Handelt es sich hier um den teuersten 107er aller Zeiten? Wurde schonmal ein R/C 107 für eine Million Euro verkauft? Dieser Mercedes-Benz 450 SLC 5.0 'Rallyewagen', der in diesem Jahr bei bei RM Sotheby´s angeboten wurde, sollte an der magischen Grenze kratzen, denn das Aktionshaus erwartete für das ehemalige Rallye-Fahrzeug einen Preis von bis zu einer Millionen Euro. Wir nehmen es an dieser Stelle vorweg: Der SL hat keinen Käufer gefunden und wurde nicht für den erwarteten Preis von 800.000 bis 1.000.000 Euro verkauft. Dennoch wollen wir einen Blick auf dieses außergewöhnliche Fahrzeug werfen.
Mercedes-Benz überraschte 1977 die Welt des Rallye-Sports mit der Ankündigung des 450 SLC. Der Wagen wurde als Homologation des 450 SL für die Rallye-Weltmeisterschaft 1978 gebaut und von einem damals neuen 5,0-Liter-V8-Motor aus Vollaluminium angetrieben. Das Rallyeauto wurde von Ingenieur Dr. Erich Waxenberger entwickelt. Das rennfertige Leergewicht bezifferte sich dank Aluhauben auf 1.350 Kilogramm. Die Türen blieben aus Stahl, der jedoch dünner war als bei den Serienfahrzeugen. Mercedes-Benz baute 19 Exemplare ausschließlich für den Einsatz im internationalen Rallyesport, nur sieben davon tragen die Bezeichnung 450 SLC 5.0 und sind mit einem speziell entwickelten Automatikgetriebe ausgestattet.
In 7 Sekunden auf 100 km/h und eine Spitze von 190 km/h
Bei dem von RM Sotheby´s angebotenen Fahrzeug handelte es sich um das am 26. September 1979 fertig gestellte Chassis 836 mit dem Kennzeichen "S-DV 9032". Der 107er war mit einem speziell entwickelten V8-Motor in Vollaluminiumbauweise (40 Kilogramm leichter), und zusätzlichen Kühlsystemen für Öl und Kühlmittel ausgestattet. Dazu kam ein neuer, raffinierter Kühler, der als Gitter diente, um die Servolenkung vor Schmutz und Steinschlägen zu schützen.
Sein Wettbewerbsdebüt gab der Benz 1979 bei der "Bandama Rallye Côte D'Ivoire" als Teil eines vierköpfigen Werksteams. Der 450 SLC 5.0 mit der Startnummer 4 wurde von den Rallye-Assen Björn Waldegård und Hans Thorszelius gefahren, die während der fünftägigen Rennveranstaltung um den zweiten Platz kämpften und mit ihren Kollegen einen historischen Sieg einfuhren. Mercedes konnte sich auf den ersten vier Plätzen behaupten. Die Stuttgarter waren damit auch der erste Hersteller, der eine WRC-Rallye mit V8-Motor gewann, und das auch noch mit einem Automatikgetriebe.
Der nächste Einsatz des Wagens war die Marlboro Safari Rallye 1980 in Kenia. Die Piloten Vic Preston Jr. und John Lyall erreichten mit einer stürmischen Leistung den dritten Platz im Dschungel. Im selben Jahr diente der Rallyewagen dann noch als Trainingsfahrzeug in Argentinien. 1982 wurde dieser 450 SLC 5.0 von Mercedes-Benz an den belgischen Rennstallbesitzer Serge Beankens verkauft, der auch als Serge Power bekannt ist.
Der 450 SLC 5.0 wird beim 24-Stunden-Rennen eingesetzt
Unter dem "Power"-Team wurde der Benz für das 24-Stunden-Rennen von Spa 1982 modifiziert. Der Aluminium-Motorblock wurde durch eine zuverlässigere Stahlvariante ersetzt, ein 120-Liter-Kraftstofftank mit zwei Einfüllstutzen wurde eingebaut. Das Dreigang-Automatikgetriebe blieb. Das vom Telekommunikationsunternehmen Alcatel und Tuborg-Bier gesponserte Auto trug die Startnummer 22, und das Fahrertrio Claude Bourgoignie, John Cooper und Alain Lierneux erreichte bei dem belgischen Rennen den 9. Platz.
Ein Jahr später wurde der SLC vom Rennteam von Michel de Deyne bei den 24 Stunden von Spa 1983 eingesetzt. Der von de Deyne, Marc Duez und Hervé Regout pilotierte 107er wurde von Cutty Sark Scotch Whiskey gesponsert und trug die Startnummer 12. Der Mercedes-Benz 450 SLC 5.0 fuhr bis auf Platz 4 vor, musste aber leider in der 22. Stunde wegen eines Problems an der Hinterachse aufgeben.
Der 107er soll 7-stellig kosten
Serge Power verkaufte 450 SLC 5.0 im Jahr 1984 - nachdem er den Aluminium-V8-Motor wieder eingebaut hatte - an Dr. Peter Lorenz aus Koblenz, der den Wagen restaurierte und ihm wieder die zeitgemäße Lackierung der Bandama-Rallye von 1979 verpasste. Aktuell steht das Fahrzeug wohl in einer privaten Sammlung. Im Mai 2024 wurde das Fahrzeug für mindestens 800.000 Euro angeboten, fand aber keinen Käufer...
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