Beim gestrigen Grand Prix von Japan sind für das Mercedes-AMG Petronas F1-Team einige wichtige Entscheidungen gefallen. Man ist uneinholbarer Konstrukteur-Weltmeister und auch der Fahrer-Champion wird definitiv einen Silberpfeil pilotieren. Wer aber am Ende das Rennen macht, ist entgegen der weitläufigen Meinung noch völlig offen!
Nico Rosberg schwimmt auf seiner Erfolgswelle. Vier der letzten fünf Rennen konnte er gewinnen und auch wenn er mal etwas Pech hatte wie in der Startkurve von Malaysia, konnte er am Ende als strahlender Gewinner aus diesem Rennen hervor gehen. 33 Punkte Vorsprung bei noch vier zu fahrenden Rennen sehen wie ein komfortables Polster aus. Aber was ist dieser Vorsprung wirklich wert?
Kann Nico am Ende tatsächlich auch den WM-Pokal küssen?
Ein Ausfall bei gleichzeitigem Sieg des Rivalen könnte bereits alles ändern!
Zunächst einmal bedeuten 33 Punkte Vorsprung, dass Nico theoretisch aus eigener Kraft Weltmeister werden kann. Selbst bei vier Siegen von Lewis Hamilton genügt ihm der jeweils zweite Platz, um am Ende vor seinem Rivalen zu stehen. Bei der momentanen Überlegenheit der Silberpfeile ist der zweite Platz eigentlich das absolute Minimum, was Rosberg erreichen sollte. Eine sichere Sache also? Nicht ganz! Gerade die letzten Rennen haben gezeigt, wie schnell sich Dinge ändern können. Lewis Hamilton war in Malaysia auf dem Weg zu einem sicheren Sieg. Dann ging ohne Vorwarnung sein Mercedes-Motor hoch und er war aus dem Rennen. Durch sein Aus verlor der Brite 25 Zähler und schenkte Rosberg noch weitere drei durch dessen Positionsgewinn - statt 33 Zählern Rückstand wären es nur noch fünf. Und technische Probleme scheinen in diesem Jahr bei Mercedes-AMG durchaus häufiger aufzutreten als noch in den vergangenen Saisons, nur dass sie meist Hamilton betrafen. Nico Rosberg könnte genausogut noch Opfer eines Technik-Versagens werden, was die WM sofort wieder extrem spannend machen würde.
Vor technischen Probleme wie hier bei Hamilton ist auch ein Nico Rosberg nicht gefeit!
Die Kupplung spielt in dieser Saison gern eine entscheidende Rolle!
Ein weiterer Risiko-Faktor für Nico Rosberg ist die offensichtlich sehr sensible Kupplung des Silberpfeiles. In Ungarn und in Deutschland verlor er deshalb am Start viel Zeit und dadurch am Ende das Rennen. Seitdem hat meist Lewis Hamilton Start-Probleme, während Rosberg das im Moment scheinbar im Griff hat. Das zeigt aber, dass auch er jederzeit mit einem schlechten Start rechnen muss, der ihn nach hinten spülen könnte. Was uns zu einem weiteren potenziellen Problem bringt. Lewis Hamilton hat nichts mehr zu verlieren, Nico Rosberg hingegen alles. So etwas wittern die Herren Rennfahrer-Kollegen und werden sich mit Inbrunst auf den deutschen Silberpfeil-Piloten stürzen, weil sie erhoffen, dass er nicht mehr mit letzter Konsequenz dagegen hält. Leute wie Max Verstappen oder Sebastian Vettel kennen beim geringesten Anzeichen von Zögern keine Gnade. Und wenn Nico nicht mehr direkt hinter seinem Rivalen ins Ziel kommt, wird es ganz schnell eng in der Tabelle. Einen einzigen dritten Platz könnte sich Rosberg leisten, schiebt sich dagegen zweimal ein Kontrahent zwischen ihn und Hamilton bei gleichzeitigem Sieg des Briten, ist der Titel weg.
Die Starts sind wegen des sensiblen Kupplungssystems eine Achillesferse der Silberpfeile!
Psycho-Krieg demnächst auf einem neuen Level?
Zu guter Letzt spielt natürlich auch die Psyche eine Rolle. Lewis Hamilton scheint zwar angeschlagen, wächst unter Druck allerdings gern über sich selbst hinaus. Zudem war er bereits dreimal Weltmeister, während Nico Rosberg schon zweimal knapp gescheitert ist. So ist zu erwarten, dass Nico immer nervöser wird, während Lewis zum Ende hin immer abgezockter handeln dürfte. Zudem konnte Hamilton in dieser Saison schon einmal einen großen Rückstand innerhalb von wenigen Rennen in einen deutlichen Vorsprung umwandeln. Rosberg verspielte einen 43-Punkte-Vorsprung innerhalb von sieben Rennen und lag vor der Sommer-Pause 19 Punkte hinten. Danach drehte er das Ding wieder zu seinen Gunsten um. Es ging also hin und her. Und vier Rennen bieten für beide Seiten jede Menge Gelegenheiten für Fehler, Heldentaten und Zweikämpfe.
Lewis Hamilton beherrscht die Psycho-Spielchen wie kaum ein zweiter!
Halten wir also fest: Gewinnt Lewis Hamilton alle verbleibenden Rennen, genügt Nico Rosberg jeweils der zweite Platz, um Weltmeister zu werden. Wird er dreimal Zweiter und einmal Dritter, ist er immer noch Weltmeister. Wird er dagegen zweimal Zweiter und zweimal Dritter, ist Hamilton am Ende der Champion. Ein Ausfall Rosbergs bei gleichzeitigem Sieg Hamiltons würde einen Gewinn von 25 Punkten für den Briten bedeuten. Der sicherste und klarste Weg zum WM-Titel für Nico Rosberg - "einfach" noch viermal siegen!
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