Zu den stramm aufwärts strebenden chinesischen Automarken gehört die erste 1984 gegründete Firma Great Wall Motor (GWM). Aber nicht nur im Reich der Mitte will Great Wall ein Großer sein, die Chinesen haben auch Europa im Fadenkreuz - aber nicht mit Autos im Nuckelpinnenniveau. Okay, lustig anzuschauende Kleinstwagen kann GWM auch. Aber für Europa flattert den Chinesen die Premiumfahne voran. Nachdem GWM auf der IAA Mobility 2021 im September mit dem Debüt seiner Premium-SUV-Marke WEY und Daimlers City-Flitzermarke smart konzeptionell nicht unähnliche Elektro-Lifestyle-Marke ORA seinen viel beachteten Einstand in Europa gegeben hat, eröffnet der GWM nun in München sein Europabüro - und das soll mehr nur ein Schaufenster des Fernen Ostens sein.
Great Wall hat bereits in vielen internationalen Märkten erfolgreich Fuß fassen können. Nun ist Europa im Visier: „Wir haben auch für diesen Markt ehrgeizige Ziele", sagt Qiao Xianghua, CEO von Great Wall Motor Europe. Der Schritt sei notwendig, um ein global wettbewerbsfähiges Automobilunternehmen zu werden. Mit der Gründung des Münchner Europabüros verbindet sich der Plan, die Zusammenarbeit zwischen der Konzernzentrale und regionalen Entscheidungsträgern sowie namhaften Zulieferern auszubauen. Dazu bringt man auch viel Geld mit. SVOLT, ein Spin-off von Great Wall Motor und jetzt ein unabhängiges Hightech-Unternehmen, plant an zwei Standorten im Saarland insgesamt zwei Milliarden Euro zu investieren. Made in Germany sollen die Produkte einer Zellfabrik mit 24 GWh Produktionskapazität in der Endausbaustufe sowie einer Modul- und Hochvoltspeicherfabrik sein. Darüber hinaus wird GWM auch fleißig am Ausbau seines Vertriebs in Europa arbeiten. Den europäischen Kunden will man mit Service und Nutzer orientierten Produkten ködern. "Wir haben uns zu 100 Prozent der Nutzerzentrierung verschrieben", sagt Qiao. "Wir legen Wert auf die Erfahrungen der Konsumenten und werden uns an deren Wünschen orientieren."
Zentrale Berührungspunkte mit dem Kunden sollen Brand Experience Center sein, die 2022 in München und Berlin eröffnet werden. Ferner plant GWM ein so genanntes Lifestyle-Ökosystem für europäische Nutzer auf, das nicht nur Qualitätsprodukte, sondern auch Ladeservice, Wartungs- und Reparaturservice, intelligenten Cockpit Service und vieles mehr bieten können soll, aufzubauen. Klingt alles sehr nach Premium? Damit die ehrgeizige Pläne gelingen, will sich Great Wall Motor nicht nur Premium-Ideen zueigen machen, sondern auch die Mitarbeiter deutscher Automobilunternehmen. Es gehört nämlich zur Expansionsstrategie von GWM, junge Talente als Mitarbeiterfür die Europazentrale nichtt nur an-, sondern auch abzuwerben. Und das liest sich in der Pressemitteilung des chinesischen Autobauers so: „Im Zuge der europäischen Expansion baut das Unternehmen die Anzahl seiner MitarbeiterInnen in der Zentrale in München kontinuierlich aus. Das Team setzt sich hauptsächlich aus internationalen Experten und Top-Talenten deutscher Premiumautomobilhersteller zusammen und soll im nächsten Jahr auf rund 300 Personen anwachsen.“
Mercedes-Benz hat mit Great Wall übrigens nicht nur beim Thema „Premium-Lifestyle" und „Mitarbeiterabwanderung“ Berührungspunkte. Im Herbst dieses Jahres war es schließlich Great Wall Motor, das dem Daimler das brasilianische Mercedes-Benz Werk in Iracemapolis abkaufte.
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