Was für ein Rennen! In einem verrückten Aserbaidschan Grand Prix kämpfte sich Valtteri erst auf dem Zielstrich am Williams von Lance Stroll auf P2 vorbei, nachdem er in der ersten Runde bereits auf P20 mit einer Runde Rückstand zurück gefallen war! Lewis Hamilton hingegen erlebte einen haarigen Moment mit Sebastian Vettel und musste zudem durch einen losen Kopfschutz unplanmäßig an die Box.
Valtteri Bottas: Das war ein verrücktes Rennen, besonders für mich
Der Finne startete von Platz zwei, fiel aber nach einer Berührung mit dem Ferrari von Räikkönen, an der Bottas nicht ganz unschuldig war, in Kurve zwei zurück. Danach musste er mit einem Reifenschaden an die Box zurückhumpeln. P20 und eine Runde Rückstand: Valtteris Rennen schien gelaufen. Aber zwei Safety Car-Phasen brachten ihn zurück ins Rennen und er zeigte einen ausgezeichneten Endspurt, indem er sich mit der Zielflagge Platz zwei sicherte.
"Das war ein verrücktes Rennen, besonders für mich", sagte Valtteri. "Nach einer Berührung mit Kimi hatte ich auf der ersten Runde einen Reifenschaden. Danach hatte ich eine Runde Rückstand und musste das Feld in der Safety Car-Phase überholen. Die zweite Safety Car-Phase hat mir dann sehr geholfen. So kam ich Schritt für Schritt nach vorne." "Mein Ziel war es heute, um den Sieg zu kämpfen. Aber das konnte ich schon nach der ersten Runde vergessen. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits eine Runde zurück. Aber ich krempelte die Ärmel hoch, gab absolut alles und versuchte, das Maximum aus jeder Kurve herauszuholen." "Es hat nicht mehr ganz zum Sieg gereicht, aber Platz zwei ist unter diesen Umständen ein großartiges Gefühl. Es war wichtig für das Team, dass wir im Duell mit Ferrari mehr Punkte geholt haben und ich habe auch einige Zähler für mich eingefahren."
Lewis Hamilton: Ich habe mir heute die Seele aus dem Leib gefahren
Nach einem super Samstag erfüllte der Sonntag nicht die Erwartungen von Lewis. Der Brite führte das Rennen von der Pole weg klar an und kontrollierte das Feld - bis zu einem bizarren Moment mit Vettel hinter dem Safety Car. Direkt nach der Meldung "Safety Car in this lap" versuchte Lewis Hamilton, den Abstand zum voraus eilenden Safety Car zu vergrößern und ging nach einer Kurve vom Gas. Vettel, der direkt dahinter um die Kurve kam und dicht am Hamilton dran bleiben wollte, wurde davon überrascht und krachte dem Briten ins Heck. Der Deutsche, der hinter dem Manöver Hamiltons Absicht vermutete, regte sich stark auf und zog neben den Mercedes, um Hamilton seinen Ärger mit Handbewegungen kund zu tun. Kurz darauf lenkte er seinen Ferrari ruckartig nach rechts und rammte dabei den Silberpfeil. Nur durch Glück wurden beide Fahrzeuge dabei nicht beschädigt. Während Lewis dem unwillkommenen Kontakt mit dem Ferrari keine weitere Beachtung schenkte, wurde sein Rennen von einem zusätzlichen Boxenstopp wegen eines lockeren Kopfschutzes am Cockpit beeinträchtigt. Dadurch fiel er im Feld zurück und musste eine Reihe an schnellsten Runden hinlegen, um Vettel im Ferrari nachzujagen, der seinerseits wegen des Fouls eine 10 sekündige Stopp&Go Starfe bekam und wieder direkt vor ihm lag. Am Ende musste sich Lewis aber mit P5 zufrieden geben.
"Nach einem starken Wochenende ist so ein Ergebnis nur schwer zu verkraften", sagte Lewis. "Ich habe mir heute die Seele aus dem Leib gefahren – ich habe absolut alles gegeben." "Ich weiß, dass das Team über den Zwischenfall mit der Cockpitumrandung niedergeschlagen sein wird. Aber wir müssen uns darauf konzentrieren, dass wir an diesem Wochenende eine großartige Performance gezeigt haben. Es schmerzt uns alle, aber jetzt liegt es an mir, mich zu sammeln und das Team durch diesen Rückschlag zu führen. Wir ziehen an einem Strang und blicken nur nach vorne. Ich bin stolz auf meine Leistung und ich hoffe, dass wir den Speed, den wir an diesem Wochenende gezeigt haben, so mitnehmen können. "
Lewis Hamilton: Ich habe Sebastian keinesfalls auflaufen lassen
"Ich habe Sebastian keinesfalls auflaufen lassen. Ich habe die Pace während der Safety Car-Phase kontrolliert und wie bei den anderen Re-Starts habe ich an der gleichen Stelle eingangs Kurve 15 langsamer gemacht. Ab diesem Punkt kontrolliere ich die Pace und dann spürte ich plötzlich einen Schlag von hinten. Aber das war für mich kein Problem – jeder hat eindeutig gesehen, was danach passiert ist." "Die ganzen Jungs in den anderen Serien schauen zu uns herauf, als Weltmeister gehen wir als Vorbilder voraus – und dieses Verhalten erwartet man nicht von einem mehrmaligen Champion. Aber wir wissen, dass sich in schwierigen Zeiten das wahre Gesicht zeigt, und wir haben in den vergangenen Wochen viel Druck ausgeübt. Ich persönlich möchte meine Leistung auf der Strecke für mich sprechen lassen. Ich will diese Weltmeisterschaft auf die richtige Art und Weise gewinnen. Nach diesem Wochenende glaube ich mehr denn je, dass uns das gelingen kann.
Mercedes-Teamboss Toto Wolff war nach einem verrückten Rennen froh, eine starke Punkteausbeute mitnehmen zu können. Entsprechend hat er sein Augenmerk schon auf Österreich gelegt, wo er mit dem Team zurückschlagen möchte. "Wenn der Sieger zu einem Zeitpunkt des Rennens auf P17 lag und der Zweite nach zwei Runden mit einer Runde Rückstand Letzter war, dann weißt du, dass hinter dir ein verrückter Tag liegt! Mit Blick auf das Gesamtbild nehmen wir heute mit, dass wir unsere Führung in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft um 16 Punkte ausgebaut haben. Gleichzeitig haben wir bestätigt, dass wir ein sehr schnelles Auto haben."
Toto Wolff: Die Pace, die Lewis gezeigt hat, sollte uns ermutigen
"Aber daran werden sich die Leute nicht erinnern. Lewis hatte ein sehr ereignisreiches Rennen. Die FIA hat ihre Entscheidung zum Zwischenfall mit Vettel während des Rennens getroffen und wir können das Rennen jetzt nicht mehr zurückdrehen. In der Hitze des Gefechts kochen die Emotionen hoch, aber das verändert nichts an der Beziehung zwischen unseren beiden Teams."
"Nach der roten Flagge führte Lewis das Rennen an. Aber wir hatten ein Problem mit der Cockpitumrandung und mussten sie austauschen. Das kostete Lewis den Sieg. Jetzt müssen wir herausfinden, was da genau passiert ist. Es geht nicht darum, jemandem die Schuld zuzuweisen. Wir sehen uns den Prozess an, um zu erkennen, ob wir uns verbessern können. Dann gehen wir gestärkt in das nächste Rennen. So werden wir es auch diesmal als Team machen."
"Die Pace, die Lewis gezeigt hat, sollte uns aber ermutigen. Valtteris Ergebnis zeigt hingegen, dass man niemals aufgeben darf. Er hat eine sensationelle Leistung erbracht, immerhin lag er bereits eine Runde zurück, und es war der perfekte Abschluss, auf der Ziellinie noch Platz zwei zu holen. Dennoch hätten wir heute P1 und P3 einfahren können. Deshalb müssen wir unsere Lehren aus diesem Rennen ziehen und für das nächste Rennen in Österreich weiter hart arbeiten."
James Allison, Technischer Direktor: Das war ein bittersüßes Rennen
Der Technische Direktor der Silberpfeile, James Allison, möchte die Pace, die der W08 in Baku ganz klar gezeigt hat, mitnehmen und in Spielberg ein würdiges Ergebnis dafür einfahren.
"Das war ein bittersüßes Rennen. Wenn man bedenkt, wie viel schlimmer es hätte kommen können, war es aber eher süß als bitter. Dennoch schmerzt es, dass wir uns selbst um den Sieg gebracht haben – und das wegen eines Details wie eines lockeren Cockpit-Kopfschutzes", sagte James.
"Wenn wir aber einen Schritt zurück machen und uns das Gesamtbild ansehen, dann erkennen wir, dass beide Autos schnell waren und wir die Pace hatten, um das Versprechen unserer Qualifying-Platzierungen umzusetzen. Schlussendlich nehmen wir eine gute Punkteausbeute mit. Jetzt können wir es aber kaum noch erwarten, in vierzehn Tagen wieder auf die Strecke zu gehen. Dann machen wir uns wieder auf die Jagd nach der Belohnung, die die reine Performance unseres Autos an diesem Wochenende verdient gehabt hätte."
Trotz des verpassten Sieges bauten die Silberpfeile ihren Vorsprung auf Ferrari in der Konstrukteurs-Wertung auf 24 Punkte aus. Lewis liegt unterdessen in der Fahrerwertung nur 14 Punkte hinter Vettel, Valtteri ist nach seinem zweiten Platz weitere 28 Punkte dahinter.
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