Manchmal sind wir schon sehr begeistert über unsere aufmerksamen Leser. So machte uns nun einer dieser auf einen außergewöhnlichen Stern aufmerksam, den es so auf der Welt wohl nur einmal gibt. Es handelt sich um den sogenannten Grand 600 SL Silver Arrow von Paul Bracq und Karl Middelhauve. Klingt komisch? Ist auch komisch.
Das Duo Paul Bracq und Karl Middelhauve zeichnet sich verantwortlich für den ein oder anderen schrägen Umbau. Die Zusammenarbeit dieser beiden Kreativköpfe ergibt zumeist hochexplosive Ergebnisse. Die Umbauten von Bracq und Middelhauve basieren in der Regel auf der Staatskarosse, dem Mercedes-Benz 600 (W100). Auf dessen Basis haben die beiden unter anderem den Benzomino und den El Benzo gebaut. Zwei Mercedes-Benz 600er im krassen Pickup Look, inspiriert durch den 1969er Chevrolet El Camino. Klingt abgedreht, oder? Wenn ihr die Geschichte über die beiden Pickups lesen wollt, dann könnt ihr das hier nachholen.
Bracq und Middelhauve konstruierten auch El Benzo und Benzomino
Noch abgedrehter als El Benzo und Benzomino dürfte der Grand 600 SL Silver Arrow sein. Während die beiden Pickups - von ihren Proportionen her – durchaus noch als sehr gelungen durchgehen könnten, fällt uns das Urteil beim Grand 600 SL Silver Arrow etwas schwerer. Nun hat ein Leser das Fahrzeug in Deutschalnd gefunden. Und der Stern steht sogar zum Verkauf – für einen irren Preis.
Karl Middelhauve ist Mercedes-Fan
Die Idee der ganzen Silver Arrow-Nummer geht auf das Jahr 2009 zurück, als Paul Bracq und Karl Middelhauve an einem Konzept für ein 600er Cabrio Umbau tüftelten. Vielleicht sollten wir eben aufklären, wer Paul Bracq und Karl Middelhauve überhaupt waren?
Karl Middelhauve aus Wausau, Wisconsin (USA,) ist leidenschaftlicher Mercedes-Fan. Seine Firma „Classic Car Restoration“ widmete sich vor allem den Mercedes-Benz 600ern und den 300 SEL 6.3 W109-Fahrzeugen. In seinem Fuhrpark standen echte Exoten. Dazu gehörten ein 300 SE Coupé mit 6.3-Liter-Maschine, ein 300 SE Cabriolet mit 325 PS starkem AMG-Triebwerk, ein 1977 450 SEL 6.9 Pickup, ein 500 SEC AMG Convertible, Benzomino, El Benzo und eben jener Grand 600 SL Silver Arrow. Karl Middelhauve, ist übrigens in Siegen, Deutschland, groß geworden und mit 22 Jahren in die USA ausgewandert.
Middelhauve bekommt Unterstützung von Paul Bracq
Paul Bracq ist einer der bekanntesten Automobildesigner der vergangenen Geschichte. Der Franzose arbeitete für die Marke Citroen, bevor er als Designer in Sindelfingen bei Daimler Benz anfing. Aus seinem Bleistift stammt jener Mercedes-Benz 600, aber auch die Bestseller Strich-Acht-Modelle, sowie W108 und W109, und sehr bekannt der SL W113 mit dem Spitznamen Pagode.
Anschließend arbeitete Bracq noch für BMW und Peugeot. Obwohl in die Jahre gekommen, sind die zumeist in den 60ern vom legendären Designer Paul Bracq gezeichneten Baureihen nach wie vor bildschöne Hingucker.
R129 trifft auf W100
Jedenfalls saßen die beiden 2009 zusammen und hatten zwei Konzeptideen im Kopf, wie sie den Umbau voranbringen könnten. Die erste Idee sah vor, das Fahrzeug auf Basis eines W100 zu bauen. Man wollte die Vorderachse versetzen, das Dach choppen und die ganze Karosse auf 5,3 Meter einkürzen (Kurversion: 5.540 mm, Langversion: 6.240 mm). Was schon schwierig klingt, war wohl auch nicht umsetzbar. Und so entschied man sich für ein anderes Konzept. Man wollte den Mercedes-Benz 600 mit einem SL der Baureihe R129 verheiraten. Das schien auf den ersten Blick die einfachere Lösung, denn der R129 bringt neben den passenden Scheiben, der richtigen Linienführung eben auch ein funktionierendes Verdeckmodul mit. Ein großer Pluspunkt!
R129 und W100 heiraten pünktlich zum 50. Hochzeitstag
Das insgesamt vier Mann-starke Team um Paul Bracq, Karl Middelhauve, Jeff Dalton und Greg Kaeterhenry machte sich ans Werk. Als erstes wurde ein 1966er Mercedes-Benz 600 aus Texas aufgetrieben, der dort seit Jahren vor sich hinrottete. Dazu kam ein SL 600 R129, der im Internet aufgetrieben wurde. Beim SL und beim W100 wurden Haube, Kotflügel und der Kofferraumdeckel abmontiert. Damit alles einigermaßen stimmig aussah und zu den Proportionen passte, mussten die Kotflügel vorne um knapp 5 cm gekürzt werden. Natürlich mussten auch die Motorhaube und der Kofferraumdeckel passend zugeschnitten werden. Die Motorhaube wurde anschließend so eingestellt, dass sie wie bei einer Pagode nach vorne aufging. Das Team sah sich mit jeder Menge Baustellen konfrontiert. Zum Teil auch mit Unlösbaren. Paul Bracq hatte ursprünglich geplant, die Vorderachse nach vorne zu versetzen und die Hinterachse nach hinten zu versetzen. Doch als das Team feststellte, wie enorm der Aufwand ist, entschied man sich dafür, die originale Gesamttechnik des R129 zu übernehmen. Im weiteren Vorgehen wurden die Stoßstangen, der Chrom an den Radläufen gekürzt, sowie die Karosserie frisch lackiert. Fertigstellung des Projekts war am 28. Juli 2010. Zur Feier des Tages fuhren Karl Middelhauve und seine Frau Ruth am 30. Juli zum 50. Hochzeitstag mit dem Grand 600 Silver Arrow in den Urlaub. Kann man sich ein schöneres Geschenk zur goldenen Hochzeit vorstellen? ;-)
Für 1,4 Millionen Euro ist der Grand 600 Silver Arrow zu haben
Nun scheint der Grand 600 Silver Arrow den Weg aus der USA nach Deutschland gefunden zu haben und steht bei Startimer zum Verkauf. Hier stehen im übrigen auch El Benzo und der Benzomino. Da scheint also jemand einen Faible für die Autos von Paul Bracq und Karl Middelhauve zu haben. Während El Benzo und Benzomino aktuell technisch aufgefrischt werden, soll sich der Grand 600 Silver Arrow einen neuen Besitzer suchen. Der Preis hat es allerdings in sich. Falls ihr 1,4 Millionen Euro übrig habt und auf ein extrovertiertes Design steht, dürft ihr euch gerne bei Startimer in Mainz-Kastel melden.
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Fotostrecke | Sterne unterm Hammer: Ein Geschenk zur Goldenen Hochzeit: For Sale: Grand 600 SL Silver Arrow von Paul Bracq und Karl Middelhauve
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