Nur eine Woche nach dem Großen Preis von Aserbaidschan tritt der Formel-1-Zirkus im kanadischen Montreal an. Das große Thema in den letzten Tagen war das "Bouncing", unter dem der Mercedes besonders leidet. Lewis Hamilton hatte nach dem letzten Rennen deswegen extreme Rückenprobleme. Jetzt kommt mit Montreal der nächste Kurs mit langen Geraden. Kann Mercedes dem W13 endlich das Hopsen abgewöhnen?

Wie ein alter Mann kroch Lewis Hamilton nach dem letzten Rennen aus seinem W13. Die Hopserei auf den Bodenwellen und das sogenannten Bouncing hatte dem siebenmaligen Weltmeister sichtlich zugesetzt. Aber auch andere Fahrer klagten über diese Probleme. Die FIA möchte dem Ganzen nun aus Sicherheitsgründen Einhalt gebieten und schaut sich in Montreal genau an, an welchen Stellschrauben man drehen könnte, um diesem Phänomen Herr zu werden.

Mercedes bleibt es zu wünschen, dass man auf dem schnellen Kurs in Montreal das Hopsen etwas in den Griff bekommt, denn es belastet nicht nur Fahrer und Material stark, sondern kostet auch Rundenzeit. Ob das in der Kürze der Zeit gelingt, scheint aber fraglich. Offenbar hat man zwar eine Ahnung, warum der W13 so empfindlich ist, aber nicht wirklich einen kurzfristigen Lösungsansatz. Lewis Hamilton ist auf jeden Fall wild entschlossen, trotz aller körperlichen Risiken auch in Kanada alles zu geben. George Russell, der aufgrund einer anderen Sitzposition etwas weniger zu leiden hat, steht sowieso in den Startlöchern und will sein nächstes Top-Ergebnis einfahren. 

Toto Wolff über Kanada

Baku war ein schwieriges Wochenende für uns, vor allem wegen der Probleme mit dem "Bouncing". Aber wir haben die Chancen, die sich uns geboten haben, optimal genutzt und Aserbaidschan mit einer soliden Punkteausbeute verlassen. Wir haben vom Pech anderer profitiert, aber Zuverlässigkeit ist ein wichtiger Faktor in der Formel 1, und es gibt keinen Mangel an harter Arbeit in Brackley und Brixworth, um beide Autos ins Ziel zu bringen.
 
Mit Blick auf die Pace haben wir uns wieder einmal vom Mittelfeld abgesetzt, liegen aber ein gutes Stück hinter den beiden besten Teams zurück. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, um diese Lücke zu schließen. Aber obwohl das Paket hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, hat es mir gefallen, zu sehen, wie das Team gekämpft hat, um gemeinsam das bestmögliche Ergebnis mit den vorhandenen Mitteln zu erzielen. Dieser Kampfgeist wird uns zurück an die Spitze bringen.
 
Nachdem wir seit 2019 nicht mehr in Montreal waren, freuen wir uns alle auf die Rückkehr. Es ist eine wunderbare Stadt, und die kanadischen Fans sind sehr F1-begeistert. Die Strecke ist eine einzigartige Herausforderung mit Schikanen, die durch lange Geraden getrennt sind. Wir freuen uns darauf, zu sehen, was das Wochenende für uns bereithält und hoffen, dass wir einen Schritt nach vorne machen können.

Zahlen & Fakten: Kanada Grand Prix

• Der Große Preis von Kanada kehrt in dieser Saison nach einer dreijährigen Pause zum ersten Mal seit 2019 wieder in den Formel 1-Rennkalender zurück. Der Kanada GP wird seit seinem Debüt im Jahr 1967 zum insgesamt 51. Mal ausgetragen.
• Der 4,361 km lange Circuit Gilles Villeneuve ähnelt in seiner Charakteristik dem vorhergehenden Baku City Circuit. Bevor die Formel 1 erstmals in Aserbaidschan Station machte, war es der Kurs in Montreal, für den die Teams einen ähnlichen Flügeltyp entwickeln mussten. Die Teams wollen wie in Baku so wenig Luftwiderstand wie möglich auf den Geraden, aber so viel Abtrieb wie möglich in den langsamen Kurven haben.
• Unter den 14 Kurven auf dem Circuit Gilles Villeneuve befinden sich sechs Links- und acht Rechtskurven. Wie in Baku liegen die meisten Kurven in einem ähnlichen Geschwindigkeitsbereich (dieser liegt verglichen mit den restlichen Strecken im Rennkalender am unteren Ende der Skala), aber im Gegensatz zu Baku sind die meisten Kurven in Montreal mit einem doppelten Richtungswechsel verbunden (entweder Links-/Rechts- oder Rechts-/Links-Kombinationen), die ein gutes Reaktionsvermögen des Autos erfordern.
• Der Circuit Gilles Villeneuve gilt traditionell als sehr hart für die Bremsen. In dieser Hinsicht ähnelt die Strecke dem Österreich GP. Normalerweise gibt es in Kanada jedoch weniger Kühlungsprobleme als in Spielberg, da die Runde länger ist und es mehr Zeit gibt, um die Bremsen zu kühlen.
• Die Boxengasse liegt mit einer Länge von 404 Metern im ersten Drittel aller Kurse in dieser Saison. Dennoch ist der Zeitverlust bei einem Boxenstopp sehr gering, da sich die Fahrer das Durchfahren der letzten Schikane sparen und direkt geradeaus in die Boxengasse fahren. Zudem liegt die Boxenausfahrt in Kurve 2, sodass sie die erste Kurve gar nicht erst nehmen müssen.
• Obwohl die Streckenoberfläche in Montreal recht glatt ist, fällt der Reifenabbau im Rennen traditionell hoch aus. In Kombination mit der Streckencharakteristik, die eine Start-/Stopp-Natur aufweist, verbessert dies die Überholchancen und führt normalerweise zu einem unterhaltsamen Rennen.
• Durch das ständige Wiederholen von starken Bremsmanövern und ebenso starken Beschleunigungsvorgängen ist die Strecke hart zu den Hybrid-Komponenten des Antriebsstrangs, da es viele lange Einsätze gibt, auf die lange Ladevorgänge folgen. Im Laufe einer Runde gibt es drei starke Brems-Events, bei denen für mehr als 0,4 Sekunden Kräfte von über 4g erzeugt werden.
• In Kanada besteht immer ein hohes Risiko von Safety-Car-Einsätzen, da die Mauern sehr nah an der Strecke stehen und es nur wenige, sehr kleine Auslaufzonen gibt.

Kanada Grand Prix 2022 - Zeitplan
 

 
 
Strecken-Bilanz - Mercedes F1 beim

Kanada Grand Prix