Formel 1 GP von Brasilien in Sao Paolo

Kein Podium für die Silberpfeile bei spannendem Grand Prix

Formel 1 GP von Brasilien in Sao Paolo: Kein Podium für die Silberpfeile bei spannendem Grand Prix
Erstellt am 18. November 2019

Gott sei Dank hat das Mercedes-AMG Petronas Motorsport Team beide WM-Titel bereits sicher, denn mit der Leistung in Brasilien wäre es nochmal knapp geworden. Mittlerweile ist nicht nur Ferrari, sondern neuerdings auch Red Bull von der Fahrzeugperformance an den Silberpfeilen vorbei gezogen, wie der eindrucksvolle Sieg von Max Verstappen zeigt. Silber hingegen hatte zu kämpfen und war aus eigener Kraft nicht siegfähig. Zudem zeigten das Material und auch der Weltmeister selbst ungewohnte Schwächen.

Alarmstufe rot - Die anderen ziehen vorbei

Die Silberpfeile waren am Anfang der Saison das absolute Maß der Dinge. Der stärkste Motor, das beste Auto, dazu ein Lewis Hamilton in Bestform - dieses Paket war unschlagbar. Mittlerweile hat die Konkurrenz deutlich auf- und teilweise überholt. Dass der Ferrari-Motor stärker ist, war hinreichend bekannt und auch nicht ganz unumstritten. Dass aber mittlerweile auch der viel gescholtene Honda-Motor, den Red Bull und Torro Rosso verwenden, bei der reinen Power am AMG-Triebwerk vorbei gezogen ist, müsste doch die Alarmglocken bei Mercedes-AMG HPP in Brixworth klingen lassen.

Bereits im Qualifying machte Max Verstappen im Red Bull klar, dass an diesem Wochenende der Sieg nur über ihn gehen sollte. Mit der Pole Position vor Sebastian Vettel und Lewis Hamilton stellte er die Weichen.

Verstappen unwiderstehlich

Auch am Start ließ sich der clevere Niederländer nicht überrumpeln und setzte sich sofort in Führung. Schlechter erging es Ferrari-Pilot Vettel, der sich einmal mehr am Start nicht wehren konnte und Hamilton passieren lassen musste. Danach passierte bis zum ersten Boxenstopp nicht viel. Hamilton, der noch in Schlagdistanz zum Führenden lag, kam zuerst rein und versuchte einen klassischen Undercut. Verstappen konterte eine Runde später, wurde in der Boxengasse aber durch Robert Kubica blockiert und verlor wertvolle Sekunden, die Hamilton reichten, um in Führung zu gehen. Nun nutze Max Verstappen allerdings die angesprochene Power seines Honda-Triebwerks und konnte den Silberpfeil überholen. Nicht zum letzten Mal in diesem Rennen...

Keine Chance gegen Honda-Power, Bottas raus mit Motorproblem

Spannend wurde es erst wieder in Runde 52, und leider spielte wieder ein Silberpfeil eine tragende (und tragische) Rolle. Valtteri Bottas, der zu keiner Zeit richtig ins Rennen fand und zwischenzeitlich mit der völlig falschen Strategie unterwegs war, rollte mit einem Motorsproblem seines Mercedes aus. Daraufhin kam das Safetycar auf die Strecke. Der Führende Max Verstappen nutzte die Gelegenheit, um sich frische Reifen abzuholen, während Hamilton draußen blieb. In der 60. Runde wurde das Rennen wieder freigegeben, und Hamilton unternahm alles, um nicht ein zweites Mal von Verstappen überholt zu werden. Vergebens: Hamilton bremste zwar auf der allerletzten Rille ins Senna-S hinein, aber mit dem Vorteil der frischeren Reifen konnte Verstappen noch später bremsen - und die Führung ein zweites Mal zurückerobern.

Gewagte Strategie und persönliche Fehler des Champions

Kurz vor Rennende kam wegen der Ferrari-Kollision, auf die wir weiter unten eingehen, wiederum das Safetycar auf die Strecke. Hamilton entschied sich diesmal, den sicheren zweiten Platz zu riskieren und sich im Gegensatz zu seinen Kontrahenten nochmals frische Reifen abzuholen. Dadurch fiel er auf den vierten Platz zurück. Der Plan: Auf den viel besseren Reifen noch die Spitze angreifen. Dafür musste er nach dem Restart zwei Runden vor Schluss zunächst an Torro-Rosso-Pilot Gasly vorbei, was ihm auch sofort gelang. Beim Versuch aber, den Red Bull von Alexander Albon zu überholen, übertrieb der Champion und drehte den Konkurrenten von der Strecke. Dadurch konnte auch Gasly wieder vorbei ziehen. Hamilton versuchte alles, um diesen noch vor der Ziellinie wieder zu passieren und kam eingangs der lange Zielgerade sogar neben ihn, musste sich aber beim direkten Beschleunigungs-Duell einmal mehr der Honda-Power geschlagen geben. Der dritte Rang wurde ihm aufgrund einer Strafe wegen des Albon-Zwischenfalls später noch aberkannt, so dass kein Silberpfeil-Pilot auf dem Podium stand. Es siegte Max Verstappen vor Pierre Gasly und Carlos Sainz.

Ferrari im Fahrer-Desaster

Noch mieser als die Silberpfeile raf es nur noch das Ferrari-Team, das ein desaströses Rennen erlebte. Zunächst einmal kam Sebastian Vettel trotz (oder wegen?) einer anderen Strategie nie in Reichweite des Sieges. Der große Knall erfolgte dann aber kurz vor Rennende. Teamkollege Leclerc, der von weit hinten mit einer cleveren Strategie und wegen der Safetycars wieder in Tuchfühlung lag und die deutlich besseren Reifen besaß, überholte seinen Teamkollegen Vettel frech in Kurve eins. Vettel, der daraufhin sofort kontern konnte und wollte, setzte sich auf der Geraden neben Leclerc und war schon fast vorbei, als sich beide Autos berührten und mit beschädigten Reifen das Rennen aufgeben mussten. Die Schuldfrage lässt sich nicht eindeutig klären, da beide Piloten stur an ihrer Linie festhielten und keiner nachgeben wollte. Fest steht, dass dieser Unfall absolut unnötig und vermeidbar war und das angespannte Klima bei Ferrari weiter anfeuern dürfte. Wir sind gespannt, wie es da weiter geht.

Lewis Hamilton
Das war ein tolles Rennen, das mir sehr viel Spaß gemacht hat. Hoffentlich war es für die Zuschauer genauso schön, obwohl das Ergebnis für uns natürlich enttäuschend ist. Ich möchte nie, mit einem anderen Fahrer kollidieren, das war wirklich Pech mit Alex. Natürlich nehme ich das auf meine Kappe, es war mein Fehler, da ich von hinten gekommen bin. Er hat großartige Arbeit abgeliefert und ich möchte mich bei ihm entschuldigen. Ich habe heute mein Bestes gegeben und auf jeder Runde voll angegriffen, um mit Max vor mir mitzuhalten. Wir hatten heute nicht viel Pace und ich glaube, dass wir wahrscheinlich schneller als gedacht waren. Glückwunsch an Red Bull, sie haben heute bessere Arbeit geleistet und den Sieg verdient. Sie waren extrem schnell und ich war auf den Geraden eine leichte Beute für sie. In dieser Saison steht noch ein Rennen aus und wir werden alles geben, um in Abu Dhabi ein besseres Ergebnis einzufahren.
Valtteri Bottas
Alles in allem war es ein schwieriges Rennen, schon vor meinem Ausfall. Heute war die Pace einfach nicht ganz da, das müssen wir nun genau untersuchen. Ich war auf einer Ein-Stopp-Strategie und wollte das Rennen auf den harten Reifen zu Ende fahren. Aber ich musste noch einmal an die Box, da wir überzeugt waren, dass die Reifen nicht bis ins Ziel halten würden. Es ist natürlich nicht ideal, die Strategie so ändern zu müssen, aber am Ende spielte es keine Rolle, da ich ausgefallen bin. Ich kenne die Details noch nicht. Ich habe nur einen plötzlichen Leistungsverlust gespürt. Das müssen wir uns jetzt ansehen und die Ursache herausfinden. Das war sehr enttäuschend, besonders da am Ende viel passiert ist und ich gerne dabei gewesen wäre. Jetzt freue ich mich auf das Rennen in Abu Dhabi, wo ich mich gestärkt zurückmelden und die Saison positiv abschließen möchte.
 
James Allison
Heute war ein sehr enttäuschender Tag, an dem wir einige Fehler gemacht haben. Gleichzeitig war eines unserer Autos unzuverlässig, was untypisch für uns ist. Dadurch wurde bei Valtteri aus einem ordentlichen Ergebnis ein Ausfall und bei Lewis kam es zu einem enttäuschenden Resultat. Die einfache Antwort ist, dass wir heute nicht so schnell wie Red Bull waren. Am Ende haben wir etwas versucht und den Preis dafür bezahlt, dass wir dabei etwas zu optimistisch waren. Wir holten Lewis kurz vor Rennende für einen frischen Reifensatz herein und verloren dadurch einige Plätze. Danach wurde er in einen Unfall verwickelt, der eine indirekte Folge dieser Entscheidung gewesen ist. Valtteri hatte im Rennverlauf ein Problem mit dem Ölverbrauch, das wir überwacht haben. Aber es wurde schlimmer und führte letztendlich zu seinem Ausfall. Alles in allem war es ein sehr enttäuschendes Wochenende für uns, das wir nun schnell hinter uns lassen möchten, um uns auf Abu Dhabi zu konzentrieren, wo wir die Saison hoffentlich stilecht abschließen können.

 

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