Letztes Jahr noch Überraschungssieger in Brasilien, dieses Jahr nur mit Mühe in die Punkte: Das Mercedes-AMG Petronas F1 Team tauchte mit einer desaströsen Leistung in Sao Paolo zu einem neuen Tiefpunkt ab. Lewis Hamilton holte mit großer Anstrengung als Achter noch Punkte. George Russell "rettete" ein technischer Ausfall vor der Schmach, um den letzten Punkt kämpfen zu müssen. Weiter vorn zeigten mit McLaren und Aston Martin, die beide ein Fahrzeug auf das Podest hinter dem wieder einmal überlegenen Red Bull von Verstappen brachten, dass der Mercedes-Motor selbst nicht das Problem ist. Vielmehr scheint es die fehlerhafte Konstruktion des Chassis zu sein, welche die Techniker immer wieder vor unlösbare Rätsel stellt. Deren geistiger Vater Mike Elliott hat ja passend dazu gerade seinen Abschied erklärt...

"Dieses Auto hat keine Siege verdient!" Rumms, diese Aussage von Teamboss Toto Wolff nach Brasilien scheint die Stimmung im Team genau zu treffen. Alle wissen, DASS dieses Auto eine launische Diva ist, aber keine scheint zu wissen, WARUM. So taumelte das Team das gesamte Wochenende zahnlos herum und brachte - auch aufgrund der durch das Sprintformal wieder einmal arg verkürzten Trainingszeit - den schwarzen Silberpfeil nicht zum Laufen. Schon im Sprint zeichnete sich ab, dass Hamilton und Russell mit stumpfen Waffen kämpften. Im Rennen dann die endgültige Demütigung. Nach einem guten Start wurden die beiden, die sich nebenbei wieder einmal auf der Strecke nicht einig waren, Platz um Platz zurückgereicht und lagen zwischenzeitlich - wohlgemerkt ohne unvorhergesehene Probleme zu haben - nur noch auf den Plätzen 9 und 10. Russell überhitzte im Zweikampf mit Hamilton seinen Motor und musste aufgeben. Man könnte auch sagen, er wurde erlöst. Hamilton fuhr als Achter über die Linie.

Das Rennen in Stichpunkten:

• Lewis Hamilton wurde beim Großen Preis von São Paulo Achter, während George Russell aufgeben musste.
• Lewis und George legten von den Plätzen fünf und acht einen starken Start hin: Lewis verbesserte sich auf Platz drei, George auf Rang sechs, bevor die rote Flagge wegen des Unfalls in der ersten Kurve geschwenkt wurde.
• Lewis ließ für den Restart einen weiteren Satz gebrauchter Reifen aufziehen und fiel auf Platz vier zurück, während George eine Position gutmachte und auf Platz fünf vorfuhr.
• Nach dem vielversprechenden Start wurde jedoch bald klar, dass der W14 weder die Pace hatte, um die vorderen Fahrer anzugreifen, noch um sich gegen die schnelleren Verfolger zu verteidigen.
• Beide Fahrer legten noch zwei weitere Stopps ein und konzentrierten sich vor allem auf das Reifenmanagement. Sie wählten den Medium-Reifen für den mittleren Stint, bevor sie für den letzten Teil des Rennens auf den Soft-Reifen wechselten.
• Leider kam George nicht ins Ziel. Er hatte mit steigenden Temperaturen der Power Unit zu kämpfen, die ihn schließlich zwangen, aufzugeben.
• Lewis fuhr ein einsames Rennen auf Platz acht und kam mit einigen Punkten für das Team nach Hause.

Lewis Hamilton
Ich habe das Gefühl, dass ich heute, in Bezug darauf wie ich mit meinen Reifen umgegangen bin, ein besseres Rennen als gestern gefahren bin. Es ist schwierig zu sagen, warum wir dieses Wochenende so viele Probleme hatten. Es gibt Momente mit diesem Auto, in denen es funktioniert und andere, in denen es das nicht tut. Über die ganze Runde betrachtet ist es sehr inkonstant, das müssen wir in den Griff bekommen. Heute waren wir auf den Geraden langsam, und rutschten trotzdem in den Kurven, das war schwierig. Wir werden uns genau ansehen, was wir besser hätten machen können. Es war ein Tag zum Vergessen, aber hoffentlich haben wir viel daraus gelernt. Ich bin aber sehr stolz auf alle im Team. Sie arbeiten immer noch so hart sie können, und verlieren dabei nicht die Motivation. Das müssen wir auch weiterhin tun, und wir werden weiter versuchen, uns zu verbessern.
 
George Russell
Wir haben an diesem Wochenende offensichtlich etwas sehr falsch gemacht. Wir sind nicht sicher, was es war, aber wir hatten einfach keine Pace. Ein Auto, das das zu Podien fähig ist, wird nicht einfach zu einem, das eine Sekunde hinter der Spitze liegt, das war sehr seltsam. Wir dachten, dass das gestern eine einmalige Sache war, was es aber eindeutig nicht war. Wir rutschten auf den Reifen herum, und ich denke, dass wir die maximale Performance aus dem Auto herausgeholt haben. Am Ende hatten wir mit hohen Öltemperaturen in der Power Unit zu kämpfen, was uns zur Aufgabe zwang. Das war die Krönung eines schwierigen Tages. Wir müssen jetzt zurück in die Fabrik, uns neu sammeln und analysieren, was wir getan haben, um für die letzten beiden Rennen der Saison wieder auf die Beine zu kommen.
 
{Object}Toto Wolff, Teamchef und Geschäftsführer
Das war heute eindeutig eine sehr schwache Performance. Dieses Auto stand letzte Woche in Mexiko auf dem Podium, also was auch immer wir hier verändert haben, hat nicht funktioniert. Sprint-Wochenenden zählen gewöhnlich nicht zu unseren Stärken, aber das erklärt nicht, wie schwierig dieses Wochenende war. Lewis hat da draußen überlebt und Rang acht belegt, während George ausgeschieden ist. Es tut mir leid für sie, dass sie mit einem so schwierigen Auto fahren mussten. Das Auto ist die ganze Zeit auf des Messers Schneide und wir müssen sicherstellen, dass wir dieses Problem in der Entwicklung des nächstjährigen Autos in den Griff bekommen. Jetzt müssen wir für die letzten beiden Rennen der Saison hart arbeiten und zurückkommen. Das ist das Wichtigste, bevor wir in Las Vegas und Abu Dhabi noch einmal auf zwei sehr unterschiedlichen Strecken antreten.
 
{Object}Andrew Shovlin, Trackside Engineering Director
Wir konnten zwischen dem Sprint und dem Grand Prix nur sehr wenig am Auto verändern. Im Grunde waren es nur die Einstellung des Frontflügels und einige elektronische Einstellungen, die der Fahrer vom Cockpit aus vornehmen kann. Wir wussten daher, dass eine große Verbesserung schwierig sein würde, aber wir wollten es auf jeden Fall versuchen.
 
Die Starts waren im Allgemeinen gut. Leider wurde Lewis nach dem zweiten Start in Kurve vier von Alonso überholt, aber es war klar, dass wir heute nicht die Pace hatten, um gegen sie anzukommen. Wir versuchten dann einfach, durchzuhalten. Die Fahrer mussten mit den Reifen und der fehlenden Höchstgeschwindigkeit zurechtkommen. Gegen Ende des Rennens mussten wir George aus dem Rennen nehmen, weil ein Problem mit dem Kühlsystem dazu führte, dass die Temperaturen langsam außer Kontrolle gerieten.
 
Es ist klar, dass wir beim Setup etwas komplett falsch gemacht haben. In den letzten Rennen hatten wir die Pace, um Podiumsplätze zu kämpfen, und heute waren wir kaum in der Lage, um Punkte zu kämpfen. Natürlich sind wir enttäuscht, und wir werden hart daran arbeiten zu verstehen und zu beheben, was wir an diesem Wochenende falsch gemacht haben.