Auch das 170s Cabriolet fällt durchs Raster. Hier ist die Preisentwicklung zwar nicht ganz so heftig, wie bei den Mercedes-Traumcabrios der 30er-Jahre, doch für den Wochenendausflug mit Kind & Kegel gibt es wesentlich alltagstauglichere Exemplare mit dem Stern auf der Haube.

Das G-Modell-Cabriolet darf aus einem ganz anderen Grund nicht mitspielen: Seine vorderen Türen weisen Scheibenrahmen auf, so dass sich kein totales Open-Air-Gefühl einstellen kann. Für Familien mit Frischluftbedürfnis und einem Haus im Wald aber dennoch ein echter Tipp.

Im offenen Ponton wie eine Schwalbe reisen

Seine selbsttragende Karosserie macht den Ponton-Mercedes, der 1955 auf der IAA als 220 Cabriolet präsentiert wird und der 1956 als 220 S Cabriolet in Serie geht, zu einer ganz neuen Generation von Cabriolet. Mit ihm schaffen die Mercedes-Ingenieure einen offenen Reisewagen, der ein zeitlos elegantes Design mit Komfort und Sicherheit verknüpft. Um den Typen 220 S (W 180) und 220 SE (W 128) die dafür notwendige Karosseriesteifigkeit mit auf den Weg zu geben, sind einige konstruktive Eingriffe an der gegenüber der Limousine um 120 Millimeter verkürzten Bodengruppe notwendig. Auch das Verdeck präsentiert sich sichtbar modern: Es verzichtet auf die bis dahin üblichen außen liegenden Sturmstangen und zeigt stattdessen eine glatt gezeichnete Außenhaut.

Das Fahrgefühl ist damals wie heute einzigartig. Historische Quellen sprechen davon, dass man „wie eine Schwalbe im Flug frischen Sauerstoff atmen und heiter auf Reisen gehen“ kann. Dieses heitere Reisen geht ab 1957 sogar noch etwas zügiger von statten, denn Mercedes erhöht die Motorleistung von 100 auf 106 PS. Gleichzeitig wird der neue hydraulische Kupplungsautomat „Hydrak“ eingeführt.

Ab 1958 gibt es den 220 SE mit Benzineinspritzung. Sein 2,2-Liter-Sechszylinder leistet damit 115 PS. Erst im November 1960, als bereits die neue Limousinen-Generation mit Heckflossen über die Straßen rollt, tritt auch das 220 SE Cabriolet ab.

Fazit: Ein Ponton-Cabriolet ist eine der exklusivsten Möglichkeiten, die liebe Familie an der frischen Luft spazieren zu fahren. Voraussetzungen sind allerdings technische Leidenschaft, eine geruhsame Fahrweise und ein Geldbeutel ohne Löcher.


Oberklasse oben ohne: W 111/112

Eine vielleicht noch noblere Form der offenen Fortbewegung zu viert bieten die Mercedes-Benz Baureihen 111 und 112 mit denen uns die Stuttgarter ab 1961 beglücken. Auch die Typen 220 SEb und 300 SE basieren auf ihren Coupé-Brüdern und dürfen als waschechte Oberklasse-Cabriolets bezeichnet werden. Während der zehnjährigen Bauzeit – erst 1971 löst Mercedes das W 111/112 Cabriolet ab – sind insgesamt fünf verschiedene Cabrio-Typen am Start: 220 SEb, 250 SE, 300 SE, 280 SE und 280 SE 3.5. Dennoch ist die Gesamtstückzahl mit 7013 Einheiten nicht eben groß.

Im Gegensatz zum Ponton verzichteten die Mercedes-Ingenieure bei der offenen, „großen Heckflosse“ darauf, die Bodengruppe zu kürzen, um den Passagieren noch großzügigere Platzverhältnisse zu bieten. Kleiner fielen dafür, im Vergleich zur Limousine, die Heckflossen aus, die nurmehr angedeutet waren. Der Star unter den offenen Modellen der Baureihe W 112 wird 1962 auf dem Genfer Automobil-Salon präsentiert: das 300 SE Cabriolet. Es besitzt einen drei Liter großen Leichtmetallmotor, Viergang-Automatikgetriebe, Servolenkung, Luftfederung sowie eine Zweikreisbremsanlage mit Scheibenbremsen an Vorder- und Hinterrädern. Optisch wird der technische Führungsanspruch durch zusätzlichen Chromschmuck manifestiert.

1965 löst Mercedes-Benz den 220 SE durch den 150 PS starken 250 SE ab. Neu ist aber nicht nur der Motor, sondern auch die hydropneumatische Ausgleichfeder an der Hinterachse. Sie verhindert – selbst bei voller Familienbeladung – ein tief herunterhängendes Heck. 1968 und 1969 folgen der 280 SE und 280 SE 3.5. Sie bieten naturgemäß noch mehr Leistung, was vor allem für den 3,5-Liter-V8 des 280 SE 3.5 gilt, dessen 200 PS für ein souveränes und gleichzeitig entspannendes Fahrerlebnis sorgen. Mit der Einführung des V8 ändert sich auch das Design der Front: Eine neue flachere Kühlermaske wird zum Kennzeichen der legendären und bei Fans besonders hoch geschätzten „Flachkühler“-Modelle.

Fazit: Kauft für euch und euren Familien ein W 111/112 Cabriolet und genießt es jeden einzelnen sonnenbeschienen Kilometer. Sagt dem Familienrat aber auf keinen Fall, was es gekostet hat.

E-Klasse: Ein Youngtimer-Cabrio für die ganze Familie

20 Jahre lang müssen die Mercedes-Fans schmachten – zumindest die, die ein neues viersitziges Cabriolet mit Stern erwerben wollen. Doch dann, 1991, kommt die Erlösung in Form des A 124. Er basiert auf dem Coupé der Baureihe 124, weist aber eine stark modifizierte Karosseriestruktur auf. Rund 1000 Teile werden neu konstruiert, um das Fehlen des stabilisierenden Stahldachs zu kompensieren. Darüber hinaus erhält die Karosserie des Cabriolets zahlreiche konstruktive Maßnahmen gegen Schwingungen.

Ab 1992 steht das 300 CE-24 Cabriolet beim Händler und glänzt auch mit einem wegweisenden Sicherheitskonzept. So sind die A-Säulen im knickgefährdeten Bereich mit innenliegenden Profilblechen zu einer stabilen Einheit verschweißt. Hinzu kommt ein automatischer Überrollbügel hinter den Fondsitzen. Bei einem drohenden Überschlag schnellt er innerhalb von 0,3 Sekunden heraus und schützt damit vor allem die hinteren Passagiere. Das voll versenkbare Verdeck besitzt neben 27 Gestängeteilen und 34 Gelenken auch eine heizbare Heckscheibe aus Sicherheitsglas – seinerzeit keineswegs eine Selbstverständlichkeit.

Im Juni 1993 erfährt das 300 CE-24 Cabriolet ein Facelift, zu dem auch der sogenannte „Plakettenkühler“ zählt. Offiziell heißt es ab jetzt E-Klasse. Den Einstieg in die Welt der E-Klasse-Cabriolets erleichtert Mercedes mit einer Vierzylinder-Variante die 150 PS leistet. Das elektrohydraulische Verdeck, bisher ein Extra, gehört ab sofort zur Serienausstattung.

Fazit: Insgesamt 33952 Exemplare baute Mercedes vom 124er Cabriolet. Es ist höchste Zeit, sich (und seiner Familie) ein gutes Exemplar zu sichern!


Voll wintertauglich: das erste CLK-Cabriolet

Der Nachfolger des E-Klasse Cabrios heißt CLK und wird 1998 auf dem Genfer Automobil-Salon vorgestellt. Basis ist einmal mehr das Coupé, dessen Nähe der offene CLK, Werkscode A 208, nie verleugnet. Sein halbautomatisches Verdeck wird von einer Stahl-Aluminium-Konstruktion getragen, deren Bedienung überaus einfach und bequem ist.

Damit man zu viert nicht nur komfortabel fahren, sondern auch komfortabel einsteigen kann, entwickelt Mercedes-Benz das Easy-Entry-System, bei dem sich die Vordersitze automatisch nach vorne schieben und so einen einfachen Zugang in den Fond ermöglichen. Ebenfalls mit an Bord sind das Fahrberechtigungssystem ELCODE, ein Brems-Assistent, ASR, das Aktive Service System ASSYST, das für individuelle Wartungsintervalle sorgt und der bereits aus dem Vorgänger bekannte automatische Überrollschutz.

Das CLK-Cabriolet kommt zunächst in drei Varianten auf den Markt: Einem 136 PS starken Vierzylinder (CLK 200), einem aufgeladenen, 193 PS starken 2,3-Liter-Motor (CLK 230 KOMPRESSOR) und einem V6, der 224 PS leistet (CLK 320). Wer noch mehr Power sucht, findet sie im 1999 vorgestellten 4,3-Liter-V8-Motor mit 279 PS. Und die ganz Schnellen werden von AMG mit dem 347 PS-starken CLK 55 AMG bedient. Passend zum Debüt des CLK 430 Cabriolet setzt Mercedes in punkto Technik und Ausstattung noch mal eins drauf, was sich unter anderem in modernster Motorentechnik niederschlägt. Im Juni 2000 erscheinen modifizierte Kompressor-Triebwerke, die über eine serienmäßige Sechsgang-Schaltung verfügen.

Fazit: Für qualitäts- und preisbewusste Familienoberhäupter gibt es kaum eine Alternative zur ersten offenen CLK-Generation.

Von super sparsam bis super schnell: CLK-Cabriolet Nummer 2

Der A 209, also das ab 2003 gebaute Nachfolger-Cabrio des A 208, ist für Frischluftfans mit Familie ebenfalls eine Überlegung wert. Das gilt insbesondere für den CLK 350, dessen dynamischer V6 in Verbindung mit der serienmäßigen Siebengang-Automatik einen wunderbaren Cabrio-Antrieb abgibt. Das sahen viele Neukunden offenbar genauso: 40 Prozent von ihnen entschieden sich für einen offenen CLK 350 der Baureihe A 209. In Deutschland ein gutes Exemplar zu finden sollte also kein Problem sein, zumal sich das Cabriolet in Deutschland, den USA und Großbritannien am besten verkaufte: Rund 100000 Neuwagen fanden einen Abnehmer.

Und dann gibt es da noch die Spezialitäten im CLK-Programm. Das sind zum einen die Diesel-Modelle. Wer sich am minimalen Nageln beim offenen Dahingleiten nicht stört, sollte sich einen CLK 220 CDI, 270 CDI oder gar 320 CDI näher ansehen. Besonders letzterer weiß mit einem für Cabriolets geradezu genialen Drehmomentverlauf zu glänzen. Und für die ganz Harten hätten wir da noch die AMG-Modelle. Los geht’s mit 367 PS im CLK 55 AMG, darauf folgt der 481 PS starke CLK 63 AMG. Ein bisschen zu deftig für Frau und Kind könnte die „Black-Series“-Variante des CLK 63 AMG sein: 507 PS klingen nicht wirklich nach einer entspannten Wochenendausfahrt. Sollten Ehepartner und Nachwuchs aber mit Vorliebe in feuerfesten Renn-Overals herumlaufen, kann man auch gleich in die Vollen gehen und einen CLK DTM AMG ins Auge fassen. Der sprengt mit 582 PS nicht nur alle Leistungsgrenzen, sondern garantiert auch die Haushaltskasse.

Fazit: Auch der A 209 macht als offener Begleiter für die Familie Sinn. Menschen, denen niedrige Kosten und hohes Drehmoment am Herzen liegen, greifen zu den Diesel-Varianten, Leistungsfetischisten zu den offenen AMG-Offerten.

Auch der Neue ist eine Überlegung wert

Beim aktuellen E-Klasse-Cabriolet kann man sicher keine Schnäppchen machen. Doch dafür bekommt man ein Cabriolet, bei dem Mercedes-Benz von einer Idealbesetzung spricht, wenn es ums Offenfahren für vier Personen in vier Jahreszeiten geht. Warum der auf der North American International Auto Show präsentierte Wagen eine Art Schweizer-Messer unter den Cabriolets sein soll, erklärt sich vor allem durch das neuartige Windschott AIRCAP, das Luftwirbel im Innenraum deutlich verringern soll. Außerdem hält das neue E-Klasse-Cabriolet am klassischen Stoffverdeck fest, was laut Mercedes für ein „stilreines Cabrio-Gefühl“ sorgen soll. Frieren – wie in manch stilreinem Cabrio der Vergangenheit – muss im Mercedes aber trotzdem niemand. Dafür sorgt die in die Rückenlehnen der Vordersitze integrierte Nackenheizung AIRSCARF.

Wer übrigens ein Anhänger von Metalldach-Cabrios ist, den wird vielleicht trösten, dass das serienmäßige „Akustik-Verdeck“ der neuen E-Klasse eines der leisesten seiner Art ist. Vollautomatisch öffnen lässt es sich außerdem – und das sogar bei einer Geschwindigkeit von bis zu 40 km/h.

Fazit: Wer stets das neueste Modell in der Garage haben möchte, kommt um das aktuelle E-Klasse-Cabriolet nicht herum. Ehepartner (Stichwort: Werksgarantie) und Nachwuchs sind sicher leicht zu überzeugen.

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