Formel 1 Grand Prix der Toskana

Silberpfeile mit unbeirrtem Doppelsieg bei Chaos-Rennen in Mugello

Formel 1 Grand Prix der Toskana: Silberpfeile mit unbeirrtem Doppelsieg bei Chaos-Rennen in Mugello
Erstellt am 14. September 2020

Drei stehende Starts, ein fliegender Start, zwei Rennabbrüche und unzählige Zwischenfälle - das Formel-1-Rennen in der Toskana hatte jede Menge Dramatik zu bieten. Nur die schwarzen Silberpfeile ließen sich absolut nicht aus dem Konzept bringen und fuhren einen klaren Doppelsieg heraus. Weltmeister Lewis Hamilton gewann damit zum 90. Mal ein F1-Rennen.

Neue Strecke, neue Herausforderungen

Die anspruchsvolle Strecke von Mugello - neu im F1-Kalender - stellte den F1-Tross vor neue Herausforderungen. Ultra schnell und körperlich sehr anstrengend musste man hier eine saubere Linie finden, nicht zuletzt deswegen, weil hier noch klassische Kiesbetten statt asphaltierter Auslaufzonen neben der Strecke lauern. Jeder Fehler endet sofort in einem Ausfall.

Bottas im Training vor Hamilton - bis auf das entscheidende Q3

Mercedes-Pilot Valtteri Bottas bekam diese Strecke sofort gut in den Griff und war in allen Trainingssessions schneller als Lewis Hamilton, der doch seine Zeit brauchte, um die Strecke zu lernen. Aber am Ende bewies Lewis wieder einmal seine Extra-Klasse. Im Qualifying, als es wirklich zählte, stand der Brite plötzlich wieder einmal vor seinem Teamkollegen und damit auf der Pole Position. Allerdings wurde Bottas in seinem letzten Versuch von einer gelben Flagge eingebremst.

Bottas mit Traum-Start

Beim Start - dem ersten von vielen weiteren Versuchen an diesem Tag - kam Bottas aber besser weg und konnte seinen Widersacher überholen. Die Freude darüber währte aber nicht lange, denn nach einem Unfall in der zweiten Kurve wurde das Rennen mittels Safetycar neutralisiert. Der anlässlich des Ferrari-Jubiläums – 1.000 F1-Rennen - rot lackierte Mercedes-AMG GT R kam bei diesem Rennen mehrmals gut zur Geltung, spielte aber auch für den weiteren Rennverlauf eine tragende Rolle.

Massencrash beim Restart

Beim fälligen fliegenden Neustart nämlich gingen die Lichter am Safetycar - und damit das Zeichen für den folgenden Restart - so spät aus, dass der führende Bottas nicht bereits einige Kurven vor der Zielgeraden Schwung aufnehmen konnte. Um nun nicht wegen der langen Geraden im Windschatten geschluckt zu werden, blieb dem Finnen nichts anderes übrig, als möglichst lange zu "bummeln" und erst kurz vor der entscheidenden Linie Vollgas zu geben. Weiter hinten ging man allerdings von einen wahren "fliegenden Start" aus und gab bereits Vollgas. Die Folge: Unzählige Fahrer krachten mangels Sicht in ihre extrem langsamen Vorderleute hinein, was in einem Massencrash endete. Die Folge: Rennabbruch. Nach dem Rennen erhielt nicht etwa Bottas wegen des Bummelns eine Strafe, sondern gleich 12 Piloten aus dem Hinterfeld eine Verwarnung. Schließlich darf der Führende das Tempo bis zur Linie vorgeben und alle Hinterleute haben sich darauf einzustellen.

Hamilton setzt Zeichen seiner Stärke

Beim nun folgenden stehenden Start hatte Hamilton die Gelegenheit, seine Schlappe aus dem ersten Versuch wettzumachen und der Champion nutzte sie gnadenlos. Bottas reihte sich an zweiter Stelle ein und beide zogen dem Feld wieder davon. Bottas versuchte alles, um Lewis unter Druck zu setzen, aber der Brite an der Front blieb cool. Aber die Action war an diesem Tag noch nicht zu Ende.

Rennabbruch wegen Unfall

Kurz vor Schluss passierte dem Racing-Point-Piloten Lance Stroll etwas, was man keinem Fahrer wünscht: Mitten in einer ultraschnellen Highspeed-Kurve platzte dem Kanadier ein Hinterreifen. In der Folge krachte der "rosarote Mercedes" mit hohem Tempo seitlich in die Reifenstapel. Stroll konnte sich zwar etwas benommen aus den völlig zerstörten Boliden befreien, aber die Situation machte einen weiteren Rennabbruch nötig.

Auch beim dritten stehenden Start ist Hamilton unschlagbar

Nach den Aufräumarbeiten gab es dann den dritten stehenden Start an diesem Tag, was vor allem die filigranen Kupplungen und das mentale System der Piloten vor große Herausforderungen stellte. Weltmeister Lewis Hamilton blieb wiederum mega cool und brachte seinen besten Start des Tages auf den Asphalt. Gegner Bottas zeigte - wieder einmal - Nerven und verlor am Start einen Platz an den Renault-Piloten Daniel Ricciardo, den er sich aber nach bereits einer Runde wieder zurückholte. Nur war da der Hamilton-Zug für den Finnen bereits abgefahren. Am Ende feierte das Team einen klaren Doppelsieg, was sich auch in der WM-Wertung wiederspiegelt: Lewis (190 Punkte) führt die Fahrer-Weltmeisterschaft mit 55 Zählern Vorsprung vor Valtteri (135 Punkte) an und das Mercedes-AMG Petronas F1 Team (325 Punkte) liegt in der Konstrukteurs-Wertung mit 152 Zählern Vorsprung (173 Punkte) vor Red Bull Racing in Front.

Lewis Hamilton
Das war einer der körperlich und mental anstrengendsten Tage, die ich je erlebt habe. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich erschöpft, aber es ist ein fantastisches Gefühl, so ein verrücktes Rennen gewonnen zu haben. Es war alles ein bisschen verwirrend und fühlte sich wie drei Rennen an einem Tag an. Es war unheimlich hart, diese Strecke ist phänomenal und Valtteri hart mich hart gepusht - es war alles andere als einfach. Mit all den Restarts und der nötigen Konzentration war es wirklich schwer. Der erste Start war nicht gerade klasse und ich verlor eine Position an Valtteri. Aber der zweite Start war besser und ich konnte mir den Platz zurückholen. Danach lag ich komfortabel in Führung, bis es erneut eine rote Flagge gegeben hat. Bei den Restarts hätte alles passieren können, aber zum Glück hatte ich beim letzten meinen besten Start des Tages und konnte meine Position verteidigen. Valtteri war immer direkt hinter mir und ich durfte mir keinen einzigen Fehler erlauben, ansonsten wäre er da gewesen und hätte mich auf der Geraden überholt. Vielen Dank an das gesamte Team hier an der Rennstrecke sowie in den Werken für all ihre harte Arbeit, die dieses Ergebnis ermöglicht hat. Mugello ist eine großartige Strecke, auf der ich in Zukunft gerne wieder fahren würde.
 
Valtteri Bottas
Es fühlt sich an, als ob wir heute drei Rennen gefahren wären - das war richtig hart. Der erste Teil des Rennens verlief gut, aber er war auch ziemlich kurz. Ich hatte einen Traumstart und konnte meine Position beim ersten Safety-Car-Restart verteidigen. Nachdem ich meinen Platz beim zweiten Start an Lewis verloren hatte, war es sehr schwierig, ihn zurückzubekommen. Ich habe mein Bestes gegeben und richtig hart gepusht, besonders im mittleren Stint. Dadurch konnte ich den Abstand beibehalten. Aber wenn man hinten liegt, rutscht das Auto mehr und verbraucht die Reifen mehr. Nachdem ich den Platz verloren hatte, gab es für mich nicht mehr viele Gelegenheiten. Aber so läuft das eben manchmal. Jetzt muss ich weiter angreifen und versuchen, mich zu verbessern. Und genau das werde ich machen.
 
Toto Wolff
Was für ein unglaubliches Rennen mit so vielen roten Flaggen und Restarts. Es war unheimlich viel los und entwickelte sich für alle Teams zu einem schwierigen Tag. Zunächst bin ich aber froh, dass nach den heutigen Zwischenfällen im Rennen alle sicher und okay sind. Der Unfall auf der Start-/Zielgeraden sah sehr erschreckend aus, ebenso wie der Abflug von Lance. Für uns war es ein großartiges Rennen mit einem fantastischen Doppelsieg für das Team in Mugello. Unsere beiden Fahrer haben sehr starke Leistungen gezeigt, genau was wie wir es uns erhofft hatten. Gratulation an das gesamte Team. Es ist ein gutes Gefühl, die Führung in der Fahrer- als auch der Konstrukteurs-Wertung ausgebaut zu haben. Jetzt haben wir ein Wochenende Pause, bevor es in Russland weitergeht.
 
Andrew Shovlin
Heute war der 100. Sieg für Mercedes, seit die Marke im Jahr 2010 in die Formel 1 zurückgekehrt ist - ein enormer Meilenstein für alle in Brackley, Brixworth und Stuttgart. Und was für ein Rennen! Die vielen Starts hielten die Spannung hoch. Beim ersten Start hatte Lewis ein wenig Wheelspin und verlor dadurch eine Position. Valtteri hatte hingegen beim letzten Restart Schwierigkeiten mit Marbles auf der linken Seite und verlor deswegen einen Platz an Ricciardo. Der Safety-Car-Restart war wahrscheinlich eine größere Herausforderung als der eigentliche Rennstart. Wir haben heute Vormittag viel Zeit damit verbracht, alles genau zu besprechen und wir wussten, dass die Lichter des Safety Cars sehr spät ausgehen würden. Deshalb durfte der Führende nicht zu früh anziehen, ansonsten würden ihn alle aus seinem Windschatten heraus überholen. Valtteri kontrollierte die Pace zu diesem Zeitpunkt und sein Timing war gut, aber hinter ihm sah es so aus, als ob einige Autos ein wenig zu früh beschleunigt haben. Das löste das Chaos aus, das zur roten Flagge führte. Es war eines dieser Rennen, bei denen es normalerweise schwierig ist, vorne zu bleiben, weil es schwer vorzusagen ist, was als nächstes passieren wird. Aber das Team und die Fahrer haben fantastische Arbeit geleistet. Das war ein sehr schöner Abschluss für diesen Triple-Header.

 

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