Es geht nach Peru. Der Grenzübertritt ist völlig problemlos, da wir alle Zollformalitäten bereits am Abend vorher im Bivak erledigen konnten. Für alle Dakarteilnehmer ist eine Extraspur auf Schotter eingerichtet und somit dauert das Ganze eine Minute, wenn es hoch kommt. Immerhin werden die Presseleute gesondert behandelt, wir brauchen tatsächlich ein Arbeitsvisum für Peru. Es ist also offiziell
.Frau Lohr ist zum Arbeiten hier, nur falls jemand nach Ansicht des gestrigen Videoblogs dachte wir wären hier auf einer Urlaubstour
Die Peruaner sind happy, dass ihr Land durch die Dakar in den Focus gerät. Das merkt man an jeder Ecke. Freundliche Menschen, freie Fahrt an den Mautstationen, eine echte Showbühne im Bivak und fröhliche Gesichter bei allen Gelegenheiten.
Willkommen in Peru
Apropos Bivak, mit dem heutigen Tag gibt es eine Wiedergeburt der sogenannten Marathonetappe. Allerdings nur für die Motorräder und Quads. Das heisst, das sie in einem anderen Bivak übernachten als ihre Servicefahrzeuge. Man macht für einen Abend und eine Nacht alles alleine. Die meisten haben einen kleinen Schlafsack dabei und schlafen direkt neben ihrem Motorrad. Das ist alles zwar echt anstrengend, da man selbst tanken muss etc. aber entspricht der ursprünglichen Ausführung der Rallye Dakar. Nicht umsonst wurde sie zur härtesten Rallye der Welt. Vor gar nicht so langer Zeit wurden allerdings genau diese Marathonetappen auf Wunsch von VW abgeschafft, als deren hochempfindliche Renngeräte nicht ohne einen entsprechenden Service am Abend den nächsten Tag überstanden. Doch diese Zeiten sind offensichtilich bald wieder vorbei. Insofern ist es eigentlich schade, dass diese Besonderheit in 2012 nur für die Motos gilt. Die Autos und Trucks geniessen ihren normalen Service in einem separaten Bivak (welches allerdings nur auf der anderen Seite einer grossen Düne liegt).
Entscheidung am grünen Tisch?
Die Diskussionen um Robby Gordons Disqualifikation und seinen Einspruch bestimmten natürlich immer noch die Gespräche im Fahrerlager. Er hat sich inzwischen geäussert und sagt, dass sein Fahrzeug von einem technischen Kommissar als legal beurteilt wurde und sein System seit fünf Jahren genau so von ihm bei der Dakar genutzt wird. Was genau er da so treibt, ist allerdings immer noch nicht genau herauszufinden. Er arbeitet wohl mit seinem Tyre Inflation System, ein System, welches den Buggies erlaubt die Reifen vom Cockpit aus aufzupumpen (und die Luft auch wieder abzulassen) was ein Wettbewerbsvorteil ist, wenn sich Dünen (wenig Luftdruck) und Steine (viel Luft) abwechseln. Dieses Arbeitshilfe ist bei Allradlern verboten (weiss auch nicht warum, das habe ich schon immer für völlig dämlich gehalten). Robby nun soll aber mit seinem System nicht nur das Aufpumpen der Reifen im Sinn haben, sondern führt wohl auch frische Luft vor den Air Restrictor. Was klar leistungssteigernd wäre, aber verboten? Keiner mag sich zu weit aus dem Fenster lehnen, aber die Tatsache, dass das System abgenommen wurde, spricht in dem Prozess, der nun folgt, eher für Gordon. Auf der anderen Seite haben die obersten Sportbehörden auch schon oft gegen ihre eigenen Kommissare geurteilt.
Wie auch immer, am besten wäre eh, wenn die Dakar auf der Strecke entschieden würde und da hat Stephane Peterhansel heute den nächsten Schritt getan. Roma kann auf die Gesamtdistanz seinen Speed nicht ganz mitgehen; de Villier und ZItzewitz liegen zwar mit dem neuen Toyota auf einem sensationellen dritten Gesamtrang, sind aber noch keine echten Seigkandidaten (obwohl Überraschungen gibt es ja immer wieder) und Gordon wird mal wieder von technischen Problemen geplagt und verliert heute deutlich den Anschluss. Entschieden ist die Dakar aber eben erst mit der letzten Etappe und bis dahin sind noch 550 Kilometer racing.
Schon zu oft hat ein einziger Fehler, ein einziges kleines Problem am Auto. einen sicher aussehenden Sieger in einen Verlierer verwandelt. Insofern kann man zum jetzigen Zeitpunkt immer nur von Vorentscheidungen reden. Nichtsdestotrotz wird es Peterhansel sicher gelingen, seinen Erfahrungsschatz auf den für alle neuen Strecken in Peru auszunutzen. Sollte also die Technik mitspielen, fährt er hier seinem 11. Dakarsieg entgegen. Ab heute gibt es die Infos leider spät, da der Zeitunterschied nun sechs Stunden beträgt.
Bis morgen
Ellen
Dakar Rallye 2011: 11. Etappe - Ellen Lohrs Videoblog
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