Die Geschichte eines Mercedes-Benz 190 SL (W121 BII)

Jock, ein Autoleben Teil 3 - Der große Rundumschlag!

Die Geschichte eines Mercedes-Benz 190 SL (W121 BII): Jock, ein Autoleben Teil 3 - Der große Rundumschlag!
Erstellt am 25. Januar 2023

Ersten und zweiten Teil verpasst? Kein Problem, hier geht es zu "Jock, ein Autoleben (Teil 1 und Teil 2)"

Die Geschichte eines Mercedes-Benz 190 SL (W121 BII) Jock, ein Autoleben (Teil 1) Endlich werden die Tage wieder länger, das winterliche Aufbocken dürfte bald vorbei sein. Wie war das doch im letzten Herbst, als die trüben und langweiligen

Die Geschichte eines Mercedes-Benz 190 SL (W121 BII) Jock, ein Autoleben (Teil 2) - Endlich wieder unterwegs Fast zehn Jahre war es nun her, seit ich zum letzten Mal Asphalt unter den Karkassen gespürt hatte

Wieder ist es Winter, die Zeit wird lang, obwohl die Tage jetzt kürzer sind. Besonders die Dämmerstunden, aufgebockt in der Garage, haben es in sich und alte Geschichten ziehen wieder an einem vorbei. Wo hatten uns doch das letzte Mal bei unserem Erzählstündchen die Frühjahrssonnenstrahlen eines neuen Ausfahrtjahres unterbrochen?

Ach ja, mein großer Rundumschlag, wie mein Herr der Schraubenschlüssel das nennt, was jetzt kam. Obwohl ich eigentlich äußerlich noch immer eine nicht unansehnliche Figur machte, ging ich inzwischen doch dem entgegen, was oftmals entschuldigend mit Patina umschrieben wird. Vorbeugender Rostschutz spielte eben in den Jahren meiner Entstehung noch keine Rolle.

Erst sollte das komplette Interieur raus

Fünfundzwanzig Jahre ist es nun her, nach einer richtig schönen Saison wurde ich im November zur Verjüngungsoperation eingeliefert. Da wohl abzusehen war, was folgen würde, wurde ich zunächst einmal einer Teilnarkose unterzogen, das heißt, mein Oberarzt baute meine gesamte Innenausstattung aus, auch die Frontscheibe samt Rahmen war dahin, und ich verlor fast den Durchblick, aber nicht die Kontrolle. Hätte ich jetzt auch schon meine Instrumente eingebüßt, wäre ich wohl ganz orientierungslos gewesen. Mit leiser Furcht, ob alles später wieder an seinen angestammten Platz kommen würde, musste ich das Ganze im Vertrauen auf eine schönere Zukunft über mich ergehen lassen. Wie heißt es doch: Wer schön sein will, muss leiden…

Nach und nach folgen alle Außenteile

Aber das sollte erst der Anfang sein. Nach und nach wurden mir alle Außenteile wie Stoßstangen, Leisten, Türen und Hauben genommen, und man konnte mein doch zugegeben etwas löchriges Blechkleid erahnen. Anschließend wurde ich Opfer einer Flex. Das erinnerte mich an mitgelauschte menschliche Erzählungen über deren Zahnarzterlebnisse. Nach und nach fraß sich dieses teuflische Instrument um mich herum und in mich hinein, zum Glück im Unglück wurde jedoch alles Marode im nächsten Arbeitsgang durch Neuteile ersetzt. Mein Besitzer erhielt vom Herrn der Flex die erforderlichen Bestellaufträge, hatte Ersatzteilkataloge zu wälzen bis die Fingerkuppen schwielig wurden, günstige Lieferanten ausfindig zu machen und die nötigen Teile herbeizuschaffen. Da bei ihm dank Ruhestandes Arbeitszeit keine Rolle mehr spielte, klappte die Versorgung lückenlos. Lieferengpässe wie heute kannte man damals offenbar noch nicht, und jeder Tag war für mich ein Schritt auf dem Weg “Aus Alt mach Neu“.

Es folgt die Lackierung

Das Ergebnis war nach einem halben Jahr eine fast total neue Blechhülle. Außer der Bodengruppe und dem Kotflügel hinten links –der war, wie ich mich dunkel erinnere, einmal bei einer Unfallreparatur ausgetauscht worden- ersetzten meine beiden Wundärzte die gesamte Karosserie einschließlich Schwellerbereich, Vorder- und Hinterschürzen und der übrigen drei Kotflügel. Mein Kleid war nun, wenn auch an einigen wenigen Stellen zusätzlich akkurat geflickt, wieder heil und es galt, die Operationsnarben zu behandeln.
Ein Schönheitschirurg in Gestalt eines Lackierers von bestem Ruf griff von jetzt ab ein, und mein Chef hatte seine bisherige Rolle ausgespielt. Schmirgeln ohne Ende wurde seine Hauptbeschäftigung, das kritische Auge des späteren Bedieners der Spritzpistole sah die kleinste Unebenheit. Spachtel lief in der Materialliste unter Fehlanzeigen. So vorbereitet und nachdem mein Veranlasser des gesamten Geschehens mich sogar noch meiner Instrumente beraubt hatte, ging es in tropische Gefilde, sprich Spritz- und Trockenkabine. Man kann sich vorstellen, wie aufgeregt ich meinem neuen Erscheinungsbild entgegenfieberte, als ich auf dem Trailer nach dorthin unterwegs war.

Der Wiederaufbau nimmt Form an

Noch fehlte ja alles, was außer einer Rohkarosse auf Rädern zu einem sportlichen Verkehrsteilnehmer meiner Klasse gehört. Inzwischen waren alle Chromteile wie die Erbsen bei Aschenputtel sortiert worden und die nicht mehr ganz so ansehnlichen ins Chrombad gewandert.

Teil für Teil findet am Mercedes-Benz 190 SL seinen Platz

So ging es nun an die Rückkomplettierung, und mein Eigner hatte alle Hände und Schraubwerkzeuge voll zu tun. Auf einem Oldtimermarkt hatte er inzwischen ein originales Becker Mexico Radio erstanden. Damit war auch mein Anschluss an die große weite Welt über den Äther, sogar stilgerecht wie einst, gesichert. Nach und nach merkte ich, dass meine ursprünglichen Befürchtungen widerlegt wurden und alles wieder an seinen Platz kam. Außer dem Stolz auf mein neues Außenbild ein beruhigendes Gefühl, fast so schön wie das Wiedersehen mit meinen alten Bestandteilen.

Der SL kommt an einer "Herz-Operation" nicht vorbei

Da die Sommersaison nach all diesen Ereignissen noch nicht angefangen hatte, sollte auch meinem bisher unbehandelten Innenleben, sprich dem Motorraum, eine kosmetische Behandlung nicht verwehrt bleiben. Also wurde der Motor ausgebaut und seine Umgebung meinem übrigen Aussehen angepasst. Bei der Gelegenheit fielen dann auch eine neue Membrane für die Benzinpumpe und eine überholte Wasserpumpe einschließlich Thermostat mit an und mein Herzstück, sprich Motorblock, bekam neue seitliche Wasserdeckel. So konnte dann ein neuer Lebensabschnitt beginnen, und ich fühlte mich jeder Schönheitskonkurrenz gewachsen.

Bereit für weitere Abenteuer...

Aber für Schönheit allein hatte ich all diese Torturen nicht ertragen wollen. Es sollte wieder zu neuen und hoffentlich nicht zu kurzen Touren auf die Straße gehen. Darin waren mein Jetzt-Wieder-Herr am Volant, seine beste Copilotin aller Zeiten und ich uns einig.
Etwas skeptisch sollte ich in der ersten Saison nach diesen großen Ereignissen doch werden, offenbar hatte mein Betreuer über all der Arbeit an mir die Saisonplanung total zurückgestellt. Außer kleineren Touren, nach denen hin und wieder Nachbesserungen am Vorherigen anfielen, tat sich nicht mehr viel. Aber es lag damals vor einem Vierteljahrhundert noch so viel vor mir, und es gab ja noch so viel Stoff für künftige Erinnerungsträume…
FWT

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