Mit einem feierlichen Akt hat das neue Mercedes-Benz EQ Formel E Team im Rahmen der IAA in Frankfurt nicht nur das neue Werks-Rennauto für die kommende Formel-E-Saison, sondern auch noch die beiden Fahrer und einen neuen Teamchef präsentiert.
Es ist der Beginn einer neuen Ära: Mercedes-Benz steigt in die Formel E ein. Das Engagment, für das der bei den Fans beliebte DTM-Auftritt geopfert wurde, spielt eine große Rolle in der Außenwirkung der Marke, die gerade mit der Submarke EQ in den Markt der Elektromobilität drängt. In Frankfurt nun präsentierte man das Auto, den Teamchef und das Fahrer-Lineup für die Debüt-Saison.In den beiden Cockpits des neuen Mercedes-Benz EQ Silver Arrow 01 nehmen in der Saison 2019/2020 der ehemalige Formel-1-Fahrer Stoffel Vandoorne und der derzeit Führende der FIA Formel-2-Meisterschaft Nyck de Vries Platz.
Top-Talent aus der Formel 2
Während Vandoorne im letzten Jahr bereits beim Vorbereitungs-Team HWA einen Top-Job erledigte und zudem auf eine starke Fan-Gemeinde vertrauen kann (nicht unwichtig hinsichtlich des "FanBoost" in der Formel E), war die Berufung von de Vries eine Überraschung. Der 24-jährige Niederländer gilt als kommender Superstar und führt momentan die Formel 2 Meisterschaft an. Damit galt er als sicherer Kandidat für ein Formel 1 Cockpit in naher Zukunft. Sein Schwenk in die Formel E ist bemerkenswert, denn seine F1-Chancen werden sich auf absehbare Zeit so nicht erhöhen. Es gelang noch keinem Formel-E-Piloten der direkte Einstieg in die F1. De Vries nimmt das in Kauf, schließlich lockt ein Vertrag bei einem Werksteam in der Formel E mit einer langfristigen Bindung zu einem Hersteller, der zudem auch in der Formel 1 aktiv ist. Spannend zu sehen, ob es ein Pilot auf diesem Weg in die höchste Motorsportzklasse schafft.
"Es ist ein ganz besonderes Gefühl, für Mercedes-Benz EQ in der Formel E antreten zu dürfen, und ich fühle mich geehrt, dass mich das Team als einen seiner beiden Fahrer ausgewählt hat", sagte Nyck. "Die Formel E ist eine großartige Plattform, die sich bereits als eine der größten und professionellsten Rennserien neben der Formel 1 etabliert hat. Es ist eine klasse Chance, für die ich Mercedes wirklich wahnsinnig dankbar bin."
"Das Team hat mich sehr gut aufgenommen und es macht viel Spaß, mit ihnen zusammenzuarbeiten", erklärte Nyck. "Aber schlussendlich kommt es auf die Leistung auf der Rennstrecke an, sobald die Saison losgeht. Es ist alles noch recht neu für mich. Deshalb habe ich ehrlich gesagt noch nicht über eine Zielsetzung für meine Debütsaison nachgedacht. Grundsätzlich möchte Mercedes natürlich irgendwann um Siege und Titel kämpfen. Hoffentlich geschieht dies eher früher als später. Aber bis dahin erwartet mich und das Team eine enorme Lernkurve, um wettbewerbsfähig zu werden."
Seinen neuen Teamkollegen kennt Nyck schon seit vielen Jahren aus den gemeinsamen Zeiten im Kartsport. "Die Motorsport-Familie ist recht klein und man kennt sich schon von einem jungen Alter an", sagte Nyck. "Ich freue mich darauf, zusammen mit Stoffel im gleichen Team zu fahren. Er besitzt viel Erfahrung und ist ein großartiger Fahrer. Entsprechend hoffe ich, dass ich viel von ihm lernen kann, damit wir gemeinsam das bestmögliche Ergebnis für das Team herausholen können."
Ehemaliger Formel 1 Pilot mit großer Fan-Gemeinde
Für Stoffel Vandoorne ist es nach seinem Debütjahr mit HWA RACELAB die zweite Saison in der Elektrorennserie. Gleichzeitig kann er auf die Erfahrung aus 41 Grands Prix in der Formel 1 zurückblicken. "Ich bin überglücklich, dass ich mich Mercedes anschließen darf", sagte Stoffel. "Bereits im letzten Jahr konnte ich mit HWA Erfahrung in der Serie sammeln. Jetzt freue ich mich sehr, offiziell zur Mercedes-Familie zu gehören."
"Der Einstieg von Mercedes ist eine großartige Chance für uns alle", so Stoffel weiter. "Das Auto sieht fantastisch aus. Ich freue mich darauf zu sehen, was wir als Team erreichen können. Das Potential ist riesig und ich kann es kaum erwarten, endlich loszulegen."
Kein deutscher Fahrer bei Mercedes - warum?
Bis zuletzt hofften die Fans noch auf einen deutschen Fahrer. Schließlich haben die direkten Mitbewerber in der Formel E und auch im Markt mit Daniel Abt (Audi), Maximilian Günther (BMW) und André Lotterer (Porsche) jeweils einen deutschen Piloten am Start. Günther war übrigens bis zu seiner Zeit in der Formel 3 ein Bestandteil der Mercedes-Familie. Nicht der einzige aus dem Sternen-Umfeld, der sich in andere Richtungen orientieren musste. Seit der Absage von Pascal Wehrlein im letzten Jahr, der statt einer langfristigen Bindung lieber weiter in Richtung Formel 1 schielt, und der nicht ganz nachvollziehbaren Degradierung vom erfahrenen Formel-E-Piloten und AMG-Markenbotschafter Maro Engel blieben aber keine geeigneten Kandidaten übrig. Das Thema scheint aber auch keine große Rolle gespielt zu haben. Das verwundert nicht wirklich, denn der englische Spirit ist im Team jederzeit spürbar. Zwar fand der Launch in Deutschland statt, allerdings komplett in englischer Sprache. Das Auto und der Powertrain wurden in England entwickelt und auch der neue Teamchef Ian James ist ein Brite.
Vorhang auf für den Mercedes-Benz EQ Silver Arrow 01!
Anfang März dieses Jahres erblickte der erste vollelektrische Rennwagen der Marke im Rahmen des Internationalen Automobil-Salons in Genf das Licht der Welt - damals noch mit einer besonderen "Teaser Livery". Kurz darauf erfolgte Ende März im italienischen Varano die erste Ausfahrt mit dem neuen Boliden, dessen Testfahrten das Team in den folgenden Monaten unter anderem in Italien und auf Mallorca fortsetzte.
Das Gen2-Rennauto der Formel E weist ein im Motorsport einzigartiges Design auf. Während es sich beim Chassis um ein Einheitsteil handelt, können die Teams bei der Entwicklung des Antriebsstrangs ihre technische Kompetenz unter Beweis stellen. So dürfen die Bestandteile des Antriebsstrangs (Inverter, Motor, Getriebe, Teile der Hinterachse sowie die Software für das Energie-Management) frei entwickelt werden.
Stoffel kennt das Auto schon von den Testfahrten in Varano und auf Mallorca. "Wir haben gute Fortschritte erzielt und alles ist rund gelaufen", sagte er. "Es ist spannend, nach den ersten Funktionstests langsam die Arbeit an unterschiedlichen Bereichen aufzunehmen." Nyck ist das Gen2-Auto ebenfalls schon in der Vergangenheit gefahren, so dass es für ihn kein komplettes Neuland ist, wenn er zum ersten Mal in seinem neuen Auto Platz nehmen wird. "Aber das Formel-E-Auto ist ganz anders als alle Fahrzeuge, die ich bislang gefahren bin", betonte Nyck. "Es ist eine sehr große Herausforderung und das Wettbewerbsniveau ist extrem hoch. Es sind sehr viele starke und angesehene Fahrer in der Meisterschaft aktiv, die Autos sind relativ ähnlich, aber es gibt viel mehr Freiheiten als zum Beispiel in der Formel 2, all das zusammen macht es zu einer unheimlich spannenden Rennserie."
Bis zum Renndebüt des neuen Silver Arrow 01 beim Saisonauftakt in Ad Diriyah Ende November erwartet das Team noch jede Menge Arbeit. "Die Zeit vergeht wie im Flug und es gibt noch viel zu tun", sagte Stoffel. "Uns bleiben nur noch wenige Testtage bis zum Saisonauftakt in Saudi-Arabien, der mit riesigen Schritten näher rückt. Es wird eine große Herausforderung, der ich aber zuversichtlich entgegenblicke."
Technische Daten: Mercedes-Benz EQ Silver Arrow 01
Fahrzeugdimensionen | ||
Länge: | 5.160 mm | |
Breite: | 1.770 mm | |
Höhe: | 1.050 mm | |
Spur vorne: | 1.553 mm | |
Spur hinten: | 1.505 mm | |
Fahrhöhe: | 75 mm (max.) | |
Radstand: | 3.100 mm | |
Mindestgewicht (inkl. Fahrer): | 900 kg (Batterie: 385 kg) |
Leistungsdaten | ||
Batterie (Gewicht): | 385 kg | |
Batterie (Kapazität): | 52 kWh | |
Batterie (Ladezeit): | ca. 45 Minuten | |
Leistung (Training & Qualifying): | max. 250 kW (340 PS) | |
Leistung (Rennen): | max. 200 kW (272 PS) | |
Attack Mode: | max. 235 kW (319 PS) | |
FanBoost: | max. 250 kW (340 PS) | |
Höchstgeschwindigkeit: | 280 km/h | |
Beschleunigung 0-100 km/h: | ca. 2,8 Sek. |
Galerie: 33 Bilder Fotostrecke | Mercedes-Benz EQ Formel E Team Launch: Präsentation des neuen E-Silberpfeils
Fotos: Christopher Otto, Daimler
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