Quo vadis Daimler Trucks?Das Marktumfeld für Lastwagen ist global betrachtet im Jahr 2014 schwieriger geworden. Gleichwohl konnte Daimler Trucks seine gesteckten Ziele erreichen. Technologische Führerschaft, globale Präsenz und konsequente Umsetzung von Plattformen gelten im Truck-Department von Daimler als Basis für weiteres profitables Wachstum. Die Vernetzung des Lkws kommt hierbei auch eine wichtige Rolle zu. Im Interview äußert sich Dr. Wolfgang Bernhard, Vorstandsmitglied der Daimler AG für Trucks und Busse, über die neue Ära digitaler Dienste in der Transportlogistik – und deren Chancen wie Herausforderungen.
Bereits heute bietet Daimler Trucks seinen Kunden weltweit eine Vielzahl von Services an – von klassischen Miet- und Werkstattdiensten wie CharterWay und TruckWorks bis hin zu Telematiksystemen wie FleetBoard oder Detroit Connect. Herr Dr. Bernhard, wo steht Daimler Trucks aktuell beim Thema Vernetzung?
Dr. Bernhard: „Digitale Dienste sind für uns schon heute ein wichtiges Geschäft. Allerdings stehen wir - wie auch die gesamte Branche - erst am Anfang einer großen Entwicklung. Das Gesamtbild ist noch nicht vollständig, aber wir sehen unsere Fahrzeuge als Teil eines logistischen Gesamtnetzwerks. Was sich mit all den Daten, die ein Truck generiert, ganz konkret anfangen lässt, wird sich erst noch zeigen. Das wollen wir auch im Dialog mit unseren Kunden erarbeiten. Sicher ist aber: Der Datenhunger kennt keine Grenzen. Durch Vernetzung und die dabei entstehenden Daten, lässt sich ein enormer Mehrwert schaffen - für alle Beteiligten, und auch für die Gesellschaft insgesamt.“
Wie läuft das Geschäft mit Ihren Telematiksystemen?
„Mit diesen Systemen - FleetBoard in Europa, Südafrika, Brasilien sowie Detroit Connect in den USA und Kanada - haben wir eine sehr gute Ausgangsbasis für die kommenden Entwicklungen. Fleetboard hat bereits über 5000 Kunden. Es ist in fast jedem zweiten neuen Lkw im Einsatz. Mit diesen Produkten haben wir schon heute beim Thema Vernetzung das Vertrauen der Kunden gewonnen.“
Welche Rolle spielt der Mercedes-Benz Future Truck 2025, den Daimler vergangenes Jahr vorgestellt hat?
„Mit diesem Truck haben wir wichtige technische Hürden bei der Vernetzung genommen. Wir haben gezeigt, dass sich alle Systeme innerhalb des Fahrzeugs vernetzen lassen - dass der Lkw aber auch mit seinem Umfeld vernetzt wird, zum Beispiel mit dem Disponenten, den Kunden oder auch mit Verkehrsleitzentralen. Der Future Truck 2025 beweist, dass wir weit über die reine Hardware hinausdenken und unsere Produkte als Teil eines Gesamtsystems verstehen. Es ist unser Anspruch, beim Thema Vernetzung führend zu bleiben. Wir wollen vernetzte Systeme – und den damit verbundenen Nutzen – unseren Kunden zuerst anbieten.“
Was heißt das konkret – mit welchen Neuigkeiten von Daimler Trucks können wir dazu in nächster Zeit rechnen?
„Ganz konkret haben wir uns eine Produkt- und Service-Offensive vorgenommen, die unser derzeitiges Angebot deutlich erweitern soll. Einige Anwendungen, die wir heute schon in den Vereinigten Staaten anbieten, werden wir auch in Europa auf den Markt bringen – und umgekehrt. Wir werden aber auch völlig neue Dienste entwickeln. Dafür haben wir ein sehr präzises Drehbuch. Neuentwicklungen werden wir sukzessive bekanntgeben.“
Wird Daimler solche Systeme allein entwickeln – oder mit Hilfe von Partnern?
„Ganz klar: Das werden wir zusammen mit Partnern tun. Letztlich müssen ja alle Applikationen und Systeme in einem gemeinsamen Netzwerk zusammenspielen. Deshalb bin ich überzeugt: Nur wer ein solches Netzwerk von Beginn an mit allen Partnern aufbaut, kann dieses Spiel gewinnen.“
Lohnen sich diese Investitionen? Was erhofft sich Daimler Trucks davon?
„Zu diesen Investitionen gibt es überhaupt keine Alternative. Die Vernetzung des Lkw ist eine Voraussetzung, ein absolutes Muss, um im Logistikgeschäft auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Klar ist allerdings auch, dass der Wettbewerb um das beste System sehr hart sein wird. Denn jeder Anbieter wird um ein Stück vom Kuchen kämpfen. Und: Der Kunde zahlt nur für einen Service, der ihm einen wirtschaftlichen Vorteil bietet. Uns ist klar: Da gibt es keinen Unterschied zum regulären Fahrzeugverkauf.“
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