Als Ferrari-Pilot Felipe Massa am 2. November 2008 die Ziellinie des Rennkurses von Sao Paulo überquert, ist er Formel 1-Weltmeister 2008 für genau 22 Sekunden. In dieser Zeit gelingt es Lewis Hamilton, seinen McLaren-Mercedes doch noch auf den fünften Platz vorzuschieben und die Saison auf den letzten Drücker für sich zu entscheiden. Das unfassbare Finale einer enorm spannenden Saison.
Eine Rennserie, wie sie sein sollte:
Spannend bis zum Schluss
Schon die Saison 2007 bot den Fans einiges an Dramatik und Spannung. Doch die 2008er-Ausgabe vermochte dies noch zu toppen: Bis zum Ende hielten Massa und Hamilton, respektive Ferrari und McLaren Mercedes, die Entscheidung völlig offen. Und auch auf den Ausgang der einzelnen Rennen durfte fröhlich gewettet werden vorhersagbar waren sie in der Regel nicht.
Eine besondere Spezialität der Formel 1 in 2008 waren die letzten Runden: Neben dem Herzschlagfinale in Sao Paulo gab es auch in Spa ein Rennen, das buchstäblich erst in letzter Sekunde entschieden wurde. Alle, die bisher immer noch glaubten, eine F1 ohne Michael Schumacher sei fad, sollte die vergangene Saison endgültig bekehrt haben.
Die Mutter aller Schlussrunden
Um die Faszination der Formel 1-Saison 2008 rückblickend erahnen zu können, genügt eigentlich ein Blick auf das letzte Rennen. Genauer gesagt auf die letzte Runde des letzten Rennens. Der Brasilianer Felipe Massa fegt als Erster über die Ziellinie. Auf den Tribünen brandet unbeschreiblicher Jubel von tausenden seiner Landsleute auf. In der Ferrari-Box liegen sich die Mechaniker in den Armen. Denn zu diesem Zeitpunkt liegt Titelrivale Lewis Hamilton, der kurz zuvor von Sebastian Vettel überholt worden war, nur auf Platz sechs. Zu wenig, um seinen WM-Vorsprung zu verteidigen.
Dann gefrieren die Mienen der Ferraristi: In der langgezogenen Zielkurve gelingt es Hamilton, an Timo Glock vorbeizuziehen, damit Platz fünf zu erobern und mit einem Punkt Vorsprung doch noch Weltmeister zu werden.
So etwas habe ich überhaupt noch nicht erlebt
Während sich im Ferrari-Lager lähmendes Entsetzen ausbreitet, beginnt bei McLaren-Mercedes der Freudentaumel. Doch selbst abgebrühten Veteranen fällt es schwer zu begreifen, was geschehen ist. So etwas habe ich überhaupt noch nicht erlebt, wird Niki Lauda wenig später sagen. Auch der frischgebackene Weltmeister der jüngste der F1-Geschichte kann sein Glück kaum fassen. Mein Herz ist fast explodiert. Ich weiß nicht, wie ich cool geblieben bin, berichtet ein euphorischer Lewis Hamilton.
Wiedergutmachung für 2007
Dass Hamilton ein verdienter Weltmeister ist, daran zweifelt niemand. Schon gar nicht angesichts der Tatsache, dass er bereits im Jahr zuvor die WM-Krone so gut wie in Händen hielt. Doch seinerzeit verlor er sie ebenfalls im letzten Rennen mit einem Punkt an Kimi Räikkönen. Genau dieses Szenario ging Mercedes-Sportchef Norbert Haug durch den Kopf: Ich habe gedacht: nicht schon wieder ein Punkt Rückstand. Doch im Gegensatz zu 2007 lief alles für das englisch-deutsche Team inklusive eines Timo Glock, der mit Trockenreifen gepokert hatte und auf immer nasserer Fahrbahn chancenlos gegen Hamilton war. Einziges Trostpflaster für Ferrari und Felipe Massa: Das Team konnte den Konstrukteurs-Titel nach Italien holen.
Tolle Bilder aus der Formel 1-Saison in unserer Galerie...
Endstand Fahrer-WM
1. Lewis Hamilton, McLaren-Mercedes 98
2. Felipe Massa, Ferrari 97
3. Kimi Räikkönen, Ferrari 75
4. Robert Kubica, BMW-Sauber 75
5. Fernando Alonso, Renault 61
6. Nick Heidfeld, BMW-Sauber 60
7. Heikki Kovalainen, McLaren-Mercedes 53
8. Sebastian Vettel, Toro Rosso 35
9. Jarno Trulli, Toyota 31
10. Timo Glock, Toyota 25
11. Mark Webber, Red Bull 21
12. Nelson Piquet Jr., Renault 19
13. Nico Rosberg, Williams 17
14. Rubens Barrichello, Honda 11
15. Kazuki Nakajima, Williams 9
16 David Coulthard, Red Bull 8
17. Sébastien Bourdais, Toro Rosso 4
18. Jenson Button, Honda 3
Endstand Konstrukteurs-WM
1. Ferrari 172
2. McLaren-Mercedes 151
3. BMW-Sauber 135
4. Renault 80
5. Toyota 56
6. Toro Rosso 39
7. Red Bull 29
8. Williams 26
9. Honda 14
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