Silk Way Rallye 2012, 7.-13. Juli, Moskau - Gelendzhik

4000 km lange Rallye quer durch Russland

Silk Way Rallye 2012, 7.-13. Juli, Moskau - Gelendzhik: 4000 km lange Rallye quer durch Russland
Erstellt am 20. Juli 2012

Mercedes-Fans.de Autor Jörg Sand war unterwegs auf der zweitlängsten Rallye der Welt und berichtet von den Erlebnissen auf der 4000 km langen Silk Way Rallye. Nach 2010 und 2011 wo Jörgs Team jeweils auf Platz 11 liegend durch Unfälle ausschieden hatten die Jungs noch eine offene Rechnung mit Russland. Es musste doch möglich sein trotz einer Ausfallquote von 60% diese Rallye zu ende zu fahren!

Die mit gut 4.000 km zweitlängste Off Road Rallye der Welt (nach der Dakar) startete auf dem Roten Platz in Moskau. 105 Autos darunter etliche, von der Dakar bekannte Fahrer und Fahrzeuge gingen an den Start. Von dem 86. Startplatz gehen wir ins Rennen und bereits nach wenigen Kilometer auf der 300 km langen Etappe nach Volgograd überholen wir die ersten Fahrzeuge. Wir versuchen unseren Rhythmus zu finden, eine Ballance aus dem, was wir und was unser Fahrzeug an Geschwindigkeit auf die Dauer von 4.000 km vertragen können. Am Ende des ersten Tages sind wir 37. - damit könnten wir zufrieden sein.

Ingo Kaldarasch ist uns im baugleichen Lennson Mercedes aber mit nur vier Minuten Rückstand auf den Fersen. Wir entscheiden uns, das neue härtere Fahrwerk gegen das bewährte FOX Fahrwerk zu tauschen, damit wir damit hoffentlich schneller fahren können. Während sich die Stars der Szene, Jean-Louis Schlesser, Boris Gadasin und Christian Lavieille vorne um die Podiumplätze balgen, hat Stefanie Manns im dritten Lennson Mercedes Probleme mit Ihrem Lüfter, der nicht richtig läuft. Sie kommt im Mittelfeld ins Ziel.

Am zweiten Tag läuft es gut für uns, der Wagen geht in den kilometerlangen Tiefsandpassagen des 400 km Rundkurs Volgograd - Kaspisches Meer - Volgograd problemlos, wir kämpfen uns zwischen den ersten LKWs durch den Staub vor auf den 32. Platz. Ingo Kaldarasch wird vom seinem T4 (fast Service) LKW eingeschleppt, der Lüfter seines Wagen funktionierte nicht - ein Killer auf der Tiefsandetappe. Steffi Manns und Benjamin Zirbus können den Rückstand vom Vortag aufholen. Für Altmeister Jean Louis Schlesser ist bereits Game Over, an seinem Buggy hatte sich der Unterboden gelöst und den Boliden katapultmäßig hochgeschossen. Matthias Kahle hat sich im SAM Mercedes auf den vierten Rang vorgekämpft. Im Biwak müssen wir lange auf unseren T4 LKW warten auch der Unimog hat im Tiefsand Probleme mit dem Lüfter.

Die Top 20 vor Augen stehen wir am Start der 3. 500 km langen Etappe nach Elista, die hat es in sich mit vielen Dünenfeldern, langen Off Road Passagen und schwieriger Navigation. Dazu kommen einige schnelle Wettbewerber, die uns im Nacken sitzen. Schließlich befanden wir uns auf den letzten 100 km in einem Pulk von vier Fahrzeugen (VW Amarock, Mitsubishi L200, Toyota Land Cruiser und wir im Lennson Mercedes). Das war ein Sprintrennen in der Rallye, unter ständigem Ignorieren der Roadbook-Warnungen zog das Tempo von 100-110 km/h auf 130-140 km/h an. Vier Fahrzeuge auf 100 km mit ständigen Positionswechseln auf eine der härtesten Strecken, die man sich vorstellen kann, das war das beknackteste und geilste, was ich in 15 Jahren Rallyesport erlebt habe. Am Abend standen natürlich alle vier Autos etwas länger im Service.

Nach endlosen sieben Stunden sehen wir die Zielfahne als 23. In den Dünen konnten wir viel Zeit gutmachen. Ingo Kaldarasch, der wegen der Zeitstrafe vom Vortag als 90. startete, musste aufgeben - der Lüfter lief nicht und der Motor wurde heiß. Steffi Manns fand zu ihrem Rhythmus und beendetet die Etappe als 42. Der Mitsubishi L200 des WRC Stars Toni Gardemeister gab auf dieser Etappe auf (Getriebe) und der 750.000 € Mitsubishi Racing Lancer von Gert Huzink brannte gar bis auf den Rahmen vollständig ab.

In der Nacht brach ein Unwetter über das Fahrerlager herein, die vierte 500 km lange Rundkursetappe Elista wurde wegen Überflutung der Strecke um 100 km auf 400 km gekürzt. Nach 200 km schnellen Pisten, Dünen und Sandfeldern fuhren wir auf eine schwarze Wand zu. Das Unwettergebiet kam drohend immer näher mit Blitzen und Wassermassen. Eine Stunde fuhren wir durch sinnflutartigen Regen, um riesige Wasserlachen und durch tiefe Wassergräben. Immer in der Angst, ob der Grip der Rallye Reifen den Schlammmassen gewachsen sein würde. Schließlich war es vorbei und wir fuhren die letzten 100 km bei strahlendem Sonnenschein als 18. ins Ziel.

Der Start zur letzten 490 km langen Etappe nach Maykop zerrte an den Nerven. Insgesamt waren wir nun 13. Jetzt galt es den Platz nach Hause zu fahren. Bereits nach 40 km lagen drei völlig zerstörte Fahrzeuge an einer Schlammdurchfahrt, jetzt war klar, wenn wir auf dem Platz nach Hause fahren winkt die Top 10. Wir fuhren in unserem routinierten Rhythmus nicht langsamer, die letzte Etappe verlangte den Rallyeteams noch mal alles ab. Etliche Schlammfelder, Flußdurchfahrten, schnelle Pisten, Bergpassagen, Waldwege und Feldwege. Am Streckenrand standen etliche gestrandete Fahrzeuge auch die Favoriten wie der führende MAN von Ales Loprais in einem Fluß und der führende Kamaz in einem Moor. Ein SMG Buggy links und der Gesamtführende Christian Laville rechts. Matthias Kahle schleppt sich mit nur einer heilen Antriebswelle ins Ziel.

Wir beenden die Etappe überglücklich als 11. und rücken auf den unglaublichen achten Platz nach vorn. Erstmals im Ziel der Silk Way Rallye erstmals hat unser Auto nicht einen Kratzer und dann noch 8. - der Siegerschampus schmeckt wirklich besser als alles andere.



Text: Jörg Sand

Fotos: Americanos Team, Eric Vargiolu/ DPPI

Nicht vergessen wollen wir natürlich unseren Unimog der 13. bei den LKW wurde und die LKW Klasse bis 10 Liter Hubraum gewonnen hat. Alexander Schmidt und Co Gero Feld haben auch eine Super Rallye gefahren!



Ergebnis:

7. SAM Mercedes ML350 cdi Matthisa Kahle / Thomas Schünemann (1. Diesel)

8. Lennson Mercedes G43 Oliver Koepp / Jörg Sand (5. Klasse T1.1)

29. Lennson Mercedes G43 Steffanie Manns / Benjamin Zirbus (Beste Frau)



LKW

13. Unimog 1550L Alexander Schmidt / Gero Feld

27 Bilder Fotostrecke | Silk Way Rallye 2012, 7.-13. Juli, Moskau - Gelendzhik: 4000 km lange Rallye quer durch Russland #01 #02

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