In nicht einmal zwei Wochen startet die Rallye Aicha des Gazelles in Marokko. Bei dieser Navigations-Rallye, an der ausnahmslos Frauen teilnehmen, ist Mercedes-Benz Vans mit vier Werks-Transportern dabei. Ein Team haben wir von Mercedes-Fans.de gestellt. Dabei rekrutierten wir die beiden Starterinnen aus unserer Leserschaft. Siehe unseren Bericht:
Dr. Eva Holzhäuser und Nicole Marquart dürfen an der Rallye „Aicha des Gazelles“ teiknehmen. Dabei wäre es um ein Haar beinahe schiefgegangen.
Ideales Test-Gelände in Horstwalde!
Zur Vorbereitung auf dieses große Abenteuer führte man nun mit allen Daimler-Teilnehmerinnen und den Original-Rennfahrzeugen ein aufwendiges, zweitägiges Training auf der Verkehrs-Versuchsanlage im brandenburgischen Horstwalde durch. Das riesige Areal, das vor dem zweiten Weltkrieg angelegt wurde, bietet hierfür mit seinen ausgedehnten Offroad-Pisten, dünenartigen Sandsteigungen und Marter-Strecken aller Art eine ideale Location. Das Wetter allerdings wollte sich nicht den zu erwartenden Gegebenheiten in der marokkanischen Wüste anpassen, sondern zeigte sich mit Schneefall und Tempetaruren um den Gefrierpunkt europäisch winterlich.
Zunächst ging es für die größtenteils neu formierten Teams darum, die Fahrzeuge kennen zu lernen und ihr Verhalten im groben Gelände zu erforschen. Das "Senior"-Team mit Viola Hermann und Vanessa Wagner, die bereits im letzten Jahr die Rallye erfolgreich absolvierten, konnte hierbei wertvolle Tipps geben. Im Anschluss wurden praktisch alle Gemeinheiten, die das Gelände zu bieten hatte, unter die Räder der 4x4-Sprinter und -Vitos genommen. Hauptaugenmerk lag auf der Bewältigung von Tiefsand-Strecken, wie sie in der marokkanischen Wüste hauptsächlich anzutreffen sind.
Sand, Sand, Sand!!!
Mehrere dünenartige Sandsteigungen brachten dann irgendwann auch die letzten Teilnehmer an ihre Grenzen und die Transporter zum stehen. Nun konnten die Mädels ausgiebig das Freischaufeln von steckengebliebenen Fahrzeugen üben. Neben den traditionellen Sandschaufeln und Sandblechen kam auch ein moderner Airbag namens Airjack zum Einsatz, mit dem jedes Fahrzeug bestückt ist. Dieser wird unter die Karosserie gelegt und mittels Auspuffgasen aufgeblasen. Dadurch hebt sich das Fahrzeug an und die Sandleitern können bequem unter die Räder gelegt werden. Tolle Sache, die aber geübt sein will, damit es unter Extrembedingungen im Wettkampf mühelos gelingt. Auch das Bergen mittels eines anderen Fahrzeuges übte man mehrfach.
Aber lassen wir doch unsere MIB-Girls Eva und Nicky ihre eigenen Eindrücke schildern:
"Bereits am Mittwochmorgen machte sich ein Teil der Mercedes-Benz Gazellen zusammen mit dem Mercedes-Benz Vans Mechaniker Team auf den Weg von der Schwabenmetropole in Richtung Berlin. Auf der Fahrt konnten wir uns so schon etwas mit unseren Rallye-Sternen vertraut machen. Vom komfortablen Reisen, wie man das sonst von Mercedes-Benz gewöhnt ist, müssen wir uns erst einmal verabschieden. Stattdessen Schalensitze und -gurte, Überrollkäfig, Offroadfahrwerk und -bereifung. Die Fahrgeräusche sind dadurch um ein vielfaches lauter, aber daran hat man sich schnell gewöhnt und das Rallyefahrergefühl stellte sich schnell ein. An unserem 4x4 Vito, der letztes Jahr auf den zweiten Platz in der Crossover-Klasse gefahren wurde, müssen nur noch ein paar wenige Umbauten vorgenommen werden. Für das Fahrtraining war der Vito aber schon startklar.
Am Abend trafen dann die restlichen Gazellen in Berlin ein und bevor wir in den kommenden Tagen fahren, Autos ausbuddeln und bergen üben mussten, haben wir uns eine kleine Sightseeingtour zum Brandenburger Tor und eine echte Berliner Currywurst gegönnt.
Tag 1: Früh morgens ging es dann bereits los. Auf dem über 1500 Hektar großen Versuchsgelände findet sich alles, was das Offroadherz begehrt. Auf der über 1000m langen Lockersandstrecke durften wir uns erst einmal „warm“ fahren. Aufgrund der nasskalten Witterung war der Boden allerdings zu Beginn noch etwas fest. Nachdem wir dann mit 4 Sprintern und 2 Vitos die Strecke ordentlich ab- und eingefahren hatten, löste sich der Untergrund nach und nach. Die Traktionen unseres Vitos zeigten hierbei schon deutlich Vorteile gegenüber denen der Sprinter – hoffentlich auch in der Wüste.
Wertvolle Lern-Effekte!
Weiter ging es dann zu den Sandbahnen. Um zu demonstrieren wie entscheidend der richtige Reifenluftdruck beim Befahren von losem Untergrund ist, haben wir die verschiedenen Sandbahnen mit höherem aber auch geringerem Luftdruck befahren. Um unterwegs in der Wüste den Luftdruck regulieren zu können, sind unsere Sterne mit entsprechendem Equipment ausgestattet, sodass wir überall und zu jeder Zeit diesen anpassen können. Denn 5 Minuten Luftdruck anpassen kann uns mehrere Stunden buddeln und graben ersparen. Auch wenn es bei der Rallye Aicha des Gazelles nicht darum geht, als erstes ins Ziel zu kommen, sondern mit den am wenigsten gefahrenen Kilometern - stundenlanges Graben bei Saharatemperaturen sollten wir möglichst vermeiden. Die Ausdauer und Konzentration benötigen wir definitiv beim Navigieren und Finden der einzelnen Checkpoints.
Sandkastenspiele für Fortgeschrittene!
Da wir allerdings jegliche Situationen üben und für alle Eventualitäten vorbereitet sein müssen, haben wir jeweils einen Sprinter und unseren MIB Vito in einer der Sandbahnen festgefahren, um dann mit dem Ballonwagenheber „Air Jack“ und den Sandblechen Maxtrax die Autos wieder aus der Versenkung zu holen. Der Air Jack wird unter den Schweller, ähnlich wie der Wagenheber, positioniert. Der Anschlussschlauch des Luftsacks wird mit einem trichterförmigen Adapter an das Auspuffrohr gesetzt und die ausströmenden Abgase füllen den Ballon. Ein Vorteil dieser Lösung gegenüber herkömmlichen Wagenhebern ist, dass der Einsatz auch auf weichem und sandigem Untergrund stattfinden kann, während hydraulische und mechanische Wagenheber dagegen eine feste Standfläche benötigen. Zudem entfällt bei dem „Air Jack“ die Kurbelei, die bei Bordwagenhebern zu einer schweißtreibenden Angelegenheit werden kann – erst recht in der Wüste.
Nachdem das Aufblasen des Ballons reibungslos geklappt hat, müssen die Sandbleche entsprechend unter die Räder platziert werden und im besten Fall ist es dem Fahrer nun möglich das Auto rückwärts wieder aus der Versenkung zu bewegen. Und wenn es einmal nicht gleich klappt, heißt es doch bekanntlich: nicht zur Strafe, nur zur Übung. :)
Das Bergen mit einem Abschleppseil war ebenfalls Teil des Fahrtrainings und ist die deutlich angenehmere Lösung – insofern ein anderes Team in der Nähe ist. Denn wenn auch die Rallye, wie jede andere Rallye, eine Sportveranstaltung mit Wettbewerbscharakter ist, so muss stets der Hauptgedanke der Rallye-Initiatorin Dominique Serra erhalten bleiben: "Faire quelque chose pour les autres" (zu Deutsch: "Tun Sie etwas für andere"). Heißt, wenn ein anderes Team Hilfe benötigt, dann hilft man, egal wann, wie und wo!
Üben für den Ernstfall!
Tag 2: Auch am zweiten Tag hieß es fahren, fahren und nochmals fahren. Das Wetter spielte glücklicherweise bisher auch immer gut mit und so waren die Übungen an der frischen Luft meist angenehm. Zumal die Navigatorinnen sich oft außerhalb des Autos befinden, nicht nur bei der Standortbestimmung, sondern um die Fahrerin durch unübersichtliches Terrain zu navigieren. Insbesondere bei dem Fahrtraining auf den Verwindungsbahnen war Teamarbeit und gute Kommunikation gefordert. Einmal ein paar cm zu weit rechts oder links und das Auto sitzt fest. Bei den bepflasterten Verwindungsbahnen im Übungsgelände hieß das evtl. ein Aufsetzen mit dem Unterfahrschutz, in der Wüste könnte das im schlimmsten Fall das Festfahren des Autos bedeuten. Bereits während des Navigationstrainings wurden wir über die verschiedenen Vegetationen aufgeklärt und auch gewarnt. Kamelgras bspw. sollten wir nicht unterschätzen. Das sind grüne Gräser, die auf kleinen Sandhügeln wachsen. Allerdings sind die Wurzeln steinhart und sollten definitiv nicht über- sondern umfahren werden, um ein Aufsetzen zu vermeiden.
Die Wüste besteht bekanntlich aus Dünen und so wird es sich nicht vermeiden lassen, gewisse Steigungen zu befahren. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, welchen Neigungswinkel und welche Steigungen machbar sind, gab es noch 2 letzte Übungen, die den meisten Fahrerinnen ein doch etwas mulmiges Gefühl bereitet haben. Die Schrägfahrbahn erlaubt einen Winkel bis zu maximal 42 Grad. Unsere Sterne schafften hierbei locker 25 Grad. Das war aber auch als Übung ausreichend – vor allem für die Fahrerinnen.
Mutprobe!
Zum Abschluss wagten wir uns dann noch an die steilste Sandbahn mit nahezu 60 Grad – abwärts!
Auch hier war vor allem die Kommunikation zwischen Fahrerin und Navigatrice gefragt.
Insbesondere bei dieser Übung stand uns das Mechaniker Team unterstützend zur Seite und kommunizierte per Funk die Ausrichtung der Reifen um während der Abfahrt nicht Gefahr zu laufen, dass sich die Reifen quer positionierten und das Fahrzeug entsprechend quer nachrutscht. In der Wüste könnte das im schlimmsten Fall dazuführen, dass das Auto umkippt.
So müssen sich also die Skispringer fühlen. :) Erst nach einem gewissen Neigungswinkel sieht man, wohin die Strecke weiterführt. Definitiv ein Highlight mit Adrenalinkick während des gesamten Fahrtrainings!
Abschließend können wir sagen, dass das Fahrtraining sehr viel Spaß gemacht hat. Durch die nicht alltäglichen Fahrübungen konnten und mussten wir uns und die Autos an die jeweiligen Grenzen heranführen. Das Wichtigste war jedoch, dass wir uns als Fahrerin und Navigatrice bereits aufeinander einstimmen konnten (beide müssen Fahren und Navigieren können und haben jeweils an allen Übungen teilgenommen). Denn eine solche Rallye setzt neben blindem Vertrauen auch konsequente Teamarbeit und klare Kommunikation voraus."
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