Die Geschichte eines Mercedes-Benz 190 SL (W121 BII)

Jock, ein Autoleben Teil 4 - In neuen Kleidern

Die Geschichte eines Mercedes-Benz 190 SL (W121 BII): Jock, ein Autoleben Teil 4 - In neuen Kleidern
Erstellt am 15. März 2023

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Die folgende Saison startete dann gleich etwas lebhafter. Meine beiden Steuerleute hatten unsere Tradition wieder aufgenommen, und man traf sich in der Nach-Oster-Woche bei Günter Krön, seiner Frau Helga, ihrem Rallyehund und der übrigen Gesellschaft aus dem Spargelclub. Es ging nach Aalen in der nordöstlichen Schwäbischen Alb.

Recht stolz fuhr ich mit meinen neuen Kleidern zu meinem ersten Auftritt bei meinen alten Freunden. Alle waren wieder da, der Lagonda M45 mit dem Jagdfliegerpiloten aus dem Weltkrieg Major Wittridge, auch schon einmal zum Schrauben unter dem Lagonda Armaturenbrett verschwindend, der Peugeot 201 von 1931, der aus der Schweiz angereist war, der BMW 309 von 1934 mit unserem traditionell als Nothelfer für alle Fälle tätigen Friedel Geskes (zu meinem Glück brauchte er bei mir nicht einzugreifen…). Eine erlauchte Gesellschaft von Veteranen, in der ich mich mit meinen knapp vierzig Jahren wie ein junger Spund vorkam. Vielleicht war meine Rundumerneuerung hier in dieser Umgebung von Patina doch etwas unangemessen? Bei der Technik aber konnte ich bei den in Alter Ergrauten da schon etwas mehr mithalten, für die Meisten von uns waren Scheibenbremsen und Servolenkung moderner Kram, ohne den man bisher über viele Tachoumrundungen hin auch zurecht gekommen war. Bei Hunderttausend fing eben damals ein neues Leben mit lauter Nullen auf der Uhr an.

Auf eigener Achse angereist zu sein war in unserem Kreis Ehrensache. Der Weg war das Ziel, und so ging es dann für eine Woche kreuz und quer durchs Ländle. Die Köpfe unserer Lenker rauchten vom Lösen kniffliger Aufgaben, dafür war Günter Krön bekannt. Zu unser aller Glück waren das aber die einzigen Schwaden, keine kochenden Kühler oder andere Nebelaustritte trübten unsere Sicht.

So eine Tour war etwas in meinem Sinne, und Gleiches galt zu meinem Glück auch für meine beiden Dirigenten. Was hätte mir nach meiner Verschönerung nicht alles drohen können? Mit Grauen dachte ich als Alternative an ein schönes warmes Plätzchen in einem Vierrad- Altersheim, sprich Automuseum, wo ich mir die Reifen hätte platt stehen und vorbei trottenden Besuchern zu allem noch ein freundliches Greisengesicht zeigen müssen. Automobiler Dauerrentner, das war nichts für mich!

Das folgende Jahr ließ sich ebenfalls hoffnungsvoll an, diesmal im Kreis meiner Sternenbrüder aus dem Mercedes-Benz Veteranen Club. Wir waren auf großer Tour in der Champagne. Für mich zunächst ein Fahrerlebnis erster Sahne.

Aber was läuft im Autoleben, zumal ab einem gewissen Alter, schon immer geradeaus? Die Realität sollte mich wieder einholen. Die bis dahin reibungslose Fahrt fand in Luxemburg ihr unerwartetes Ende, ich konnte nur noch keuchen und Kraft hatte ich überhaupt keine mehr. Schon die kleinste Steigung wurde zur Qual, also schwerstes Asthma. Mitleidig wurde ich mitten in Luxemburg an den Straßenrand gefahren, wo mein Medizinmann versuchte, mir wieder ins Fahrleben zu helfen. Er tippte auf losgerüttelte Vergaser, bei mir und den meisten meiner Typgenossen eine Dauerbaustelle. Einem mitfühlenden Luxemburger Oldtimerfan taten wir, so unmittelbar an einer Hauptstraße stehend, offenbar leid. Er stoppte und bot uns an, uns abzuschleppen, um die Reparatur in seiner heimischen Garage fortzusetzen. Das konnten wir nicht ausschlagen und die Schrauberei ging dort weiter. Nach auf flacher Strecke optimistisch gefühltem Erfolg schenkte unser Nothelfer meinen beiden Piloten noch eine Flasche besten Luxemburger Mosel, den wir abends nach erfolgreicher Rückkehr auf der heimischen Terrasse trinken sollten.

Aber wie oftmals im Menschenleben liefen auch bei mir Traum und Wirklichkeit erheblich getrennte Wege. Wir kamen bis zum Colmarer Berg, dort musste ich endgültig die Waffen strecken. Mit wem sollte ich jetzt angesichts meiner Schwäche mehr Mitleid haben, mit meiner Totalermattung oder mit meinen beiden Reisepartnern? Auf jeden Fall ging es dank ADAC per Sondertransport (aus Mitgefühl gegenüber meinem Alter?) hoch auf dem gelben Wagen noch am gleichen Abend zurück in meine Garage.

Die dortige Diagnose: Die Kompression auf allen vier Töpfen dahin, im Zylinderkopf waren die Wasserkanäle nur noch als zerfressene Viadukte zu erkennen. Das Gesamtbild meines Motorblocks ließ sich am Zustand des Zylinderkopfs leicht nachvollziehen.
Schon vorher hatte mein nie wirklich seidenweicher Motorlauf, bedingt durch nur drei Pleuellager, meinen Herrn der Werkzeuge gestört. Gerade zum richtigen Zeitpunkt half uns da einmal mehr eine Anzeige im Markt weiter, in der jemand die überholte Maschine einer 200er Heckflosse anbot. Fünffach gelagert, ansonsten außer der Ölwanne mit darüber liegender Ölpumpe bau - und anschlussgleich mit meinem bisherigen Herzen. Im Eiltempo machte sich mein Lenkerpaar auf den Weg und sie holten mir das, was mein Leben künftig etwas runder gestalten sollte. Der Umbau war für meinen Werkzeugbediener kein Problem, und zur Herbstausfahrt rollte ich mit meinen Mercedes-Kollegen vom Veteranen Club wieder über den Asphalt.

Danach begann dann für mich eine Menge toller Cabriokilometer, phantastischer Landschaften und großer Erlebnisse. Doch das sind wieder andere Geschichten…

(FWT)

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